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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Teufel ging hier vor?
    Ich hatte noch nie die Veranlagung zum Schlafwandeln besessen, aber ich hatte auch noch nie einen Traum wie diesen gehabt, der trotz seiner surrealen Verfremdungen des Hauses so realistisch war. Möglicherweise hatte ich mit meiner ersten Vermutung doch nicht so Unrecht gehabt, hatte sogar mehr Bewegungen aus dem Traum als ursprünglich gedacht auch in Wirklichkeit ausgeführt. Aber wo genau verlief die Grenze zwischen Traum und Realität?
    Ich verdrängte den Gedanken. Das war etwas, was ich wohl nie herausfinden würde, aber allein die Vorstellung, dass ich schlafend durch das teilweise noch im Rohbau befindliche Haus geirrt sein könnte, jagte mir noch nachträglich eine Gänsehaut über den Rücken.
    Mit aller Macht bemühte ich mich, auch die Gedanken an das übrige Geschehen zurückzudrängen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Mein Herzschlag hatte sich inzwischen wieder weitgehend normalisiert, aber meine Nerven waren immer noch aufgeputscht. Einige Minuten lang saß ich einfach nur mit geschlossenen Augen da, versuchte an gar nichts zu denken und mich zu entspannen.
    Es gelang mir nicht. Immer wieder drängten sich die zahllosen offenen Fragen in mein Bewusstsein, sah ich die Flut schwarzer Spinnenleiber auf mich zurasen, glaubte ich die Berührungen der krabbelnden Beine auf meinem Körper zu spüren … Die Erinnerung daran war beinahe noch deutlicher in meinem Bewusstsein, als wenn ich alles tatsächlich erlebt hätte.
    Erneut stand ich auf und begann, unruhig im Raum auf und ab zu gehen. Wie schon vor dem Einschlafen verspürte ich wieder eine innere Unruhe, die mich kribbelig werden ließ und meine Aggressivität weckte.
    Im Hilton wäre ich jetzt wahrscheinlich ins Foyer hinuntergegangen, in der Hoffnung, dort Macintosh zu treffen und ein bisschen mit ihm zu streiten, um auf diese Art etwas Dampf abzulassen. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn Storm jetzt hier wäre. In den letzten Monaten hatte ich ihm viel zu viel durchgehen lassen und jetzt befand ich mich genau in der richtigen Stimmung, ihm wegen der endlosen Verzögerungen mal ordentlich die Hölle heiß zu machen. Hätte er nicht so geschlampt, wäre dieses Haus längst fertig und ich bräuchte nicht allein hier zu sitzen.
    Aber das bräuchte ich auch nicht, wenn Howard mich nicht mit seinen idiotischen Argumenten überredet hätte, schon heute hier einzuziehen. Wie hatte ich mich nur darauf einlassen können? Die richtige Antwort auf seinen Vorschlag wäre gewesen, wenn ich ihm seine stinkende Zigarre in den Rachen gestopft hätte. Das war eine Vorstellung, die mir gefiel. Im Grunde wünschte ich es mir schon lange, hatte nur nie den Mut gefunden, mir diesen Wunsch einzugestehen, geschweige denn, ihn in die Tat umzusetzen. Der einzige Zweck seiner Scharade konnte nur sein, dass er mich wieder aus dem WESTMINSTER hatte loswerden wollen. Das hätte er auch anders haben können. So, wie er mir in letzter Zeit auf die Nerven ging, konnte er mir ohnehin gestohlen bleiben.
    Wütend schlug ich mit der Faust gegen die Wand. Es war wirklich äußerst bedauerlich, dass niemand hier war, an dem ich meinen Zorn abreagieren konnte, und wenn es nur einer der Bauarbeiter wäre. Irgendeinen Vorwand, einen Streit vom Zaun zu brechen, würde ich schon finden.
    Das Kribbeln in meiner Magengegend wurde noch stärker. Wie schon zuvor fühlte ich mich in dem Zimmer wie in einem Käfig gefangen. Vielleicht sollte ich nach Soho oder in eins der anderen Stadtviertel fahren, wo es genügend Clubs und Bars gab, in denen ich Streit anfangen und irgendjemanden zusammenschlagen konnte. Danach würde ich mich mit Sicherheit besser fühlen. Nur leider hatte ich um diese Zeit keine Möglichkeit mehr, eine Kutsche zu bekommen.
    Noch einmal hämmerte ich mit der Faust gegen die Wand, so fest diesmal, dass ein greller Schmerz durch meine Knöchel schoss. Der Schmerz ließ meine Wut etwas verrauchen, dafür stieg Entsetzen darüber in mir auf, was ich gerade gedacht hatte. Was war nur mit mir los, dass ich auf jede Kleinigkeit so gereizt reagierte und mir sogar schon wünschte, irgendwelche wildfremden Leute zusammenzuschlagen, nur um mich abzureagieren?
    Ähnlich war es auch schon vor dem Albtraum gewesen, nur nicht so schlimm. Auch da hatte ich eine so starke Aggressivität verspürt, dass ich mir selbst fremd geworden war, ohne dass ich meine Wut hatte unterdrücken können. Auch jetzt gelang mir das nur mit äußerster Mühe. Wenn ich nur an Howard, Storm

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