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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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Verfolgungsjagd nach dem Professor. Da lässt sich der Detektiv sein 10 000-Euro-Fernrohr ohne großen Protest von seinem Bespitzelungsopfer wegnehmen, nur weil ihm die Mieterin an der Gurgel hängt und ein »Männerchor« aus dem Bad nichts Gutes verheißt. Da stürzt die Zimmerwand des Detektivs zur Nachbarwohnung ein und »begräbt« – zur Überraschung des Detektivs! – den Rilke rezitierenden Professor unter sich, während Elvis Presley singt: »Are you lonesome tonight?« Da will der Detektiv per Fernrohr (!) 126 Topflappen im Zimmer seines Observationsopfers Maria gezählt haben, lässt sich später mit ihr freundschaftlich ein und lässt sich, ebenso wie Maria, auch noch zum »staatlich geprüften Schuh-Einläufer« verführen. Und wenn schließlich der Detektiv, weil er seinem Observationsopfer Maria zu nahegekommen ist, von seiner Sicherheitsfirma aus dem Verkehr gezogen werden soll und sich dann auf seiner Flucht vor der Firma selbst aus dem Verkehr zieht, indem er versehentlich in einem der Busse der »zirkulierenden« Rentner landet – dann scheint in diesem Hörspiel nichts mehr unmöglich!
    Ist das hier Science Fiction? Oder eine Sozialsatire? Oder nur ein burleskes Spiel, was uns die Autorin Ingrid Marschang, die unter anderem beim Satiremagazin Titanic volontiert und zahlreiche Cartoons kreiert hat, hier präsentiert? Gewiss von jedem etwas und alles verpackt in einen leichtfüßigen Krimi. Im Hinblick auf SF sollte man allerdings großzügig damit umgehen, dass das Hörspiel in der Jetzt-Zeit spielt, und die entworfenen Zukunftsideen zudem nicht allzu ernsthaft auf ihre Plausibilität hin untersuchen. Geschichten aus der großdeutschen Metropulle ist höchst amüsant geschrieben und mit leichter Hand inszeniert.
    Sehr originell ist die Frauenfigur der Maria »gezeichnet«. Diese rüstige und äußerst patente Rentnerin versteht es nicht nur, sich
mit ihren Topflappen und als Schuh-Einläuferin ein Zubrot zu verdienen, sie versteht auch mit einer Kalaschnikow umzugehen und damit sich und Marlandt auf zupackende Weise aus dem hängengebliebenen Fahrstuhl zu befreien. Nun, sie sei früher bei den Pionieren gewesen und außerdem auch Europameisterin im Fünfkampf, heute leider nicht mehr ganz so fit. Fabelhaft gesprochen wird sie von Franziska Troegner, die unter anderem als langjährige Sketch-Partnerin von Didi Hallervorden bekannt ist.
    Die Musiken im Hörspiel sind wohl durchdacht, sie repräsentieren zum einen die Jugendjahre der handelnden Personen, wie eine Erinnerung an schönere Zeiten, zum anderen stellen sie meist einen ironischen Kommentar dar. Und wenn Marlandt das erste Mal der Gedanke kommt, dass er es bei der Sicherheitsfirma »vielleicht mit einer Verbrecherorganisation« zu tun haben könnte, kündigt der Van-Morrison-Song »It’s all over now, Baby Blue« bereits Marlandts Untergang an.
    Auch bald zirkulierende Rentner? Stefan Kaminski (»Johnny« Marland), Andrea Getto (Regie), Franziska Troegner (Maria)
    Die Lust an der Mehrdeutigkeit fällt in diesem Hörspiel besonders auf, wenngleich sich manches erst beim zweiten Hören entschlüsselt.
    »Der Tod ist groß …« Auch der Professor saß in solchen Rentner-Bussen, neun Jahre lang schrieb er Postkarten an Maria, dann gelang ihm die Flucht. Doch der Sicherheitsfirma entgeht nichts – wir erinnern uns an die eingestürzte Zimmerwand. Woher wusste Adler gleich, dass der Professor tot ist? Und wieso stand Adler »grinsend« am Bus der »zirkulierenden Rentner«, als Marlandt sich darin noch in Sicherheit wiegte? Das wirft die Frage auf: Wer ist hier eigentlich der Observierende und wer der Observierte? Und das erinnert, nicht erst jetzt, an Stasi-Methoden – passend dazu spielt das Hörspiel in der Marchwitzastraße (die gibt es wirklich) in Marzahn, ehemals DDR. Wirklich alles sieht so ein Sicherheitsdienst aber dann doch nicht. »Die Rentner-Zirkulation«, ein Manuskript von Professor Walter Jankowitz – das liest nun im Rentner-Bus Johann Georg Marlandt, zu spät …
    »Der Tod ist groß …« steht hier im Sinne von »Der Tod ist großartig«, denn im Todesfall werden die vielen staatlichen und privaten Wohnungen und sogar Villen frei und können endlich leerstehend verkauft werden. Und wenn jemand nun gar nicht sterben will, dann wird er auf eine »stilvolle Reise« geschickt, »mit tollen Preisen: Picknick-Decke, Picknick-Korb und pfiffige Doppelurne für zwei Personen«, auf »ins blühende Barock«! Kurz: Auf

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