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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erreichte ich eine Straßenkreuzung, blieb einen Moment lang stehen und rang keuchend nach Luft. Mein Herz raste und jeder Atemzug brannte wie Feuer in meiner Lunge. Ein kleiner, bösartiger Zwerg schien mir mit sadistischer Freude immer wieder ein Messer in die Seite zu rammen, aber wenigstens schmerzten meine Rippen nicht mehr ganz so schlimm; anders als ich zunächst befürchtet hatte, hatte Howard sie mir offenbar nicht gebrochen.
    Ich lauschte. Meine Verfolger waren wieder ein gutes Stück zurückgefallen, aber immer noch konnte ich ihre schweren Tritte auf dem Pflaster hören. Der Nebel verzerrte alle Geräusche und aufgrund der hallenden Echos, die von überall her auf mich einzudringen schienen, war es schwer, den Abstand zu schätzen, aber ich vermutete, dass mein Vorsprung nicht mehr als dreißig, höchstens vierzig Yards betrug.
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo ich mich befand, konnte nicht einmal ausschließen, dass ich die meiste Zeit im Kreis lief. Aber darauf kam es nicht an, so lange ich nur in Bewegung blieb.
    Länger als vier, fünf Sekunden, in denen ich keuchend Luft in meine Lungen sog, wagte ich nicht stehen zu bleiben, dann hastete ich weiter, auch wenn mein Lauf immer mehr in ein erschöpftes Taumeln überging. Meine Kleidung hatte sich mit der klammen Feuchtigkeit vollgesogen, hing schwer an mir herab und behinderte mich beim Laufen, sodass ich das Gefühl hatte, ein Zentnergewicht mit mir herumzuschleppen, und meine Beine schienen mit Blei gefüllt zu sein. Der Zeitpunkt war abzusehen, an dem ich vor Erschöpfung einfach nicht mehr weiterlaufen konnte.
    Aber auch wenn meine Flucht aussichtslos erschien, noch war ich nicht bereit, einfach aufzugeben. Howards Worte hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass ich um mein Leben rannte. Obwohl die Seitenstiche immer unerträglicher wurden und bittere Galle in meiner Speiseröhre aufstieg, sodass ich das Gefühl hatte, mich jeden Moment übergeben zu müssen, quälte ich mich weiter. Das Blut rauschte in meinen Ohren und die Erschöpfung ließ feurige Kreise vor meinen Augen aufblitzen, aber die nackte Todesangst peitschte mich voran, weckte Kraftreserven, von denen ich selbst nicht wusste, woher ich sie noch nahm.
    Ein neues Geräusch drang in die nur von meinen keuchenden Atemzügen und den hallenden Schritten durchbrochene Stille, aber es dauerte ein paar Sekunden, bis mir bewusst wurde, dass mir das Rauschen in meinen Ohren keinen Streich spielte. Was ich hörte, war das harte, metallische Klappern beschlagener Pferdehufe und das Rollen von Wagenrädern. Ich schöpfte neue Hoffnung. Möglicherweise gab es doch noch eine kleine Chance auf Rettung, wenn es mir gelang, die Kutsche anzuhalten und mitgenommen zu werden.
    Ich blieb stehen und blickte zurück. Der Nebel hinter mir teilte sich. Wie ein schwarzer, gespenstischer Schatten brach ein von zwei Pferden gezogenes Gespann aus den wogenden Schwaden hervor und hätte mich um ein Haar über den Haufen gefahren. Lauthals fluchend zerrte der Kutscher mit aller Kraft an den Zügeln, aber er wäre dennoch zu langsam gewesen, wenn ich mich nicht im letzten Moment mit einem Sprung zur Seite vor den wirbelnden Pferdehufen in Sicherheit gebracht hätte.
    Neben mir flog der Wagenschlag auf.
    »Kommen Sie, schnell!«, hörte ich eine helle Stimme. Sie klang fast wie die eines Kindes oder zumindest einer jungen Frau. Für den Augenblick jedoch war mir völlig egal, um wen es sich bei meinem Retter handelte. Hauptsache, die Kutsche brachte mich von hier weg. Hastig stieg ich in den Schlag. Noch bevor ich die Tür ganz hinter mir zugezogen hatte, rollte der Wagen bereits wieder an. Fast ununterbrochen ließ der Kutscher die Peitsche knallen, jagte das Gefährt in atemberaubendem Tempo durch die engen Straßen, sodass es wild von einer Seite auf die andere schwankte und ich in mehr als einer Kurve fürchtete, dass es einfach umkippen würde.
    Ich kam gar nicht erst dazu, mich bei meinem Retter zu bedanken oder ihn auch nur genauer in Augenschein zu nehmen. Die kaum gefederten Achsen übertrugen jeden Stoß beinahe ungemindert ins Innere des Wagens und ich war vollauf damit beschäftigt, mich an den Haltegriffen festzuklammern, um nicht von der Sitzbank heruntergeschleudert zu werden. Alles, was ich im Lichtschein der vorbeihuschenden Straßenlaternen von meinem Gegenüber erkennen konnte, war, dass es sich um eine kleine, in einen Mantel mit hochgeschlagener Kapuze gehüllte Gestalt handelte. Ihr

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