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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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oder sonst jemanden, der mir in letzter Zeit das Leben schwer gemacht hatte, dachte, stieg sofort wieder ein kaum beherrschbarer Zorn in mir auf.
    Ich verstand selbst nicht, was mit mir los war. Gut, meine Nerven waren zurzeit nicht die besten, aber so etwas? Was würde geschehen, wenn ich vollends die Beherrschung über mich verlor? Würde ich womöglich blindlings aus dem Haus stürmen und irgendeinen Passanten suchen, den ich verprügeln konnte? Das durfte nicht geschehen, irgendwie musste es mir gelingen, mich unter Kontrolle zu halten. Wenn ich wenigstens wüsste, woher mein Zorn rührte, würde es mir sicher leichter fallen, dagegen anzukämpfen.
    Hinter mir ertönte ein leises Miauen. Einen Moment lang blieb ich noch wie erstarrt stehen, dann erst wandte ich mich langsam um. Merlin hatte sich auf meinem Bett zusammengerollt und leckte sich in aller Gemütlichkeit die Pfoten.
    Kopfschüttelnd trat ich näher, setzte mich neben ihn und kraulte ihn hinter den Ohren.
    »So ganz allmählich wirst du mir unheimlich, weißt du?«, murmelte ich. Sowohl die Tür wie auch die Fenster waren fest verschlossen, aber ich hatte schon mehr als einmal erlebt, dass solche Hindernisse für Merlin nicht zu existieren schienen. »Ganz im Ernst, ein paar deiner Tricks könntest du mir ruhig mal verraten.«
    Der Kater blinzelte mich träge an, dann rollte er sich auf den Rücken, damit ich ihn auch am Bauch kraulen konnte. Seufzend kam ich seinem Wunsch nach. Wenigstens fühlte ich mich jetzt nicht mehr so einsam wie zuvor.
    Einige Minuten lang beschäftigte ich mich mit Merlin, dann machte sich meine innere Unruhe wieder bemerkbar. Der Kater miaute protestierend, als ich vom Bett aufstand, doch ich kümmerte mich nicht darum, sondern trat ans Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Das Gewitter hatte London inzwischen erreicht und entlud sich mit aller Macht über der Stadt. Regen prasselte gegen die Scheibe und lief in Schlieren daran herab. Gefolgt von lauten Donnerschlägen zuckten verästelte Blitze vom Himmel herab und tauchten den Ashton Place immer wieder für Bruchteile von Sekunden in kaltes, bläuliches Licht, das alle Konturen übermäßig scharf hervortreten zu lassen schien.
    Unkraut und Gestrüpp wucherten rings um das Haus, wo sich einst der gepflegte Garten von Andara-House erstreckt hatte. Im ersten Moment glaubte ich an ein Spiel des Windes, als ich sah, wie sich die Zweige eines der Büsche bewegten, doch gleich darauf wiederholte sich die Bewegung im Lichtschein eines Blitzes und diesmal war ich sicher, dass sie nicht vom Wind hervorgerufen wurde. Für einen Augenblick glaubte ich sogar, die Umrisse einer Gestalt inmitten des Gestrüpps zu entdecken.
    Irgendjemand schlich auf meinem Grundstück herum! Der Gedanke fegte alle zuvor gefassten Vorsätze hinweg und ließ erneut heißen Zorn in mir auflodern. An einen Einbrecher glaubte ich nicht, da wohl kein Dieb so dämlich wäre, in ein im Bau befindliches und offenkundig noch nicht eingerichtetes Haus einzubrechen, in dem es nichts zu holen gab. Eher dürfte es sich um einen Stadtstreicher handeln, der sich ein trockenes und windgeschütztes Plätzchen für die Nacht suchte.
    Da war er bei mir genau an der richtigen Adresse. Ich würde ihn ohne langes Federlesen hinauswerfen und wenn er sich wehren sollte – was ich mir fast schon wünschte –, würde er schnell feststellen, dass er sich mit dem Falschen eingelassen hatte.
    Merlin stieß ein lautes Knurren aus, als ich voller Vorfreude herumfuhr, doch ich ignorierte ihn schlichtweg, ergriff die Kerze und stürmte aus dem Raum. Die Tür warf ich hinter mir ins Schloss.
    Während ich den Korridor so schnell entlangrannte, wie mir möglich war, ohne dass die Kerzenflamme erlosch, beobachtete ich trotz der in mir kochenden Wut die Wände und den Boden misstrauisch, getrieben von der Furcht, die Umgebung könnte sich erneut wie im Traum verändern. Meine Befürchtung erwies sich jedoch als unbegründet, diesmal geschah nichts dergleichen. Ohne Zwischenfall erreichte ich die breite, sanft geschwungene Treppe und hastete in den ersten Stock hinunter. Der Gedanke daran, dass sich irgendjemand unbefugt auf meinem Grundstück herumtrieb, fachte meinen Zorn immer wieder neu an.
    Ich wollte die Treppe weiter ins Erdgeschoss hinunterstürmen, verharrte dann aber auf dem Treppenabsatz. Schritte und leises Stimmengemurmel drangen aus der Eingangshalle zu mir herauf. Der Eindringling befand sich bereits im Haus und war

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