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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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schreien. Phil hielt ihr den Mund zu.
    »Es ist also doch wahr!« Ruths Stimme war ein heiseres Flüstern. »Mein Gott, es ist wahr!«
    Ich stürzte ans Fenster.
    Der Boden unter meinen Füßen begann zu vibrieren. Wie bei einem Erdbeben, dachte ich. In der Küche fiel das Geschirr aus den Schränken und zerschellte auf den Fliesen. Irgendwo polterte ein Stuhl.
    Ruth kam zu mir. Nebeneinander standen wir am Fenster.
    »Die Maschinen«, sagte sie. »Sie haben die Maschinen angelassen.«
    »Sie müssen erst warmlaufen«, entgegnete ich verzweifelt. »Wir haben immer noch Zeit, aus dem Haus zu kommen.«
    Ich griff nach dem nächsten Stuhl, denn ich wußte, daß sich auch die Fenster nicht mehr öffnen ließen. Die Scheiben zersplitterten, als ich den Stuhl durchs Fenster warf. Unter uns begann der Fußboden zu schwanken.
    »Schnell!« rief ich und versuchte, den Lärm zu übertönen. »Die Feuerleiter! Beeilt euch!«
    Marge und Phil kamen herbeigelaufen. Ich half ihnen auf das Fensterbrett. Ruth schaffte es allein. Sie schnitt sich prompt in den Finger, als sie in die Scherben griff. Marges Kleid zerriß. Ich folgte zuletzt. Mit einer Schnittwunde am Knie erreichte ich hinter den anderen die Leiter. Immer wieder feuerte ich sie an, denn noch stand unser Haus auf festem Boden, aber jeden Augenblick konnte es abheben. Ich zweifelte nun nicht mehr daran, daß es wirklich ein riesiges Raumschiff war und daß wir die Gefangenen der Außerirdischen waren.
    Um uns herum zersplitterten weitere Fensterscheiben. Unter uns stieg ein älteres Ehepaar auf die Feuerleiter und hielt uns auf. Sie waren zu langsam. Marge rief ihnen etwas zu, das ich nicht verstand.
    Ruth sah zu mir hoch.
    »Ob wir es schaffen?«
    Ihre Stimme war ruhig und gefaßt. Ich begann, ihre Beherrschung zu bewundern. Die Leiter zitterte, und ich mußte mich festklammern, um nicht abzustürzen.
    Die alte Dame verlor den Halt und fiel die Leiter hinunter. Sie verletzte sich am Fuß. Ihr Mann half ihr auf und rannte mit ihr davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    In den Mauern des Hauses entstanden Risse. Staub wirbelte daraus hervor und nahm uns die Sicht. Ich schloß die Augen und kletterte halbblind weiter.
    Phil erreichte heil den Boden. Er fing Marge auf. Sie zog ihn davon, weg von dem Haus. Er sah über die Schulter zu mir zurück. Ruth zögerte, denn sie mußte sich zwei Meter fallen lassen, um auf den Asphalt zu gelangen. Ich kletterte an ihr vorbei, sprang und drehte mich um.
    Ein Mann versuchte Ruth aufzuhalten. Ich ballte die Faust und drohte ihm. Hätte ich jetzt eine Pistole gehabt, so hätte ich ihn erschossen.
    Als Ruth in meinen ausgebreiteten Armen landete, begann das Haus zu schwanken. Mörtel bröckelte aus der Wand. Die Luft war mit dem infernalischen Geheul der Maschinen erfüllt.
    »Ruth!« rief ich. Sie lag in meinen Armen, halb besinnungslos. Mein Aufschrei riß sie aus ihrer Lethargie. Zusammen rannten wir in die Allee hinein, hinter Phil und Marge her.
    Da sahen wir Johnson. Er war damit beschäftigt, die in panischem Entsetzen herumirrenden Menschen zu sammeln und zu beruhigen.
    »Hierher!« hörte ich ihn rufen. »Keine Aufregung bitte.«
    Wir liefen in seine Richtung. Als wir nahe genug herangekommen waren, schrie ich ihm zu:
    »Johnson! Das Schiff kann jeden Augenblick …«
    »Schiff?«
    Er starrte mich ausdruckslos an.
    »Ja, das Haus! Es ist ein Weltraumschiff! Es …«
    Der Boden wurde durch eine Schockwelle erschüttert. Johnson drehte sich um und hielt jemand fest, der an ihm vorbeilaufen wollte.
    Mir stockte der Atem.
    Ruth stieß einen schrillen Schrei aus und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Nein!«
    Johnson sah uns noch immer mit seinem dritten Auge an.
    Es lächelte.
    »Nein!« wiederholte Ruth, dann sackte sie zusammen.
    Der Himmel verfinsterte sich plötzlich.
    Überall waren Schreie des Erschreckens. Ich sah mich nach allen Seiten um. Es wurde noch finsterer. Schwarze Wände schoben sich zwischen uns und den Himmel.
    Schwarze, solide Wände.
    Ruth flüsterte etwas. Ich bückte mich. Als sie in meinen Armen lag, verstand ich sie.
    »Es ist das ganze Stadtviertel … wir kommen nicht mehr ‘raus …«
    Sie hatte recht, wie immer.
    Und dann startete das Raumschiff der Fremden.

Großmutter Erde
    (Grandmother Earth)
     
    J. T. McIntosh
     
     
    Die Menschheit der Erde war dem Aussterben nahe. Weder Mut noch Stärke konnte sie retten. Vielleicht aber Eitelkeit …?
     
    1
     
    Am Strand von Cannes hoben die sonnenbadenden

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