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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sehen sie nicht gemacht waren, sodass ich den Blick abwenden musste. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich hatte weder einen solchen Stein noch das Symbol darauf jemals gesehen – wohl aber Darstellungen wie diese. Die Linien schienen sich auf unmögliche, sinnverwirrende Art zu krümmen und zu winden, gehorchten nicht der euklidischen Geometrie, sondern gehörten zum fremdartigen Kosmos der GROSSEN ALTEN.
    Ein deutlicher Anhaltspunkt, dass etwas mit dem mysteriösen Auftauchen Hasseltimes ganz und gar nicht stimmte.
    Um einiges deutlicher, als mir lieb gewesen wäre, um ehrlich zu sein.
    Das Wissen, was diese Erkenntnis wirklich bedeutete, war bereits in mir, aber noch weigerte ich mich, aus der düsteren Ahnung einen konkreten Verdacht werden zu lassen. Ich hatte Zeit meines Lebens die Meinung vertreten, dass es zu nichts gut ist, sich selbst zu belügen – aber es gibt Momente, in denen man auch mit den ehernsten Grundsätzen brechen muss. Und dies war einer davon.
    »Kann ich das … vorübergehend behalten?«, erkundigte ich mich in – wie ich hoffte – möglichst beiläufigem Ton. Ich drehte den Stein in den Händen und versuchte einen zwar interessierten, aber nicht beunruhigten Eindruck zu erwecken. Ob es mir bei Cohen gelang, weiß ich nicht. Rowlf jedenfalls sah mich nur kurz aus den Augenwinkeln an und wurde um deutlich mehr als nur eine Spur blasser. »Ich würde es gerne genauer untersuchen. Vielleicht steckt hinter dem Symbol eine Bedeutung, die uns weiterhilft, wenn ich sie entschlüsseln kann.«
    Cohen zögerte. »Es ist ein Beweisstück«, wandte er ein. »Vielleicht hat es keinerlei Bedeutung, vielleicht aber doch. Immerhin habe ich es mit einem Mordfall zu tun.«
    »Sie haben selbst gesagt, dass Hasseltime den Verstand verloren hat und es keinen Zweifel gibt, dass er der Täter war«, erwiderte ich. »Es geht also nicht darum, einen Schuldigen zu finden, sondern nur darum, die Hintergründe zu klären, und dabei kann dieser Stein möglicherweise helfen. Sie bekommen ihn spätestens in ein paar Tagen zurück.«
    Cohen zögerte sichtlich. Offenbar hatte er mir meine gespielte Gelassenheit nicht abgenommen. Aber ich konnte ihm unmöglich erklären, was ich da wirklich in den Händen hielt.
    Schon, weil ich es eigentlich gar nicht wusste …
    »Also gut, versuchen Sie, ob Sie etwas darüber herausfinden können«, gab er schließlich widerstrebend nach. »Sonst können Sie mir nichts sagen, nicht einmal eine Ihrer verrückten … Gespenstergeschichten?«
    Ich lächelte flüchtig und – wie ich hoffte, wenigstens jetzt – überzeugend. Im Moment war es mir weit lieber, Cohen hielt mich für verrückt, als dass er der Wahrheit nahe kam. Im vergangenen Jahr hatte es mich zusammen mit Cohen auf der Suche nach dem Magier Crowley in den schottischen Ort Brandersgate verschlagen und was wir dort erlebt hatten, hätte ausgereicht, jeden normalen Menschen von der Existenz finsterer magischer Kräfte zu überzeugen.
    Wie gesagt: jeden normalen Menschen.
    Nicht so Cohen. Tief in seinem Inneren mochte er wissen – oder zumindest ahnen –, dass es das Übernatürliche gab, aber trotzdem leugnete er weiterhin standhaft alles, was seinem Weltbild widersprach. Cohen gehörte zu den Menschen, denen man nachsagte, mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen zu stehen, und er gab sich damit nicht zufrieden, sondern krallte sie regelrecht in diesen Boden; was unter anderem dazu führte, dass er schlichtweg die Augen vor allem verschloss, was ihn in seiner Überzeugung hätte wanken machen können. Ob sie nun taugten oder nicht – er klammerte sich an natürliche Erklärungen, selbst wenn sie noch so absurd sein mochten. Ich hatte es mittlerweile aufgegeben, ihn vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Selbst wenn er scherzhaft von verrückten Gespenstergeschichten sprach, so hatte sein Weltbild doch bereits einige Risse erlitten, das zeigte nicht zuletzt die Tatsache, dass er sich mit dieser seltsamen Angelegenheit überhaupt an mich wandte. Wenn ich versuchte es vollends zu zertrümmern, würde ich ihm den Boden unter den Füßen wegziehen und wahrscheinlich würde ich damit mehr Schaden als Nutzen anrichten. Cohen war mit Leib und Seele Polizist und einen Großteil seines Lebens hatte er damit zugebracht, Verbrecher zu jagen und sie auf der Basis von Tatsachen, gesammelten Indizien und unwiderlegbaren Beweisen zu überführen. Vermutlich konnte er gar nicht anders, als sich an diese Rationalität zu

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