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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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einen neuen Trick, aber niemand setzte sich der Gefahr aus, Schaden zu erleiden. Die Geschichte mit den schwarzen Räubern war ein Witz gewesen, trotzdem hatte man geschossen. Wie leicht hätte dabei jemand verletzt werden können.
    Heute war man vorsichtiger.
    Aus sicherer Deckung heraus beobachtete die Bevölkerung von Cannes das fremde Flugschiff.
     
    5
     
    Tom Piggott verstellte die Schärfe des Bildschirms. Auf der gewölbten Mattscheibe waren die Dockanlagen von Marseille deutlich zu erkennen, als schwebe man zwanzig Meter über ihnen dahin. Parkanlagen zogen vorbei, verlassen und verwildert. Einige Straßenzüge waren voller Trümmer; die Häuser waren eingestürzt.
    »Soll ich tiefer gehen?« fragte der Pilot.
    »Ich sehe genug. Die Vergrößerung ist ausgezeichnet.« Tom sah auf die Instrumente. Das Schiff flog mit achthundert Stundenkilometern in fünftausend Meter Höhe. »Dort unten lebt niemand mehr.«
    »Aber du glaubst trotzdem, daß irgendwo noch Menschen leben? Wir haben keine gesehen, nicht einmal Leichen. Nicht in Madrid, Lissabon oder Barcelona.«
    »Das ist es ja gerade. Keine Leichen, keine Zerstörungen, nichts! Es hat keine Seuche und keinen Krieg gegeben, das ist sicher. Die Bevölkerung ist einfach verschwunden. Ausgewandert, würde ich sagen.«
    »Und wohin?«
    »Das günstigste Klima des europäischen Kontinents herrscht an der Riviera, in Süditalien und Griechenland. Schon vor anderthalb Jahrhunderten gab es so wenig Menschen auf der Erde, daß sie sich erlauben konnten, nur in den besten Klimazonen zu leben. Neuseeland, Kalifornien, Florida – und hier die Riviera.«
    »Die Namen habe ich noch nie gehört«, gab der Pilot zu.
    »Du solltest mehr lesen«, sagte Tom und seufzte. Er lehnte sich zurück. »Nimm Richtung auf Cannes. Dort werden wir bestimmt etwas finden.«
    »In Ordnung, Boss.«
    »Vielleicht wäre es wirklich eine Lösung, wenn man die Erde von außen her kolonisierte. Sie hat es nötig, und ich glaube kaum, daß die Terraner etwas dagegen haben werden. Das heißt, wenn überhaupt noch welche da sind.«
    »Vergiß nicht das achte Gesetz, Tom. Niemand darf einen Planeten besiedeln, der bereits bewohnt ist.«
    »Hiermit hat das nichts zu tun. Die Bevölkerung der Erde stirbt oder ist bereits gestorben.«
    »Gesetz bleibt Gesetz, Tom.«
    Tom gab keine Antwort. Wenn es wirklich noch Menschen auf der Erde gab, so konnten es nicht mehr viele sein. Ehe Siedler aus den Kolonien hier eintrafen, konnten noch hundert Jahre vergehen. Ob es bis dahin nicht zu spät war …?
    Dann kam Cannes in Sicht. Tom sah auf den Bildschirm.
    »Menschen!« rief er. »Wir haben sie gefunden – endlich!«
    Zehn Minuten später landete er neben dem Hafenbecken.
     
    Er ließ den Piloten zurück und verließ allein das Schiff. Verwundert sah er sich um. Eben noch hatte er Menschen gesehen, aber nun waren der Platz und die Straßen wie leergefegt. Cannes sah nicht anders aus wie Madrid oder Marseille.
    Nein, doch nicht!
    An einer Hausecke lehnten zwei Fahrräder. Sie waren sauber geputzt. Im Hafen schaukelten seetüchtige Fischerboote. Ein Pappbecher mit Eis lag auf dem heißen Asphalt. Das Eis begann gerade zu schmelzen.
    Tom hob die Arme und rief in Richtung der leeren Fenster:
    »Kommt heraus! Wir sind Freunde!«
    Nichts geschah, außer daß einige Gesichter an verschiedenen Fenstern erschienen und genauso schnell wieder verschwanden, wenn er in ihre Richtung sah.
    Fürchteten sie eine Infektion mit unbekannten Bakterien?
    Das war durchaus möglich. Tom rief einige Erklärungen, aber er bekam keine Antwort. Schließlich war er es leid und kehrte in die Kontrollkabine der Mercury zurück.
    Der Pilot lachte.
    »Weißer Mann spricht mit den Lungen eines Büffels«, zitierte er sarkastisch. »Roter Mann wartet in Versteck und lacht sich die Seele aus dem Leib.«
    »Rede keinen Unsinn. Versuch es lieber selbst. Ich wette, vor dir haben sie keine Angst.«
    Der Pilot stand auf.
    »Aber doch nicht so?« sagte der Pilot und sah an sich herab.
    Tom grinste.
    »Von mir aus nackt – das wäre ein todsicherer Erfolg!«
    Der Pilot schlüpfte aus der Kombination und nahm die Kappe von dem langen, goldblonden Haar. Der Pilot trug Shorts und einen engsitzenden Pullover unter der Kombination. Der Pilot war ein ausnehmend hübsches Mädchen.
    »Ich gehe also«, verkündete der Pilot. »Du kannst meiner Mutter dann die posthume Tapferkeitsmedaille zusenden.«
    »Keine Sorge. Die Leute haben nur Angst vor uns, das ist

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