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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war meines Erachtens allen gegensätzlichen Gutachten zum Trotz schon beinahe vorbestimmt, obwohl ich mir natürlich nicht gewünscht hatte, dass meine Befürchtungen sich auf so schreckliche Weise bewahrheiten würden. Bei dem Gedanken, dass es auch einen voll bewohnten Häuserblock hätte treffen können, drehte sich mir schier der Magen um. Vielleicht würde dieses Unglück den Verantwortlichen ja endlich die Augen öffnen, sodass sie Vernunft annehmen und diesen ganzen Untergrundbahn-Unsinn zu den Akten legen würden, wo er hingehörte.
    Storm kehrte zu uns zurück. Ich schrak aus meinen Gedanken auf und nickte ihm fahrig zu. »Gehen wir.«
    Wir näherten uns dem Haus, doch bevor wir es erreichten, nahm ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung war. Als ich mich umwandte, entdeckte ich auf einem der Steinhaufen die gleiche beigebraune Perserkatze, die mir schon vor einigen Monaten aufgefallen war. Sie erwiderte meinen Blick und wieder glaubte ich, in ihren Augen etwas zu erkennen, das nicht zu einem einfachen Tier passte. Diesmal versuchte ich jedoch gar nicht erst, mich der Katze zu nähern, sondern beeilte mich nach kurzem Zögern, wieder zu Howard, Rowlf und Storm aufzuschließen. Offensichtlich hatte ich einen neuen, vierbeinigen Nachbarn, den ich in Zukunft wahrscheinlich noch öfter sehen würde. Ich freute mich darauf, hatte im Moment aber wahrlich andere Sorgen.
    Wir betraten das Haus durch die große Bresche in der Mauer, die einmal das Eingangsportal aufnehmen sollte; jedenfalls vermutete ich, dass sie es war. Sicher konnte ich mir bei diesem Haus, das aussah, als hätte es im Zentrum eines Schlachtfeldes gestanden, allerdings nicht sein.
    In der Eingangshalle standen zahlreiche Gerüste, was den Raum viel niedriger und vor allem weniger großzügig aussehen ließ, als er war.
    Darauf verschwendete ich allerdings nur einen einzigen Blick. Für die nächsten Minuten war ich voll und ganz damit beschäftigt, mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen dazustehen und zu versuchen zu begreifen, was ich sah.
    Nicht, dass es mir gelang.
    Um das Tohuwabohu ringsum mit einem einzigen Wort zu beschreiben: Chaos. Bauarbeiter eilten hin und her und ich hatte fast den Eindruck, dass jeder von ihnen das genaue Gegenteil von dem tat, was andere vor ihm getan hatten, wenn sie sich nicht gerade gegenseitig nach Kräften behinderten oder einander auf die Füße traten. Ein Teil der vollständig niedergebrannten Treppe war bereits wieder aufgebaut worden. Eine ganze Horde von Schreinern und Gehilfen waren emsig damit beschäftigt, Maße zu nehmen, Stufen zu sägen und einzupassen oder Löcher für das Geländer zu bohren, dicht gefolgt von den Anstreichern, die sich vom Fuße der Treppe an mit Tapeten und Farben hinter ihnen herarbeiteten und dabei das noch nicht versiegelte Holz selbstverständlich nach Kräften bekleckerten. Materialien wurden vollkommen sinnlos von einer Ecke in die andere geräumt, nur um von anderen Männern von dort gleich wieder fortgeschafft zu werden. Ein Teil der im Feuer geborstenen Bodenfliesen war bereits entfernt und durch neue ersetzt worden, die weder in Farbe noch in Form ganz zusammenpassten. Die absolute Krönung aber bot die Wand an der Stirnseite des Raumes: Mehrere Männer hatten damit begonnen sie zu streichen, während andere von der entgegengesetzten Seite aus Tapeten aufklebten und in der Mitte der Wand jemand Maß für eine Vertäfelung nahm. Ich wusste nicht recht, ob ich lachen oder weinen sollte, und rettete mich schließlich in ein stummes Kopfschütteln. Im Stillen revidierte ich meine Einschätzung des Geschehens von Chaos zu blankem Irrsinn.
    Howard hingegen blieb ganz und gar nicht stumm. »Das nennen Sie Organisation?« Er wandte sich mit gefährlich leiser Stimme an Storm. An seiner Schläfe pochte eine Zornesader. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er dicht davorstand zu explodieren, und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück.
    »Wir … wir müssen improvisieren«, verteidigte sich Storm. Es klang kläglich. »Sie wollten doch, dass das Haus heller und freundlicher wird. Größere Fenster, frischere Farben und so weiter.«
    Ich nickte. In der Zeit zwischen meinem Einzug in Andara-House und dem Brand hatte ich mich an das Haus gewöhnt, aber das bedeutete nicht, dass es mir gefallen hatte. Mein Vater hatte es erbauen lassen und er musste einen ziemlich düsteren Geschmack gehabt haben; und eine gewisse Vorliebe fürs Morbide. Seit ich es kannte, war

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