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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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rechte Schulter und seinen Oberarm abgesehen zu haben. Bereits nach wenigen Sekunden hatten seine rasiermesserscharfen Krallen den Stoff des Gehrocks und des Hemds darunter so aufgeschlitzt, dass der Ärmel nur noch in Fetzen herunterhing, und nun riss er die Haut darunter auf. Howard zeigte weiterhin keinerlei Anzeichen von Schmerz. Er wehrte sich verbissen, aber gegen den Kater, der sich fast in einen Zustand der Raserei hineingesteigert hatte, hatte er dennoch keine Chance. Blut strömte aus der Wunde an seiner Schulter und darin entdeckte ich etwas Kleines, Graues, kaum größer als einen Penny. Mit einem triumphierenden Fauchen riss Merlin den winzigen Brocken vollends aus seiner Schulter heraus. Im gleichen Moment erlosch Howards Gegenwehr. Mit einem gepressten Stöhnen brach er zusammen.
    Merlin sprang von ihm herunter, stieß ein zufriedenes Schnurren aus und wich in eine Ecke des Zimmers zurück, wo er damit begann, sich in aller Ruhe sein Fell zu putzen.
    Ich stemmte mich auf die Beine, taumelte auf Howard zu und kniete neben ihm nieder. Schon bevor ich nach dem kleinen grauen Etwas, das sich in seiner Schulter befunden hatte, griff und es genauer ansah, wusste ich, um was es sich handelte. Der Stein war zu klein, als dass ich das sinnverwirrende Muster aus ineinander verschlungenen Linien darauf richtig erkennen konnte, doch handelte es sich ohne jeden Zweifel um ein Fragment des Reliefs, das ich vor Wochen in dem unterirdischen Labyrinth zerstört hatte. Ich hatte geglaubt, dass die schlimmste Gefahr damit beseitigt wäre, aber möglicherweise hatte ich sie stattdessen sogar noch vergrößert. So wie jedes Bruchstück des Reliefs das gesamte Oberflächenmuster zeigte, schien auch jeder Splitter einen Teil der magischen Kraft der Thul Saduun zu enthalten. Deutlich spürte ich das Böse, das von dem kleinen Stein ausging. Hastig steckte ich ihn in die Tasche. Möglicherweise würde er mir noch von Nutzen sein, wenn ich später irgendwann Gelegenheit bekam, ihn genau zu untersuchen.
    Howards Schulterwunde blutete noch immer, nicht sehr stark, aber beständig. Ich riss einen Streifen aus seinem ohnehin zerfetzten Hemd, faltete ihn zusammen und legte ihn auf die Wunde, dann band ich ihn mit einem weiteren Stoffstreifen fest. Mehr konnte ich im Moment nicht für ihn tun.
    Rowlf hatte sich auch wieder aufgerichtet, kam auf mich zu und legte mir schwer die Hand auf die Schulter.
    »Hau ab, Jungchen«, keuchte er. Sein Gesicht war übel zugerichtet und voller Blut. »Kann nich mehr lange dauern, bis die annern hier sin. Du muss fliehn.«
    Erst jetzt nahm ich die Schritte auf dem Korridor wahr, die sich dem Zimmer näherten. Rowlf hatte Recht, wenn ich überhaupt eine Chance zur Flucht haben wollte, dann durfte ich keine Zeit mehr verlieren, sonst konnte ich mich direkt ergeben. Trotzdem zögerte ich noch.
    »Und du?«
    »Mach dir um mich keene Sorgen, die sinnur hinter dir her. Ich versuch se aufzuhalten.« Er wankte zur Tür, warf sie zu und drehte den Schlüssel herum. Wenn die unheimlichen Gestalten, die ich auf dem Ashton Place gesehen hatte, über die gleichen Kräfte verfügten wie Howard, würden sie sich dadurch nicht aufhalten lassen; so wenig wie von Rowlf, aber vielleicht konnte er mir zumindest eine kurze zusätzliche Frist verschaffen.
    Ich nickte zögernd, dann eilte ich zum Fenster und beugte mich hinaus. Nach dem Ende des Gewitters hatte sich Bodennebel gebildet, der alles wie eine wattige, weiße Schicht bedeckte. Es sah aus, als hätte es geschneit. Aber wenigstens war weder auf dem Platz selbst noch im Garten unter mir etwas von den Unbekannten zu entdeckten.
    Trotz der Schmerzen in meiner Brust kletterte ich ins Freie. Der Sims unter dem Fenster war feucht und schlüpfrig vom Regen und er schien noch schmaler geworden zu sein, als er mir zuvor bereits vorgekommen war; nicht einmal breit genug, dass ich mit dem ganzen Fuß auftreten konnte. Eng an die Mauer gepresst schob ich mich Zoll für Zoll vorwärts. Mit den Fingerspitzen tastete ich nach Fugen und anderen Unebenheiten im Mauerwerk, an denen ich mich festklammern konnte, und bemühte mich krampfhaft, nicht in die Tiefe zu blicken.
    Hinter mir ertönte ein lautes Krachen, als die Tür meines Zimmers aufgebrochen wurde, dem gleich darauf Kampfgeräusche und ein Schmerzensschrei, untermalt von einem lauten Fauchen folgten. Offenbar hatten meine Verfolger nicht nur mit Rowlfs Fäusten, sondern auch mit Merlins Krallen erste Bekanntschaft

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