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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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meine Frage in Gedanken selbst: nein. Er verstand es nicht.
    »Doch, ich verstehe dich sehr gut.« Howard schien sich für meine spitze Bemerkung revanchieren zu wollen, indem er mir immer noch neue und jedes Mal dickere Rauchwolken ins Gesicht blies. »Ich bin ja selbst überrascht, dass Rodericks Magie immer noch wirksam ist. Aber es ist nun einmal so und du musst dich damit abfinden. Du solltest die positiven Seiten daran sehen. Bei den Gegnern, mit denen du es zu tun hast, solltest du für jede Hilfe dankbar sein.«
    »Gegen Priscylla und die SIEBEN SIEGEL DER MACHT hat es mich auch nicht schützen können«, wandte ich ein.
    »Es hat es versucht«, entgegnete Howard ruhig. »Es hat dir genügend Warnungen zukommen lassen, aber du hast sie alle in den Wind geschlagen. Du warst ja buchstäblich blind vor Liebe.«
    Er wollte noch mehr sagen, doch in diesem Moment trat Mary erneut ins Zimmer und sie war nicht allein. Bei ihr befand sich Harley, der Sohn von Grays Butler David. Ich war für die Ablenkung dankbar; die Diskussion mit Howard führte ohnehin zu nichts. Sie riss nur alte Wunden wieder auf.
    Rowlf grinste über sein ganzes Bulldoggengesicht. »Wie sieht’s denn mittem strampellosen Fahrrad aus?«, fragte er spöttisch.
    Harley, Davids Sohn, warf ihm einen finsteren Blick zu, ging jedoch wohlweislich nicht auf die Bemerkung ein, um keinen weiteren Spott zu provozieren. Seit ich ihn kannte, arbeitete er verbissen an einer Erfindung. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, ein selbsttätig fahrendes Fahrrad zu entwickeln, ohne trotz allen Eifers bislang irgendwelche Erfolge verbuchen zu können. »Doktor Gray schickt mich«, wandte sich Harley an mich. »Inspektor Cohen war bei ihm und sucht Sie. Er möchte unbedingt mit Ihnen sprechen, Mister Craven.«
    »Cohen?« Ich runzelte die Stirn. »Hat er gesagt, was er will?«
    Harley schüttelte den Kopf. »Nein, aber es wäre sehr wichtig. Er bittet Sie, in die Atkins-Road zu kommen, wo heute Nacht dieses Haus eingestürzt ist.«
    Mein Stirnrunzeln vertiefte sich noch. Was konnte Cohen von mir wollen, was mit dem Einsturz des Hansom-Komplexes zu tun hatte? Ich war es ja mittlerweile gewohnt, für alles Mögliche verantwortlich gemacht zu werden – aber einstürzende Häuser gehörten noch nicht dazu.
    Jedenfalls bis jetzt.
    Da ich es bestimmt nicht herausfinden würde, wenn ich weiter hier herumstand, nickte ich und bat Mary, mir meinen Mantel zu bringen. »Also gut, ich komme.«
     
    Hätte ich es bis zu diesem Moment noch nicht gewusst – spätestens jetzt wäre mir klar geworden, was man unter dem Begriff Chaos zu verstehen hatte. Das gesamte Gebiet um die Atkins-Road war weiträumig abgesperrt worden, was angesichts der unzähligen Schaulustigen, die in der Gegend herumstanden und sich gegenseitig bestätigten, dass sie ein solches Unglück schon längst hätten kommen sehen, wohl auch dringend nötig war. Der Lärm und das Durcheinander waren unbeschreiblich. Ich hatte eine Menge erwartet, nach Howards Ankündigung – aber nicht das. Die vergleichsweise wenigen Polizisten und wirklichen Hilfskräfte, die ebenso tapfer wie vergebens versuchten, wenigstens einen Anschein von Ordnung aufrecht zu erhalten, taten mir in der Seele Leid.
    »Diese verdammten Gaffer«, stieß Howard hervor, der es sich nicht hatte nehmen lassen, mich ebenso wie Rowlf zu begleiten. »Möchte nur wissen, was die alle hier wollen. Es gibt doch sowieso nichts zu sehen.«
    »Die gucken, ob eina guckt«, sagte Rowlf. Ich enthielt mich jeden Kommentars. Die Sensationsgier der Leute war mir schon immer zuwider gewesen. Ich hätte vielleicht ein paar etwas dezentere Worte gewählt – aber im Grunde sprach Howard nur das aus, was auch ich fühlte.
    Mit dem Wagen kamen wir unmöglich bis an eine der Absperrungen heran, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als auszusteigen und uns zu Fuß einen Weg durch die Menge zu erdrängeln, was uns auch nur gelang, weil Rowlf vorausging und uns recht unsanft einen Weg bahnte. Wüste Flüche und Verwünschungen begleiteten uns und ich bekam ein paar derbe Knüffe ab, die sich im Laufe der nächsten Stunden sicherlich zu prachtvollen blauen Flecken entwickeln würden, bis es uns gelang, uns zu der Absperrung selbst vorzudrängen. Ein sichtlich genervter Bobby wollte uns zurückscheuchen und gab seine feindselige Haltung erst auf, als ich ihm meinen Namen nannte und sagte, dass Inspektor Cohen uns erwartete. Mit einem Mal wurde er sogar regelrecht

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