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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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ängstlich auf die hin und her schwankende Leiter. Keine traute sich, den Anfang zu machen.
    Marcel rief, so laut er konnte:
    »Beeilt euch! Die Räuber – sie kommen zurück!«
    Ein fünfzehnjähriges Mädchen in weißem Bikini überlegte nicht mehr länger. Es kletterte auf die Leiter und dann an ihr herunter. Das löste den Bann. Die anderen Mädchen folgten, als sie sahen, daß alles glatt verlief. Sie stritten sich auf einmal sogar um den Vorrang. Alle Angst vor der Tiefe war vergessen, denn die Furcht vor den schwarzen Räubern war größer.
    So schnell sie nun auch waren, es dauerte furchtbar lange, bis alle neunundvierzig Mädchen in Sicherheit waren. Viele der Zuschauer blickten forschend nach Osten, aber kein Flugzeug zeigte sich am Horizont.
    Endlich erreichte das letzte Mädchen den sicheren Boden.
    Es war Roya.
    Marcel ergriff sie beim Ann und zog sie mit sich. Auch die anderen Mädchen und ihre Retter kehrten in die Stadt zurück, denn niemand hatte ein Interesse daran, hier im Hafen zu sein, wenn die Räuber kamen. Sie ließen den Feuerwehrwagen unter der Barke stehen.
    Zehn Minuten später tauchte das schwarze Flugzeug auf.
    Auf den Straßen war kein Mensch zu sehen.
    Die Schwerkraftmotoren brummten wütend wie Hornissen, als die Maschine über der Stadt kreiste und nach Opfern suchte. Dann begannen die Bordkanonen und Maschinengewehre zu feuern. Fenster zersplitterten, und an mehreren Stellen brach Feuer aus. Es gab sogar einige Verletzte.
    Aber die Räuber landeten nicht noch einmal. Sie mußten wissen, daß ihr Trick nur einmal gelang. Und wenn sie sich ihre Opfer einzeln aus den Häusern holen wollten, liefen sie Gefahr, aus dem Hinterhalt überfallen zu werden.
    Eine Stunde später glitt das Flugzeug aufs Meer hinaus, die Barke im Schlepptau, und verschwand unter dem südlichen Horizont.
     
    4
     
    »Es war schrecklich«, berichtete Roya. »In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht solche Angst gehabt.«
    »Wovor eigentlich?« erkundigte sich Marcel etwas spöttisch.
    Roya schien selbst nicht zu wissen, was sie befürchtet hatte, und das machte sie noch wütender.
    »Du kennst wohl kein Mitgefühl, Barbar …!«
    »O doch, ich kenne es«, sagte Marcel. »Ich lächle auch nicht über dich – es sieht nur so aus.«
    »Es gibt auch nichts, worüber man lachen könnte. Die Räuber haben nicht nur Cannes, sondern auch andere Städte beschossen. In Monte haben sie sogar Tränengas abgeworfen. Zum Glück wurde bisher niemand getötet.«
    Marcel nickte. Insgeheim war er davon überzeugt, daß die Räuber absichtlich so rücksichtsvoll gewesen waren. Sie wollten erschrecken, nicht töten. Bei ihrer Ankunft hatten sie der Bevölkerung genügend Gelegenheit gegeben, sich in Sicherheit zu bringen, bevor sie das Feuer eröffneten.
    Alles war nichts anderes als der erste Akt eines Schauspiels, dessen Höhepunkt noch längst nicht erreicht war. Marcel konnte sich keine Vorstellung davon machen, wie dieser Höhepunkt aussah, aber er hätte mit Sicherheit voraussagen können, daß bis dahin noch einiges passierte.
    Innerlich freute er sich. Sicher, er hatte geholfen, den Räubern ihre Beute wieder abzunehmen, aber wenn er es richtig überdachte, war nun genau das geschehen, was er in der Ratsversammlung Selba und Dion vorgeschlagen hatte. Um die an Lethargie sterbende Menschheit wachzurütteln, mußten Konflikte verursacht werden. Sogar die Gefahr eines Krieges würde dazu beitragen, daß Gleichgültigkeit und Langeweile überwunden wurden. Allein die bloße Existenz der schwarzen Räuber würde vielleicht genügen, dem Leben der Rivieraner neue Impulse zu geben.
    »Du scheinst dir nicht viele Sorgen zu machen«, bemerkte Roya.
    »Innerlich zittere ich vor Angst«, versicherte Marcel ernsthaft.
    Natürlich würden die Räuber wiederkommen, dachte er. Es wurde Zeit, daß die Bürger von Cannes sich darauf vorbereiteten. Verteidigungsmaßnahmen mußten ergriffen werden. Wahrscheinlich würde bald der Rat einberufen werden.
    »Was ist das draußen für ein Lärm?« fragte Roya plötzlich. »Das Rufen und Schreien …«
    Noch vor einer Stunde wäre eine solche Aufregung undenkbar gewesen, aber jetzt schien alle Müdigkeit abgeschüttelt worden zu sein. In der Nähe des Hafens hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, aber es sah nicht nach einer Panik oder Furcht aus. Das Büro des Hafenmeisters wurde regelrecht belagert. Es war höchst wahrscheinlich, daß über das Telefon Neuigkeiten eingetroffen waren,

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