Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Gegenteil. Mark fuhr unmerklich zusammen und auch Oskins lachte keineswegs, sondern sah seinen jüngeren Kollegen strafend an. Natürlich glaubte er nicht an Vampire und dergleichen Unsinn, aber an diesem Hasseltime war etwas Unheimliches. Und was immer es auch war, irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie besser keine Scherze darüber machen sollten.
    Sie mussten sich aber nicht mehr allzu lange gedulden. Es verging kaum eine weitere Viertelstunde, ehe an die Tür geklopft wurde. Auf Oskins Wink hin öffnete Paul und drei in eher schäbiges Zivil gekleidete Männer betraten die Wachstube. Zwei von ihnen waren wahre Riesen: sechs Fuß große Kleiderschränke mit der Schulterbreite und den Händen von Gorillas (und den dazu passenden Gesichtern), während der dritte von ganz normaler Statur war; auch wenn er zwischen seinen beiden Begleitern wie ein Zwerg wirkte. Nach dem, was Mark ihm vorhin erzählt hatte, was Oskins nicht überrascht, als sie die drei Besucher als eben jene Männer von der staatlichen Nervenheilanstalt vorstellten, die ihnen angekündigt worden waren, um Hasseltime abzuholen. Trotzdem überprüfte Oskins akribisch die Schriftstücke, die sie mitgebracht hatten, ehe er Paul den Schlüsselbund in die Hand drückte und ihm auftrug, ihre Gäste zu Hasseltime zu führen. Die beiden Gorillas entfernten sich in Begleitung des jungen Aufsehers, während der dritte Mann in der Wachstube zurückblieb. Seine Papiere hatten ihn als Dr. Gifford legitimiert, aber Oskins Meinung nach war er entschieden zu jung, um wirklich Arzt zu sein. Zumindest kein guter.
    »Wollen Sie Ihren Patienten nicht persönlich entgegennehmen?«, erkundigte sich Oskins.
    Gifford schüttelte den Kopf und setzte sich unaufgefordert an den kleinen Tisch neben der Tür, auf dem noch die Reste von Oskins’ einfachem Frühstück standen. Ebenso unaufgefordert griff er nach Oskins’ Tasse und nippte an dem längst kalt gewordenen Tee.
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte er. »Frank und Thys werden schon mit ihm fertig.«
    »Ihre beiden Begleiter.« Oskins musterte die Teetasse in Giffords Hand strafend, was den jungen Arzt aber nicht besonders zu beeindrucken schien.
    »Sie haben die beiden ja gesehen«, bestätigte Gifford lachend. »Die zwei haben zusammen nicht mal genug Grips für einen, aber sie werden mit jedem Verrückten fertig, glauben Sie mir. Eigentlich ist das ein Witz für sich – wissen Sie, dass sie früher einmal selbst Insassen unserer Anstalt waren?«
    »Nein«, antwortete Oskins einsilbig. Woher auch?
    »Waren sie«, bestätigte Gifford, leerte den Rest des Tees mit einem einzigen Zug und verzog das Gesicht. »Ihr Tee ist zu süß, guter Mann. Zu viel Zucker ist nicht gesund.«
    Oskins setzte zu einer ärgerlichen Antwort an, aber Mark kam ihm zuvor. »Ich halte es trotzdem für besser, wenn Sie selbst mitgehen, Doktor. Dieser Hasseltime ist irgendwie … unheimlich. Vielleicht sollten Sie ihm eine Spritze geben oder sowas.«
    »Das werde ich, guter Mann, das werde ich«, antwortete Gifford. »Sobald wir in der Klinik sind. Was meinen Sie mit unheimlich?«
    Mark zuckte unglücklich mit den Schultern. »Unheimlich eben«, sagte er. »Er … macht mir fast Angst.«
    Gifford lachte. »Aber ich bitte Sie! Der Mann ist krank, das ist alles.«
    »Er ist nicht wie Ihre anderen Patienten«, sagte Oskins.
    »Ach? Und woher wollen Sie das wissen? Ich meine: Sie kennen meine andere Patienten doch gar nicht.«
    Das stimmte zwar, war aber trotzdem nur ein Teil der Wahrheit. Oskins hatte in seinem Leben schon genug Verrückte gesehen, denn auch sie kamen zumeist erst hierher, ehe sie an die entsprechenden Institutionen weitergeleitet wurden. »Ich habe so jemanden noch nie gesehen«, fuhr er fort. »Irgendetwas mit ihm stimmt nicht. Glauben Sie mir.«
    Gifford bedachte ihn mit einem fast mitleidigen Blick. »Sie irren sich«, sagte er. »Ich weiß, wovon ich rede, glauben Sie mir. So wie Ihnen geht es den meisten Menschen, die auf jemanden wie Hasseltime treffen. Die Menschen fürchten nun einmal alles, was sie nicht verstehen. Ich will das Problem nicht verharmlosen – Menschen wie Hasseltime können sehr gefährlich sein. Aber wir wissen, wie wir mit ihnen umzugehen haben, vor allem Frank und Thys. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Sorgen machte sich Oskins auch gar nicht. Jedenfalls nicht in diesem Augenblick. Wohl aber in der nächsten Sekunde, denn da hörten sie Pauls Stimme, die einen gellenden Schrei ausstieß.
     
    Mehr

Weitere Kostenlose Bücher