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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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hat, dann werden sie ein Schiff schicken. Eine wissenschaftliche Expedition, die auf der Erde Ausgrabungen vornimmt. So wie es jetzt aussieht, werden sie sich damit zufriedengeben müssen. Sie werden keinen mehr vorfinden, der ihre Fragen beantworten könnte.«
    »Wie ungerecht«, rief Dion dazwischen. »Sie sollten früher kommen und uns helfen. Sie stammen von uns ab. Sie sind unsere Kinder.«
    »Sentimentalitäten!« sagte Selba verächtlich. »Warum sollten sie dankbar sein? Wir sind es, die Hilfe benötigen, nicht sie.«
    »Aber unsere Lage ist keineswegs verzweifelt.« Marcel sagte es mit fester Stimme. Sein Gesicht verriet Entschlossenheit. »Es könnte uns sogar gutgehen, wenn wir nur wollten. Leben wir nicht in einem Landstrich mit dem besten Klima der Welt? Gemüse und Früchte wachsen ohne unser Dazutun. Auf unermeßlichen Weiden grast das Vieh; wir kennen keinen Hunger. In den Lagerhäusern stapeln sich die Dinge, die wir zum täglichen Leben benötigen; wir brauchen sie nur zu holen. Die Vorräte reichen noch Jahrhunderte. Wir sehen die Situation falsch. Wir brauchen keine Hilfe. Wir sind auch nicht verzweifelt – im Gegenteil! Es geht uns zu gut! Wir sterben vor Langeweile, das ist das Geheimnis!«
    Was Marcel aussprach, war die Wahrheit. Jeder wußte es, aber niemand unternahm etwas dagegen. Jedermann war zu faul dazu.
    »Mein Vorschlag ist«, fuhr Marcel fort, »jene Grenze zu schließen, die bei Menton zwischen den beiden ehemaligen Staaten Frankreich und Italien verlief. Damit schaffen wir Meinungsverschiedenheiten, Mißtrauen und Feindschaft. Das ist der einzige Weg zum Überleben.«
    Selba meldete sich zu Wort.
    »Marcel ist noch jung, er kann es nicht wissen. Sein Plan wurde schon vor vierzig Jahren ausprobiert. Er mißlang. Eine Grenze ist eine willkürliche Lösung, keine natürliche. Auch der Konflikt, der daraus entsteht, ist künstlich. Als damals die Grenze gesperrt wurde, segelten die Menschen mit ihren Booten daran vorbei. Sie umgingen oder umschwammen die Barrieren, weil sie ihre Notwendigkeit nicht einsahen. Es kam zu keinem Konflikt, zu keinem Krieg. Die Grenze wurde einfach ignoriert.«
    Marcel war enttäuscht. Selbst wenn der Rat seinen Plan angenommen hätte, wäre nicht viel dabei herausgekommen. Die Bevölkerung hätte sich nicht an die Abmachungen gehalten. Sie hätte sich nicht einmal der Mühe unterzogen, die geschlossene Grenze mit Gewalt zu öffnen. Das hätte Mühe verursacht, außerdem hätte jemand dabei verletzt werden können. Sie würden die neue Grenze einfach umgehen, das war alles.
    Immerhin, war Marcel überzeugt, lag ein gewisser Sinn in seinem Plan. Es würde schwer sein, ihn so in die Tat umzusetzen, daß er natürlich wirkte, notwendig und unumgänglich. Langeweile – das war der Ausgangspunkt. Die Menschen starben vor Langweile, weil sie nichts mehr zu tun hatten, weil es keine Probleme mehr gab, mit denen sie sich beschäftigen konnten. Wie sollte man jemand von einer verzweifelten Situation überzeugen, wenn es sie offensichtlich gar nicht gab?
    In das Schweigen hinein drang durch die geöffneten Fenster plötzlich ein Geräusch.
    Es war das Brummen eines Antigrav-Flugzeuges.
     
    3
     
    Der Angreifer, ein schwarzes Flugzeug, kam aus südlicher Richtung über das Meer auf die Küste zugeflogen. Er schleppte eine Antigravbarke hinter sich her, oval und durchsichtig. Durch ein Stahlseil verbunden umkreisten die beiden Maschinen Cannes, gingen tiefer und blieben dann in der Nähe des Hafens in geringer Höhe stehen.
    So gleichgültig die Bewohner der Stadt auch sein mochten, sie rafften sich auf, um das seltene Ereignis zu bewundern. Endlich geschah etwas Außergewöhnliches, etwas, das mit dem normalen Ablauf des Alltags nichts zu tun hatte. Auf dem nahen Flugplatz standen noch Flugzeuge, aber niemand konnte mit ihnen umgehen. Nicht einmal die jungen Männer zeigten Interesse daran, das Steuern und Fliegen so einer Maschine zu erlernen; es wäre auch zu mühsam gewesen.
    Die schwarze Maschine mußte zu einer fremden Stadt gehören, in der auch noch Menschen wohnten. Warum sollte das nicht der Fall sein? Es war allgemein bekannt, daß sich überall in entlegenen Gegenden Reste der aussterbenden Menschheit gehalten hatten oder hielten. Überraschend war allein die Tatsache, daß die Unbekannten Flugzeuge zu steuern vermochten. Niemand kam auf den Gedanken, darin eine unangenehme Überraschung zu sehen.
    Solange wenigstens nicht, bis die Bordkanonen des

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