Heyne Galaxy 01
sich zurück. Bevor Tom die Ruhetanks mit der Nährflüssigkeit für den Tiefschlaf vorbereitete, sagte Stella:
»Ich glaube nicht, daß deine Methode erfolgreich sein wird.«
»Natürlich wird sie das sein. Kleines. Verlaß dich auf deinen Onkel Tom – das dürfte ja wohl die passendste Bezeichnung für den Grad unserer Beziehungen darstellen.«
»Du hast Grund, dich zu beschweren. Hat dir Roya gefallen?«
Er ging nicht darauf ein.
»Es wird klappen, glaube mir. Jemand kann sich vor seiner Urgroßmutter nicht seines Alters brüsten und von den Kindern Hilfe erwarten.«
»Da ist keine Urgroßmutter. Wir haben Aidan erfunden. Eine künstliche Lösung, die genauso versagen wird wie alle anderen, die sie versuchten.«
»Künstlich …?« Tom dehnte das Wort und lächelte. »Nun, vielleicht ist sie künstlich, zugegeben, aber sie kommt von außen, nicht von ihnen selbst. Das ist der ganze Unterschied. Jemand kann sich nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen – aber ein anderer kann es.«
Hinter ihnen wurde die Erde, Wiege der Menschen, zu einem Stern.
Dann tauchte sie unter im Glanz der ewigen Sonne …
Glücksritter
(Prospector’s Special)
Robert Sheckley
In der Skorpionwüste der Venus benötigt ein Mann jeden erreichbaren Kredit.
Der Sandwagen glitt behende über die flachgewellten Dünen. Die sechs breiten Räder paßten sich jeder Unebenheit des Bodens an. Die verschleierte Sonne brannte vom weißen Himmel herab, erhitzte das Schutzdach des Wagens und den glühenden Sand.
»Nur nicht einschlafen!« murmelte Morrison und sah auf den Kompaß. Mit wenigen Handgriffen brachte er den Wagen wieder auf den ursprünglichen Kurs zurück.
Seit einundzwanzig Tagen fuhr er nun durch die große Skorpionwüste. Seit einundzwanzig Tagen kämpfte er gegen den Schlaf an, während der Wagen über die Dünen rollte und breiten Spalten auswich, die sich urplötzlich vor ihm auftaten. Die Nachtfahrt wäre leichter gewesen, aber die Spalten waren zu gefährlich. Außerdem lagen überall gewaltige Felsbrocken umher, gegen die der Wagen prallen konnte. Morrison wußte nun, warum die Männer meist in Gruppen in die Wüste vordrangen; einer fuhr, während die anderen schliefen.
»Ich ziehe es vor, allein zu fahren«, knurrte Morrison vor sich hin. »Man braucht weniger Lebensmittel – und man wird nicht so leicht ermordet, wenn man etwas findet.«
Sein Kopf sank tiefer. Ein Stoß weckte ihn wieder auf. Er fuhr zusammen und richtete sich auf. Ein Blick durch die polarisierte Windschutzscheibe bestätigte ihm, daß sich nichts geändert hatte. Der Sand flimmerte in der Hitze. Der Wagen kletterte über eine Düne. Morrison rieb sich die Augen und schaltete das Radio ein.
Er war ein großer Mann, sonnengebräunt, jung und entschlossen. Er hatte kurzgeschnittenes, schwarzes Haar und graue Augen. Mit zwanzigtausend Dollar Grundkapital war er zur Venus gekommen, um in der Skorpionwüste sein Glück zu machen. Das hatten schon viele vor ihm versucht. In Presto, der letzten Ansiedlung vor der großen Wüste, hatte er seine Ausrüstung gekauft. Bis auf zehn Dollar hatte er sein ganzes Geld ausgegeben.
Die zehn Dollar hatten gerade für einen Drink im einzigen Hotel der Stadt gereicht. Er hatte sich einen Whisky mit Wasser bestellt, den Prospektoren und Abenteurern zugetrunken und ihren Erzählungen gelauscht. Er hatte über die Sandwölfe gelacht, die ihnen angeblich begegnet waren, und über die merkwürdigen Wüstenvögel, die es dort geben sollte. Er wußte nun alles über die Gefahren, die ihm drohten – die Sandblindheit, den Hitzschlag, ein kaputtes Radio. Oder der Motor des Sandwagens konnte aussetzen.
Morrison war sicher, daß ihm das nie passieren würde.
Aber heute, nach einundzwanzig Tagen und achtzehnhundert Meilen war er nicht mehr so sicher. Er war mitten in einem Gebiet, dreimal so groß wie die irdische Sahara, nichts als Sand und Steine. Hier konnte man wirklich sterben, ohne sich anzustrengen.
Man konnte aber auch reich werden.
Und genau das war es, was Morrison sich in den Kopf gesetzt hatte.
Im Radio war ein Summen.
Er schaltete es auf vollste Lautstärke, aber die Tanzmusik vom fernen Venusborg kam nur leise durch. Dann wurde der Empfang schlechter, bis nur noch das Summen blieb.
Morrison schaltete das Radio aus und packte das Steuerrad fester. Er sah auf die Uhr am Handgelenk. Neun Uhr fünfzehn, morgens. Um halb elf würde er anhalten und ein wenig schlafen. Bei der
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