Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
Vom Netzwerk:
»fiel« tatsächlich erst Mitte der Neunziger, 1969 wurden bloß die Nazi-Verschärfungen herausgenommen), der sich in derselben Nummer aber auch recht prominent mit dem Werk des damals noch DDR-Autors Günter Kunert beschäftigte:
    »Kunerts Gestalten: der kleine Angestellte, der aus sexueller Frustration seine Frau ermordet, der schiffbrüchige Seemann, für den in seiner Heimatstadt kein Platz mehr ist, oder der 15jährige Junge, für den die elterliche Autorität zusammenstürzt, erfahren diese Entfremdung am eigenen Leibe. Während aber bei Döblin oder Rilke solche Konflikte in ihrer ästhetischen Umsetzung noch revolutionäre Qualität hatten, sind sie heute längst gesellschaftlich institutionalisiert und schlagen, bei Günter Kunert, unfreiwillig um in Idylle.« Und als Schluss: »Es gibt aber heute, in beiden deutschen Staaten und anderswo, Ansätze zu einem Bewusstsein, das sich nicht damit begnügt, das schlechte Bestehende passiv, und sei es auch in kritischer Absicht, widerzuspiegeln, ein Bewusstsein, das mehr im Sinn hat als nur eine neue Ästhetik. Die Literatur – und das gilt nicht allein für Günter Kunert – muss hier in die Lehre gehen, will sie nicht Gefahr laufen, hoffnungslos irrelevant zu werden.« (DER SPIEGEL 20/1969)
    Ich weiß natürlich noch immer nicht, welchen Zusammenhang es da subkutan geben möge oder ob überhaupt, aber da sind wir jetzt zumindest wieder in der Gegenwart dieses vom MDR zum 82. Geburtstag des Autors produzierten SF-Hörspiels angekommen: »So weit oben im Norden ist Karl Hitzack noch nie gewesen – auch nicht damals, als man noch gar keine Sondergenehmigungen für die Sperrzone brauchte … Itzehoe hat Kanäle statt Straßen, doch man hat sich eingerichtet: Häuser und Kaufhäuser lassen sich auch durch die Fenster im ersten Stock betreten. Die draußen auf den Inseln haben es viel schlechter.«

    Eingespieltes Team: Walter Niklaus (Regie), Klaus Manchen (Hitzack)
    Wie diese kaputte Gesellschaft von Kunert dargestellt wird, ist nun nicht gerade irrelevant, aber knapp dabei. Was alles an tatsächlichen Hochrechnungen auch heutiger gesellschaftlicher Gegebenheiten zu SF-relevanter Schärfe in diesem beschriebenen Mikrokosmos möglich gewesen wäre, liegt auf der Hand: Gier, Profit. Verbrechen als Geschäftsform – ein ganzes Spektrum an Sozial-und Entwicklungskritik … und das ist der Punkt, an dem man als (kritischer) Rezipient des Hörspiels gefälligst eine Vollbremsung hinzulegen hat: Niemand kann einem Autor sein Thema verschreiben, und auch nicht, wie er es behandelt.

    Und genau dieses »Wie er es behandelt« macht mir das Stück … tja … »sympathisch«, schon beim ersten Hören und auch noch beim dritten: All die düsteren (gesellschaftlichen) Wolken, die Korruption und Verbrechen dahinter, der illegale Anbau verbotener Substanzen, gewaltbereite Konkurrenz im Schmuggelgewerbe, all das findet recht eigentlich gar nicht statt, all das schwebt gewissermaßen über der geschilderten Welt; all das ahnt der alte Papa zum Teil überdeutlich, ohne es allerdings ganz fassen zu können: Er ahnt, was sich abspielt, besitzt aber, frisch aus den Bergen in diesen feuchten Wirrwarr gestoßen, einfach nicht den nötigen Durchblick (und lange auch nicht die Bereitschaft, seinem Sohn Schlechtes zuzutrauen) – aber genug Hausverstand, sich rechtzeitig Richtung Heimat abzusetzen, bevor er (ebenfalls) unter die Räder (beziehungsweise unter die Meereswellen) kommt.
    Fazit: Ein kritischer, scharfer Autor hätte aus dieser bloß logisch aus der heutigen resultierenden Welt eine kritische, scharfe Anklage fomuliert, SF at its best, quasi, aber dann wäre es nicht Kunert, echter Kunert.
    Sein Mittelpunkt ist der alte Mann in einer Welt, die an ihm vorüberzieht und von Kräften vorübergezogen wird, die ihm fremd sind und von denen er auch nie Näheres erfahren wird (und will?). Und genau das darzustellen, ist Günter Kunert im Verein mit dem Regisseur Niklaus hervorragend gelungen. Wenn auch und ganz im Sinne von: Niemand kann einem Autor sein Thema vorschreiben, und auch nicht, wie er es behandelt.
    Ernst Petz
    CHRIS OHNEMUS
RETTE SICH, WER KANN
    Regie: Martin Zylka · Saarländischer Rundfunk/Radio Bremen 2011
     
    »Ökotopianer, Grünes Licht, Links-2-3-4-Vorwärts, Naturrückgewinnungspartei« – das sind die neuen politischen Kräfte im Land, die in Koalition mit den »Blauen« die neue Regierung stellen. Vorausgegangen ist ein Jahrhundertunwetter.

Weitere Kostenlose Bücher