Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
in Erwägung gezogen wurde, diesmal als Disney-Spielfilm, der – so die Hoffnung des Studios – von dem Erfolg von Sandalenfilmen wie Conan der Barbar (1982) und dem durch Star Wars geweckten Interesse an der Science Fiction profitieren sollte. Für das Drehbuch engagierte man Ted Elliott und Terry Rossio, die später
für Disney Aladdin (1992) und Fluch der Karibik (2003), außerdem Godzilla (1998) und Shrek (2001) schreiben sollten, während als Produzenten Mario Kassar und Andrew G. Vajna ins Boot geholt wurden, die durch die Produktion der Rambo -Filme und das Carolco-Finanzierungsprojekt, das später Basic Instinct (1992) und Terminator 2 (1992) produzieren sollte, bekannt wurden. Sie wiederum umwarben Stirb-Langsam -Regisseur John McTiernan und Hollywood-Überflieger Tom Cruise. Doch die enorme Größenordnung des Unternehmens führte, gepaart mit den von McTiernan angesprochenen Grenzen der Special-Effects-Techniken, letztendlich zum Aus für das Projekt. a Disney behielt während des folgenden Jahrzehnts die Rechte an den Geschichten, die in Jeffrey Katzenberg einen begeisterten Fürsprecher fanden, doch die Neunzigerjahre waren sehr ungnädig gegenüber Action-Fantasy-Filmen, und so gab das Studio die Rechte schließlich wieder zurück.
Der Erfolg des ersten Teils von Peter Jacksons Herr der Ringe -Trilogie im Jahre 2001 schien Fantasy dann wieder zu einer tragfähigen Option an den Kinokassen zu machen. Wie Spielsüchtige, die auf ein Pferd setzen, das bereits einmal gewonnen hatte, begannen sämtliche Studios ihre Lizenzabteilungen zu durchforsten, in der Hoffnung, dass sich dort Optionsverträge für weitere Fantasy-Epen versteckten, und innerhalb eines Jahres wurden Big-Budget-Produktionen, die auf »Die Chroniken von Narnia«, »Der Goldene Kompass«, »Eragon« und »Die Spiderwick-Geheimnisse« basierten, entwickelt oder Neuverfilmungen geplant.
Als sich der Staub dieser wilden Hetzjagd legte, waren die Rechte an »John Carter vom Mars« unerklärlicherweise noch immer frei. Aber wenn Der Herr der Ringe und die Vorgeschichte zu George Lucas’ Krieg der Sterne im neuen Jahrtausend die Kassen klingeln ließen, musste dann nicht eine Kombination aus Science Fiction und Fantasy in einem Film dieselbe Faszination ausüben?
Harry Knowles, Gründer und Webmaster der einflussreichen, auf die Filmszene spezialisierten Webpage Ain’t it Cool News , war schon immer dieser Meinung. Der große Verfechter einer filmischen Adaption des Barsoom-Zyklus, der von klein auf Burroughs-Fan war, beschrieb John Carter vom Mars im Juli 2001 als »den größten SF-Film, der nie entstand«. Ein Jahr später äußerte sich Knowles in seiner Autobiographie »Ain’t it Cool? Hollywood’s Redheaded Stepchild Speaks Out« fast schon lyrisch über die Geschichten, und diesmal wurde am Kopf der großen Filmmaschinerie das Interesse geweckt: bei James Jacks, der mit seinem Partner Sean Daniel die erfolgreiche Neuverfilmung von Universals Die Mumie (1999) und die sensationelle Fortsetzung Die Mumie kehrt zurück (2001) produziert hatte. Jacks, der als
Kind Carters Abenteuer gelesen hatte, wurde durch Knowles’ Buch wieder an sie erinnert und überzeugte Paramount Pictures davon, die Rechte für seine und Daniels Produktionsfirma Alphaville Productions zu erwerben. Sobald sie sich die Rechte gesichert hatten – nach einem Bieterwettstreit mit Columbia, bei dem 300 000 Dollar gegen zwei Millionen standen –, beglich Jacks seine Schuld bei Knowles, indem er ihn als inoffiziellen Berater in das Projekt mit einbezog, während Mark Protosevich, der das Drehbuch zu The Cell (2000) geschrieben hatte, sich an das Script setzte.
Als das Drehbuch fertig war, hätten die meisten Produzenten es an die Agenturen geschickt und nach einem Regisseur gesucht. Doch bei einem Projekt, das ihm so sehr am Herzen lag, wollte Knowles nichts dem Zufall überlassen. Als Einwohner von Austin, Texas kannte er einen örtlichen Filmemacher, der seiner Meinung nach das 100-Millionen-Dollar-Projekt wunderbar stemmen konnte. Doch Knowles’ Freund war nicht irgendein Kumpel von der Filmhochschule, sondern Robert Rodriguez, der eigenwillige Regisseur von From Dusk Till Dawn (1996) und der Spy Kids -Trilogie (2001–2003). Im Herbst 2003 gab Knowles das Drehbuch an Rodriguez weiter, und bis zum Jahresende hatte sich dieser nicht nur bereit erklärt, als Regisseur zu fungieren, sondern auch als Produzent, gemeinsam mit seiner Frau Elizabeth Avellan,
Weitere Kostenlose Bücher