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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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adaptieren, den der Norweger Jason geschrieben und gezeichnet hat – dem Nazi-Themenkomplex und der Science Fiction bleibt Vuorensola mit dieser Zeitreisegeschichte und dem ersten CGI-Hitler aller Zeiten also treu. Die Finanzierung dieses Films wird jedoch mit herkömmlichen Mitteln bewerkstelligt, unter anderem erneut mit Tero Kaukomaa als einem der beteiligten Produzenten.
    Am 11. Februar 2012 feierte Iron Sky auf der Berlinale Premiere, im April folgten die Kino-Starttermine in Deutschland und Finnland, vertrieben von Buena Vista und International Finnland. Sicherlich liegt dabei eine gewisse Ironie in der Tatsache, dass Iron Sky hierzulande am selben Tag startete wie James Camerons Titanic , einer der erfolgreichsten und zu seiner Zeit eben auch teuersten Filme aller Zeiten, der im April 2012 nach fünfzehn Jahren noch einmal in 3D in die Kinos kam.
    Und so krachte es ordentlich auf der Leinwand und wurde in den Kinosälen ordentlich gelacht, während an prominenter Stelle eifrig über das Phänomen berichtet wurde, ganz so, wie die Macher es sich erhofft hatten. Allerdings musste
sich Iron Sky  – wie nicht anders zu erwarten und sicherlich nicht ganz zu unrecht – auch ein paar weniger wohlwollende Kritiken gefallen lassen, die der kalkuliert-gnadenlosen Überzeichnung nichts abgewinnen konnten und die Sache vielleicht auch etwas zu ernst nahmen, den Unterhaltungsfaktor und die Zelebrierung der brachialen Albernheit hintanstellten und demnach anfälliger waren für den wackeligen Plot und die fragwürdigen Motivationen und Momente des Szenarios.
    Es ist so weit! Iron Sky kommt in die Kinos!

    Egal. Nach elf Tagen konnte Tero Kaukomaa, Anführer der Produzentenriege, gut gelaunt in den digitalen Äther zwitschern, dass Iron Sky bereits an die fünf Millionen Dollar eingespielt habe. Da lief der Film neben Deutschland und Finnland zum Beispiel auch schon auf Island und bereitete sich gerade auf seinen offiziellen Start in Schweden und Dänemark vor. Bei Fertigstellung des vorliegenden Texts hat sich mit Entertainment One darüber hinaus just ein US-Verleih gefunden, der den Film in Nordamerika in die Kinos bringen will.
    Inzwischen ist Iron Sky sogar weit mehr als ein europäischer Indie-Film mit schräger Idee, ungewöhnlichem Finanzierungsmodell und einigen beachtlichen Erfolgen: Der Webcomic mit der Vorgeschichte zum Film liegt mittlerweile in gedruckter Form vor, der Soundtrack kann auf CD und – natürlich – als MP3 erworben werden, und die Game-App wartet nur auf den Download. Der Roman zum Film und ein Buch über das gesamte außergewöhnliche Projekt stehen ebenso in der Pipeline wie ein Videospiel, das auf dem Streifen basiert.
    Iron Sky könnte künftig also durchaus als Synonym für international konkurrenzfähige Filme mit allem Drum und Dran stehen, die mit kleinem Budget und großer Fan-Unterstützung hergestellt werden, indem man professionelle Filmemacher, mutige Produzenten und aufgeschlossene Internet-Film-Communitys zusammenführt. Aber hat das Modell Iron Sky am Ende wirklich Vorbildcharakter, bietet es tatsächlich einen visionären Blick auf Veränderungen, die der Filmindustrie bevorstehen könnten? Sind es letztlich womöglich nur überholte Verfahren aus der Zeit der Film-Giganten und Movie-Dinosaurier, die einer echten kreativen Revolution der Filmbranche im Wege stehen? Zu große Summen und Zeitspannen und vielleicht auch zu große
Namen? Und was wollen wir eigentlich? Lieber viele kleine kreative Explosionen und Entfaltungen, oder große, sichere Nummern und mächtige Blockbuster? Filmemacher-Utopia oder Hollywood-Dystopie? Independent- oder Hochglanz-Kino?
    Somit impliziert Iron Sky noch einige weitere hochinteressante und auch ganz schön brisante Denkanstöße. Sind die unglaublichen Gagen und Budgets, die heute in der Filmindustrie an der Tagesordnung sind, überhaupt noch realistisch – und vor allem, sind sie noch nötig? Oder anders gefragt: Könnte ein verstärktes Aufkommen und ein dauerhafter Erfolg von schmalen Projekten der Marke Iron Sky die eisernen Gesetze und Gepflogenheiten des Filmgeschäfts aufweichen und am Ende ganz aushebeln?
    Nun, das ist dann doch eher unwahrscheinlich. Immerhin lebt Iron Sky auch ein gutes Stück weit von seinem Hype und seinem momentanen Alleinstellungsmerkmal: die auf diesem Niveau noch weitgehend unverbrauchte Interaktion zwischen Filmemachern und potenziellen Zuschauern. Dennoch könnte sich hier ein Sprungbrett für viele

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