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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gesicht lag im Schatten der Kapuze verborgen.
    Erst nach mehreren Minuten drosselte der Kutscher das Tempo, sodass ich mich ein wenig entspannen und in eine halbwegs bequeme Position rutschen konnte.
    »Sie wurden verfolgt?«, erkundigte sich mein Retter mit seiner hellen Stimme und diesmal war ich mir sicher, dass ich es wirklich mit einem Kind zu tun hatte. Das bestätigte sich gleich darauf, als er die Kapuze zurückschlug. Das von gelockten blonden Haaren eingerahmte Gesicht eines sieben- oder achtjährigen Jungen kam darunter zum Vorschein und lächelte mich neugierig an. Ich fragte mich, was ein Kind in diesem Alter so spät noch allein unterwegs machte, verschob die Frage aber erst einmal auf später.
    »Allerdings«, bestätigte ich. Da ich die Wahrheit schlecht erzählen konnte, nahm ich zu einer Notlüge Zuflucht. »Ein paar Halsabschneider, die es wohl auf meine Geldbörse abgesehen hatten.«
    »Ja, es sind schlimme Zeiten. Man kann sich auf den Straßen seines Lebens nicht mehr sicher sein«, sagte der Junge auf eine altkluge Weise, die in krassem Gegensatz zu seiner Jugend stand.
    »Umso erstaunlicher, wenn ein Junge in deinem Alter so spät noch allein unterwegs ist.« Ich lächelte. »Und sich auch noch traut, Fremde mitzunehmen.«
    Er machte eine gleichgültige Geste. »Ich bin ja nicht allein. Mortimer ist bei mir, der Kutscher. Er hat mich bei Freunden abgeholt und jetzt sind wir auf dem Weg nach Hause. Und was Sie betrifft – Sie brauchten offensichtlich Hilfe. Also war es klar, dass ich Sie mitnehmen musste.«
    »Ohne dich hätte ich wirklich ganz schön in Schwierigkeiten gesteckt.«
    Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. »Das tun Sie auch so, Mister Craven«, sagte er ruhig.
    Jemand schien mir einen Eimer Eiswasser in den Nacken gegossen zu haben. Ich war mir sicher, dass ich meinen Namen bislang nicht genannt hatte. »Was … meinst du damit? Und woher weißt du, wie ich heiße?«, fragte ich alarmiert.
    »Weil es nicht das erste Mal ist, dass wir uns begegnen«, erwiderte der Junge. Sein Blick wurde stechend. »Nur sah ich beim letzten Mal noch etwas anders aus.«
    Sein Gesicht veränderte sich, zerfloss vor meinen Augen wie Wachs in der Sonne und formte sich neu, während sein Haar dunkler wurde. Ich stieß ein ersticktes Keuchen aus. Vor mir saß der Junge, den ich in einem See in dem unterirdischen Labyrinth vor einem Ungeheuer gerettet und der daraufhin vor lauter Dankbarkeit versucht hatte, mich umzubringen. Derselbe Junge, den ich wenig später in der Höhle der Ssaddit bei den Anbetern der Thul Saduun wiedergetroffen hatte, wo man mich den Feuerwürmern opfern wollte.
    »Du -«
    »Aber auch das ist nicht mein wahres Aussehen«, fiel mir der Junge kalt ins Wort. »Nichts als eine weitere Täuschung. Was ist eine Lüge schon anderes als die Wahrheit hinter einer Maske?« Erneut zerfloss sein Gesicht und nahm ein anderes Aussehen an. Ein eisiger Splitter schien mir ins Herz zu fahren und jetzt, endlich, begriff ich, wen ich vor mir hatte. Ich kannte das Gesicht, es war mir im Laufe der letzten Monate immer wieder in meinen schlimmsten Träumen begegnet. Aber ich hatte nicht geglaubt, dass ich es noch einmal leibhaftig sehen würde, war überzeugt, dass der Mensch, dem es gehörte, tot wäre.
    »Ich habe viele Masken«, sprach Joshua mit hasserfüllter Stimme weiter. »Aber ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du so einfach zu täuschen wärst – Vater!«
     
    Fassungslos starrte ich den Jungen an, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Unmöglich!, hämmerte es wieder und wieder wie in einer monotonen Endlosschleife in meinem Kopf. Unmöglich!
    Erst nach meiner Rückkehr in die Welt der Lebenden hatte ich überhaupt erst erfahren, dass Shadow, die abtrünnige El-o-hym, mir einen Sohn geboren hatte, doch er war in die Gewalt der GROSSEN ALTEN geraten, die ihn zu ihrem ultimativen Werkzeug in ihrem Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit machen wollten. Aber ihr Plan war nicht aufgegangen. Ausgerechnet Crowley, den sie als Lehrmeister und Ziehvater für Joshua ausgewählt hatten, der einzige Mensch, dem der Junge blind vertraute, hatte sie verraten. Im Augenblick ihres scheinbar größten Triumphes hatte er Joshua in Cthulhus Haus, der Schwarzen Pyramide im Herzen R’lyehs, vor meinen Augen einen Dolch ins Herz gestoßen.
    »Joshua«, murmelte ich mit brüchiger Stimme.
    »Sieh an, du erkennst mich immerhin noch. O ja, ich bin es, Joshua Craven, dem Sohn. Und diesmal

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