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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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Zeitschrift zu gründen: Métal hurlant . Sie sollte Furore machen, nicht nur in Frankreich, sondern mehr noch in Amerika, wo sie unter dem Titel Heavy Metal ab April 1977 erschien, einen Monat vor dem Kinostart von Star Wars , für den George Lucas sich reichlich bei Moebius’ Visionen bedient hatte. So brannte sich das Bild des auf seiner Schwalbe reitenden Arzach ins kollektive Gedächtnis einer Generation ein, die ihr Lebensgefühl am besten in dystopischer Science Fiction widergespiegelt sah. Als nach dem Tod von Moebius amerikanische Comiczeichner dem Verstorbenen ihre Reverenz erwiesen, wählten sie für ihre Hommagen, als hätten sie sich abgesprochen, aus der unerschöpflichen Fülle dieses Lebenswerks ausnahmslos Arzach. Der neue Comic- und Illustrationsstil, der auf den Seiten von Métal hurlant und Heavy Metal propagiert wurde, traf und trifft noch immer den Nerv der Zeit, weil er nach den politisch-gesellschaftlichen Umwälzungen der späten Sechzigerjahre nun ein Feld für die ästhetische Revolte bereitstellte. Moebius und seine Mitstreiter hatten es jenseits des Gewohnten gefunden: in den Science-Fiction-Welten ihrer Phantasie, die zusätzlich mit Drogen befeuert wurde.

    Arzach  – Alle Grenzen sind aufgehoben.
    Der 1975 von Moebius in Métal hurlant publizierte Comic Arzach , der zwei Jahre später auch Auftaktgeschichte der ersten Ausgabe von Heavy Metal werden sollte, ist der Prototyp dieses Schaffens. Erstmals zeichnete Moebius dafür in Farbe (das eigene Magazin riss auch die bisherigen produktionstechnischen Grenzen nieder), und die unwirkliche Szenerie, die direkt aus dem letzten Panel von La déviation entwickelt worden zu sein scheint, ist eine weitere visuelle Urszene – diesmal die all jener archaischen Science Fiction, die wir seit den späten Siebzigerjahren kennengelernt haben.
Kein Wunder, dass Moebius sofort von dem chilenischen Schriftsteller und Filmregisseur Alejandro Jodorowsky für die Mitarbeit an dessen geplanter Verfilmung von »Dune« gewonnen wurde. Sofern es ein Bild von dem gab, wie Frank Herberts Wüstenplanet auszusehen hatte, dann war es in Arzach konkretisiert, und das sollte auch George Lucas erkennen.
    Die assoziative Freiheit, die Moebius in der gemeinsamen Arbeit mit Jodorowsky an den Storyboards des Filmprojekts nun nicht mehr nur beim Zeichnen als seinem ureigenen Feld, sondern auch beim Erzählen kennenlernte, veränderte seine Comics noch einmal. Aus dieser Erfahrung entstand nämlich Die hermetische Garage , eine zunächst nur locker verbundene Serie von Kurzgeschichten, die den Namen Moebius von 1976 an endgültig als neuen Leitstern des französischen Comics etablierte. Hier betrieb er eine Erzähltechnik, die er nach dem Vorbild der »écriture automatique« der Surrealisten »le dessin automatique« nannte. Das erzählte Geschehen wurde nicht mehr im Vorhinein festgelegt, die Geschichte entstand im Moment ihres Zeichnens. Dadurch kam das zum Ausdruck, was Moebius gerade künstlerisch umtrieb – eine Art therapeutisch-ästhetische Erfahrung. Die Welten, denen sich die seltsame Hauptfigur des Major Gruber, eines schlanken Abenteurers mit Tropenhelm, der nicht zufällig einen hierarchisch über dem Leutnant Blueberry angesiedelten militärischen Titel trägt, in der Hermetischen Garage zu stellen hatte, waren immer wieder Wüstenplaneten. Moebius zeichnete sein Idealbild unbeirrt in die Comicgeschichte ein, und von dort aus hielt es Einzug in die Kulturgeschichte.
    Der Ausgangspunkt seiner Befreiung als Erzähler, die Arbeit mit Jodorowsky an »Dune«, scheiterte jedoch. Die Vision eines metaphysischen Science-Fiction-Films, der mit Herberts Vorlage kaum mehr etwas gemein gehabt und das Buch lediglich als Stimmungsgeber für die persönliche Manie zweier Phantasten genutzt hätte, fand keine Geldgeber. Später, im Jahr 1984, brachte David Lynch »Dune« auf die Leinwand, aber in dessen Film finden sich keine Spuren der Entwürfe von Moebius. Sie gingen stattdessen teilweise in jenes Comicprojekt ein, das Jodorowsky 1980 für Moebius schrieb: John Difool .

    Die hermetische Garage  – Le dessin automatique
    Diese Serie bedeutete die Abkehr vom »dessin automatique«, die Moebius schon zwei Jahre zuvor bei Die Augen der Katze ausprobiert hatte, einer Kurzgeschichte, deren Szenario ebenfalls von Jodorowsky stammte. Waren die Welten von Arzach und der Hermetischen Garage durch die stilprägende Darstellung urwüchsiger Landschaften und der mythischen

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