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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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kein Brennstoff mehr, und zu Fuß benötigen wir einige Tage bis Cannes. Es tut mir leid, daß ich dich entführen mußte, aber mir fiel kein besserer Ausweg ein. Stella, ich …«
    Sie hatte die Wagentür aufgerissen und sprang hinaus. Sie begann zu laufen, hinein in die Mondnacht und in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Marcel war so verblüfft, daß er einige Sekunden untätig verstreichen ließ. Mit dieser Reaktion Stellas hatte er nicht gerechnet. Er hatte fest angenommen, daß sie ihm Vorwürfe machen und ihn vielleicht sogar beschimpfen würde, aber daß sie einfach davonlief, überraschte ihn. Sicherlich handelte sie unüberlegt, denn kein Mensch käme auf den Gedanken, fünfzig Kilometer zu marschieren.
    Er ließ den Motor an, wendete und fuhr hinter ihr her. Nach wenigen Minuten hatte er sie eingeholt. Sie änderte die Richtung und rannte querfeldein, weg von der Straße.
    »Warte!« rief Marcel hinter ihr her. »Ich werde dir alles erklären!«
    Ohne etwas zu erwidern, verschwand sie.
    Er verließ den Wagen und lief hinter ihr her.
    Er war wütend auf sie. Sie hielt es nicht einmal für nötig, ihn anzuhören. Seine Gründe interessierten sie einfach nicht. Nun gut, dann würde er sie eben dazu zwingen, seine Motive kennenzulernen.
    Es war leichter gesagt als getan. Sie war schneller als er. Wenn er sie beinahe eingeholt hatte, verdoppelte sie ihr Tempo und rannte ihm wieder davon. Ihre Kraftreserven waren größer als die seinen. Bald sah er ein, daß es unmöglich war, sie zu fangen.
    »Ich gebe mich geschlagen«, rief er ihr nach, als sie wieder einmal langsamer geworden war, wie um ihn zu ärgern. »Ich bringe dich nach Cannes zurück.«
    Sie blieb stehen.
    »Wenn du mich vorher anhörst«, fügte er hinzu.
    »Warum soll ich dir zuhören? Ich werde den Weg nach Cannes schon finden. Zuerst zum Meer, und dann nach Osten. Tom wartet auf mich, und wenn es ein Jahr dauern sollte. Er muß.«
    »Warum muß er?«
    »Was meinst du, wie man ihn empfangen würde, kehrte er ohne mich zurück?«
    An die Möglichkeit hatte Marcel noch nicht gedacht. Jetzt, da sie es erwähnte, war ihm sonnenklar, daß die Mercury nur mit beiden Passagieren von ihrer Rundreise zurückkehren konnte. Sein ganzer Plan basierte auf Toms Versicherung, die Mercury könne nur drei Tage auf der Erde bleiben, damit der Fahrplan nicht durcheinander geriete.
    »Also gut«, seufzte er. »Fahren wir zurück.«
    Sie kam näher.
    »Ich nehme dir den Versuch nicht übel«, sagte sie etwas freundlicher. »Warum hast du es getan? Plötzliche Liebe? Leidenschaft?«
    »Auch das«, gab er zu. »Aber in Wirklichkeit ist es mehr, Stella. Nicht nur ich, sondern wir alle brauchen dich, deinen Geist, deine Stärke, deinen Lebenswillen …«
    Sie nickte.
    »Ich weiß. Aber glaubst du wirklich, daß ihr das bekommen könnt, wenn ihr euch etwas mit Gewalt nehmt? Erhält der Kannibale die Körperkräfte seines Feindes, wenn er dessen Fleisch verzehrt? Nein, Marcel, ihr könnt euren Willen zum Leben nur dann zurückerhalten, wenn ihr leben wollt.«
    »Mit deiner Hilfe könnte ich ein anderer Mensch werden.«
    »Das ist eine Selbsttäuschung. Denke an Tom; im Augenblick verbringt er die Nacht mit Roya. Er wird auf seine Kosten kommen. Ein Mann benötigt keine Frau, um sein Selbstbewußtsein zu stärken. Entweder ist er ein Mann, oder er ist keiner. Selbst wenn die Frau wollte, sie könnte einem Mann niemals helfen, wenn er sich nicht selber helfen kann.«
    Roya war also bei Tom? Marcel war wütend auf sich, aber er verspürte keine Eifersucht. Er trat einen Schritt auf Stella zu.
    »Vorsicht!« warnte sie. »Keine Dummheiten! Ich bin stärker als du.«
    »Was meinst du?«
    »Was ich sage. Du verschwendest deine Zeit.«
    »Wenn ich will …«
    »Glaubst du das wirklich? Nun gut – ich weiß, was du willst. Nimm es dir!«
    Als er zugriff, packte sie sein Handgelenk, und im nächsten Augenblick lag er zu ihren Füßen auf dem Rücken.
    »Willst du noch einen Versuch?« erkundigte sie sich kühl.
    Er verzichtete.
    Das Benzin reichte bis zur nächsten Ortschaft. Dort fanden sie eine Tankstelle. Der Tank lag unter der Erde, und sie mußten ein Loch bohren, um an den Treibstoff zu gelangen.
    Dann fuhren sie ohne Zwischenfall bis Cannes.
    In den folgenden Tagen unternahm Marcel keinen Versuch mehr, Stella von seinem Standpunkt zu überzeugen. Auch Royas Verhältnis mit Tom regte ihn nicht besonders auf; er begann zu ahnen, daß es mehr seine als ihre Schuld

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