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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sehen, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. Und auch ich fuhr spürbar zusammen, denn ich hatte den grauhaarigen, vielleicht sechzigjährigen Mann im gleichen Augenblick wiedererkannt wie er mich.
    »Mister Craven?«, fragte er fassungslos. »Aber das … das kann doch nicht sein! Sie sind -«
    »Nicht der, für den Sie mich halten«, unterbrach ich ihn hastig. »Sie verwechseln mich mit meinem Bruder.«
    Montgomery starrte mich weiter mit einem Ausdruck an, der mir auch noch das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht weichen ließ. Clifford Montgomery hatte zwar nicht zu meinem engsten Freundeskreis gezählt, aber wir hatten uns doch ziemlich gut gekannt. Gut genug zumindest, dass er auf diese plumpe Lüge einfach nicht hereinfallen konnte.
    »Bruder?«, fragte er denn auch. »Wie meinen Sie das?«
    »Robert Craven war mein Zwillingsbruder«, antwortete ich. »Mein eineiiger Zwillingsbruder. Man hat uns früher oft verwechselt, vor allem, da unsere Eltern sich auch noch den Scherz erlaubt haben, uns den gleichen Namen zu geben. Ich glaube, sie konnten uns oft selbst nicht auseinander halten und wollten es sich auf diese Art einfacher machen.« Ich lachte, aber es klang sehr viel nervöser, als mir lieb war. »Ich war richtig froh, als Bobby nach England gegangen ist. Ich bin in den Staaten zurückgeblieben.«
    »Aber diese Ähnlichkeit …« Montgomery schüttelte immer wieder den Kopf und ich spürte deutlich, dass er noch immer alles andere als überzeugt war. »Ich habe schon Zwillinge gesehen, aber das … Ich hätte meine rechte Hand verwettet, dass Sie es sind.«
    »Gut, dass Sie es nicht getan haben«, antwortete ich. Um das Thema zu wechseln, deutete ich auf das Relief. »Was ist das?«
    Montgomery starrte mich noch eine weitere, sehr unangenehme Sekunde lang durchdringend an, dann aber drehte auch er sich zu dem Relief herum und als er weitersprach, war in seiner Stimme jener Klang von mühsam unterdrückter Begeisterung, zu dem wahrscheinlich nur Wissenschaftler fähig sind, die gerade etwas vollkommen Neues entdeckt haben.
    »Wir wissen es noch nicht genau«, gestand er. »Aber es ist phantastisch, nicht wahr?«
    »Hm«, machte ich. »Ehrlich gesagt, ich finde es … unheimlich.«
    Montgomery nickte. »Ja, das könnte man sagen«, sagte er. »Niemand von uns hat so etwas je gesehen. Es muss einer bisher vollkommen unbekannten Kultur entstammen. Und es muss uralt sein.«
    Wenn du wüsstest, wie alt, mein Freund, dachte ich. Laut sagte ich: »Sie verstehen etwas von solchen Dingen?«
    »Das will ich wohl meinen.« Montgomery lächelte. »Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit, Mister Craven. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Montgomery. Ich bin der Leiter der naturhistorischen Abteilung im hiesigen Museum.«
    Ich unterdrückte im allerletzten Moment den Impuls, ihn zu seiner Beförderung zu beglückwünschen – als wir uns das letzte Mal gesehen hatten, da war er noch stellvertretender Leiter dieser Abteilung gewesen.
    »Und Sie?«, erkundigte er sich. »Darf ich fragen, welches Interesse Sie an diesem Bild haben?«
    »Eigentlich keines«, log ich. »Ich bin nur zufällig hier. Ich versuche gerade, das Erbe meines Bruders anzutreten, und Mister Lovecraft -«
    »Er war ein guter Freund Ihres Bruders, ich weiß«, unterbrach mich Montgomery. »Er ist ein sehr vertrauenswürdiger Mensch, ganz egal, was man über ihn erzählt. Ich habe all diese verrückten Dinge nie geglaubt, die man ihm vorgeworfen hat. Halten Sie sich ruhig an ihn.«
    Ich lenkte das Gespräch mit einer Kopfbewegung wieder auf das Relief. Montgomery war noch immer ein wenig misstrauisch, das spürte ich einfach. Es war vielleicht besser, nicht zu viel über meinen verstorbenen Bruder zu reden. »Was geschieht jetzt damit?«, fragte ich. »Ich nehme an, Sie werden es gründlich untersuchen und entsprechende Zeichnungen anfertigen lassen, um -«
    »Wo denken Sie hin, Mister Craven«, unterbrach mich Montgomery lächelnd. »Sie glauben doch nicht wirklich, dass wir ein solches archäologisches Kleinod einfach hier lassen? Diese Gänge werden gründlich vermessen und dann zugemauert!«
    Genau das hatte ich gehofft. Aber noch bevor ich meiner Erleichterung Ausdruck verleihen konnte, fuhr Montgomery fort: »Vorher werden wir es natürlich vorsichtig ausgraben und ins Museum schaffen.«
    Hätte er mir warnungslos einen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet, hätte ich kaum mehr erschrocken sein können. »Wie

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