Heyne Galaxy 01
Flugzeuges zu feuern begannen.
Es wurde niemand von den Geschossen getroffen. Die Schüsse lagen so hoch, daß ihr Zweck klar zu erkennen war; die Unbekannten wollten die Neugierigen von den übrigen Bewohnern der Stadt trennen. Das gelang ihnen auch, denn die schreckerfüllte Menge am Hafen drängte sich zusammen; niemand unternahm den Versuch, in den Schutz der Häuser zu gelangen oder zu fliehen.
Marcel gehörte zu jenen, die auf dem Weg zum Hafen früh genug durch das Kanonenfeuer gewarnt wurden. Er sah, was am Meeresufer geschah und suchte Deckung. Aus seinem sicheren Versteck heraus beobachtete er, was weiter passierte.
Das Flugzeug landete; dicht dahinter setzte die Barke auf. Eine Gruppe schwarzgekleideter Männer stieg aus. Sie sprachen nicht viel, aber das war auch nicht nötig. Ihre Gewehre sprachen eine eigene Sprache.
Einige der Bürger von Cannes, von Panik und Grauen aus ihrer Lethargie gerissen, versuchten zu fliehen. Die schwarzen Angreifer feuerten über ihre Köpfe hinweg. Die Warnung genügte. Die Flüchtlinge blieben stehen.
Im Hafen wurde es ganz still. Die zwei- bis dreihundert Menschen drängten sich abwartend zusammen. Sie mußten erkennen, daß sie ohne Gnade einem ungewissen Schicksal ausgeliefert waren.
Die Angreifer trugen schwarze Hosen, schwarze Pullover und Gasmasken, die ihre Gesichter unkenntlich machten. Der Sinn der Gasmasken wurde klar, als Tränengasbomben bereitgelegt wurden.
Auch aus der Barke kamen Männer mit Masken. Sie gingen zu den Abwartenden und drängten sich zwischen sie. Sie schritten durch die Reihen und suchten sich dabei ihre Opfer aus.
In diesem Augenblick erkannte auch Marcel den Zweck des Angriffs.
Die Räuber schickten alle jungen und hübschen Mädchen, deren sie habhaft werden konnten, zu der Barke. Alles Schreien und Betteln der Unglücklichen half nichts. Einige der Opfer fielen sogar in Ohnmacht und genau das rettete sie, denn die Räuber ließen die Zusammengesunkenen einfach liegen.
Es schien ein merkwürdiger Zufall zu sein, daß gerade die schnellsten und jüngsten Einwohner von Cannes zuerst zum Hafen gelaufen waren, als das Flugzeug erschien. Auch Kinder waren dabei. Aber die Räuber ignorierten alle Mädchen, die noch nicht erwachsen waren. Sie trafen eine schnelle Auswahl. Als sie damit fertig waren, hatten sie neunundvierzig Mädchen im Alter zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig in die wartende Barke getrieben. Die Tür schloß sich. Die Gefangenen waren hinter den Glaswänden deutlich zu erkennen. Verzweifelt hämmerten sie mit den Fäusten gegen das unzerbrechliche Glas.
Niemand kam ihnen zu Hilfe.
Die Bevölkerung von Cannes, ob sie nun zu der Gruppe am Hafen oder zu jenen gehörte, die sich in den Häusern versteckt hielten, hatte die Lehre mit dem Geschützfeuer noch nicht vergessen. Allein der Anblick der Gasmasken hätte genügt, sie vor einer Dummheit zu bewahren.
Die Räuber kehrten zu ihrem Flugzeug zurück. Sie kletterten in die Kabine. Hinter ihnen schloß sich die Luke. Der glatte, schwarze Rumpf war undurchsichtig.
In der Barke gab es keine Bewachung; offensichtlich war das nicht nötig. Als das Flugzeug aufstieg, folgte die Barke, immer noch durch das Seil mit der Kommandomaschine verbunden und durch Fernkontrolle gesteuert.
Die Zurückbleibenden duckten sich unwillkürlich, als die beiden Flugmaschinen in die Höhe stiegen. Sie erwarteten, daß die frechen Räuber nun ein mörderisches Feuer auf sie eröffnen würden. Aber zu ihrer Überraschung geschah das nicht.
Es geschah etwas ganz anderes.
Das Seil zwischen dem schwarzen Flugzeug und der Glasbarke fiel.
Dann nahm das schwarze Flugzeug Kurs nach Osten und glitt schnell in geringer Höhe davon. In wenigen Sekunden war es den Blicken der Nachgaffenden entschwunden.
Zurück blieb nur die Barke mit den gefangenen Mädchen. Sie schwebte bewegungslos in zwanzig Meter Höhe über der Promenade.
Marcel verließ seine Deckung und lief zum Strand. Um ihn herum waren durcheinanderschreiende Menschen, aber er kümmerte sich nicht um sie. Ihm war klar, daß die Räuber bald zurückkommen würden, um ihre Beute abzuholen. Sie hatten die Mädchen nur deshalb zurückgelassen, um den Bürgern von Cannes ihre Verachtung zu zeigen.
Marcel war entschlossen, die Mädchen zu retten, bevor die Räuber zurückkehrten. Aber wie? Er schätzte die Höhe ab. Zwanzig Meter ungefähr. Darunter glatter Asphalt. Niemand würde so hoch springen können.
Es war den Mädchen gelungen, die
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