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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ein Zwillingsbruder Cravens – freilich ebenfalls aus Amerika, was an sich schon nichts Gutes verhieß – aufgetaucht war und mit dem Wiederaufbau des Hauses begonnen hatte. Diese Arbeiten zogen sich nun schon über gut ein Jahr hin, scheinbar ohne richtig voranzukommen. Erst in den letzten Wochen hatte sich das geändert. Rund um die Uhr wurde seither auf der Baustelle gearbeitet und nur die Aussicht, dass es nun nicht mehr lange dauern konnte, bis alle Unannehmlichkeiten überstanden waren, hatte Sir Geoffrey darauf verzichten lassen, seinen Einfluss gegen die nächtliche Ruhestörung geltend zu machen.
    An diesem Abend jedoch lag die Baustelle einsam und verlassen da, lediglich hinter einem Fenster im zweiten Stock des Hauptgebäudes brannte Licht. Normalerweise hätte Sir Geoffrey angenommen, dass einer der Arbeiter vergessen hatte, es zu löschen, doch dann entdeckte er den Schatten eines Menschen, der über eine Wand des beleuchteten Zimmers glitt. Nun erinnerte er sich auch wieder an eine beiläufige Bemerkung seines Butlers, dass im Laufe des Nachmittags mehrfach große Fuhrwerke vor Andara-House gehalten hätten und Möbel ins Haus gebracht wurden.
    Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf Sir Geoffreys Gesicht. Er hatte in der Vergangenheit mehrfach Informationen über seinen zukünftigen Nachbarn eingeholt und dabei erfahren, dass Robert Craven der Zweite bereits vor Wochen seine Suite im Hilton aufgegeben und sich in einer drittklassigen Absteige in einem verrufenen Viertel der Stadt einquartiert hatte. Wie es aussah, war er nun bereits in seinem neuen Heim eingezogen, obwohl die Bauarbeiten noch längst nicht abgeschlossen waren, was nur bedeuten konnte, dass seine finanziellen Mittel allmählich zur Neige gingen – eine Schlussfolgerung, die Sir Geoffrey außerordentlich gut gefiel.
    Sowohl um vor weiteren unliebsamen Überraschungen durch unerwünschte Nachbarn gefeit zu sein, wie auch, damit die hässliche Ruine endlich verschwand, hatte er in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, das Anwesen selbst zu kaufen, sich jedoch trotz all seines Einflusses an Dr. Gray, dem Nachlassverwalter, die Zähne ausgebissen. Als dann der gleichnamige Erbe Robert Cravens aufgetaucht war und mit dem Wiederaufbau des Hauses begonnen hatte, schienen seine Chancen vollends zu schwinden, doch jetzt schöpfte er wieder neue Hoffnung.
    Er hatte sich dem Anwesen inzwischen bis auf wenige Dutzend Schritte genähert, als beide Hunde plötzlich stehen blieben. Sie hatten die Zähne gefletscht und ein dumpfes Knurren entrang sich ihren Kehlen.
    »Lucifer! Devil!«, stieß Sir Geoffrey hervor und zog ruckartig an den Leinen.
    Ohne Erfolg. Die Tiere knurrten nur noch etwas lauter. Dabei zitterten sie am ganzen Körper. Ihre Blicke waren unverwandt auf Andara-House gerichtet.
    Sir Geoffrey runzelte die Stirn. Beide Hunde waren hervorragend abgerichtet und gehorchten ihm stets aufs Wort. Ein solches Verhalten war absolut untypisch für sie. Noch einmal zerrte er an den Leinen, doch sie ließen sich nicht dazu bewegen, auch nur einen Schritt weiterzugehen. Es schien fast so, als ob sie sich vor etwas fürchteten, was bei den beiden kräftigen Rottweilern jedoch praktisch ausgeschlossen war. Er wusste, dass sie sich auf einen bloßen Wink mit dem kleinen Finger hin auf jeden noch so überlegenen Feind stürzen würden.
    Erneut blickte er zu Andara-House hinüber. Wie ein schwarzer Scherenschnitt hob sich das Gebäude gegen den von gelegentlichen fernen Blitzen durchfurchten Nachthimmel ab. Das erleuchtete Fenster kam ihm plötzlich wie ein einzelnes gelbes Raubtierauge vor, das ihn über den Bauzaun hinweg anstarrte.
    Und dann …
    Sir Geoffrey wusste nicht genau zu sagen, was geschah. Die Umrisse des Hauses schienen sich auf unmögliche Art zu verändern. Die beiden Kamine, die aus dem Dach des Haupttraktes ragten, sahen plötzlich wie lange, gebogene Hörner aus, die aus einer dämonischen Fratze wuchsen, deren Form das Gebäude angenommen hatte und die von dem funkelnden Raubtierauge beherrscht wurde.
    Obwohl der Mond hinter gewaltigen, am Firmament dahinrasenden Wolkenbergen verschwunden war, zeichnete sich der Schatten des Gemäuers deutlich auf dem feuchten Kopfsteinpflaster ab.
    Nur, dass es nicht der Schatten eines Hauses war …
    Was Sir Geoffrey sah, war ein gewaltiger düsterer Umriss, so finster, als ob der Boden, auf den er fiel, einfach zu existieren aufgehört und sich in einen endlosen, Licht schluckenden Abgrund

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