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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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brannte die verschleierte Sonne auf ihn herab. Der ewig weiße Himmel war wie ein Dach glühenden Eisens.
    Morrison folgte den Spuren des Edelmetalls, und etwas anderes folgte ihm.
    Am sechsten Tag sah er hinter sich eine flüchtige Bewegung, aber ehe er sich umdrehen konnte, war der Verfolger verschwunden.
    Am siebten Tag endlich erkannte er ihn.
     
    Der Sandwolf der Venus – klein, schlank, ausdauernd und ungemein widerstandsfähig, mit gelbem Pelz und scharfen Zähnen – war eins der wenigen Säugetiere, das in der Skorpionwüste zu leben vermochte. Noch während Morrison ihn beobachtete, tauchten zwei weitere Sandwölfe auf, witterten und blieben stehen.
    Morrison löste die Schnalle der Revolvertasche. Die Wölfe kamen nicht näher. Sie hatten Zeit. Viel Zeit. Mehr Zeit als Morrison.
    Langsam ging er in der bisherigen Richtung weiter und wünschte sich, er hätte ein Gewehr mitgenommen. Das hätte aber acht Pfund mehr Gewicht bedeutet und entsprechend weniger Wasser.
    Als er am Abend des achten Tages, es hatte schon zu dämmern begonnen, sein Nachtlager vorbereitete, hörte er hinter sich plötzlich ein hartes Knistern. Er schnellte herum und fand die Ursache des Geräusches etwa drei Meter über der Oberfläche. Dort stand ein Wirbel in der Luft, ein kleiner, runder Wirbel, wie ein Strudel im Wasser. Das Knistern besagte, daß eine Sendung zu ihm unterwegs war.
    »Wer sollte mir denn etwas herteleportieren?« wunderte sich Morrison und wartete ungeduldig auf die Vergrößerung des Wirbels.
    Materietransmission von einem Zentraltransmitter aus zu den entsprechenden Zielfeldern war auf der Venus nichts Ungewöhnliches. Bei den riesigen Entfernungen war es die beste Form des Transportes von Gütern überhaupt. Lebewesen konnten allerdings nicht teleportiert werden, da sich eine leichte Strukturverschiebung der molekularen Plasmazusammensetzung nicht vermeiden ließ. Einige Pioniere hatten das bei Selbstversuchen unter schmerzhaften Erfahrungen festgestellt.
    Morrison wartete noch immer.
    Der Luftwirbel hatte jetzt einen Durchmesser von einem Meter. In ihm erschien etwas Glänzendes, und dann materialisierte ein mit schimmernden Chromplatten bedeckter Roboter. Er trug einen Ledersack.
    »Ach – du bist es?« sagte Morrison enttäuscht.
    »Ja, Sir«, entgegnete der Roboter höflich. »Williams 4 zu Ihren Diensten mit der Venus-Post.«
    Er war mittelgroß und schmalhüftig gebaut, sehr humanoid in seiner Erscheinung und mit besonderer Höflichkeitsprogrammierung ausgestattet. Seit dreiundzwanzig Jahren versah er den gesamten Postdienst der Venus, arbeitete als Aussortierer und Briefträger. Seit dreiundzwanzig Jahren hatte es mit ihm noch keine Panne gegeben.
    »Mal sehen, was wir für Sie haben, Sir … Sie wissen ja, in der Wüste gibt es nur zweimal im Monat Post, dafür aber pünktlich. So, das ist für Sie. Und hier noch einer. Will Ihr Sandwagen nicht mehr, Sir?«
    »Sieht so aus«, knurrte Morrison und nahm die Briefe.
    Williams 4 wühlte in dem Ledersack. Obwohl er seinen Dienst zu aller Zufriedenheit versah und als zuverlässig galt, war er doch der schlimmste Schwätzer, den man sich vorstellen konnte.
    »Irgendwo muß noch ein Brief für Sie sein«, sagte er und suchte weiter. »Pech, das mit Ihrem Wagen. Zu meiner Zeit hat man die Fahrzeuge noch so konstruiert, daß sie etwas aushielten. Wollen Sie einen guten Rat hören, junger Mann? Kehren Sie um, ehe es zu spät ist.«
    Morrison schüttelte den Kopf.
    »Unvernünftig«, sprach der alte Robot weiter. »Sehr unvernünftig. Sie hätten sehen müssen, was ich schon sah. Was glauben Sie, wieviel Prospektoren ich schon in der Wüste gefunden habe? Verhungert und verdurstet, von Wölfen zerrissen und von den verdammten Drachen ausgesaugt. Seit dreiundzwanzig Jahren trage ich nun die Post aus, und immer wieder begegne ich Männern wie Ihnen, die sich für besonders befähigt halten.«
    In den Linsenaugen des Robots schimmerte die Erinnerung an vergangene Tage, als er fortfuhr:
    »Aber ihr seid alle gleich, besonders dann, wenn die Wölfe euch auseinandergenommen haben. Ihr unterscheidet euch dann auch nicht mehr, als es Roboter der gleichen Produktion tun. Wenn ich sie tot auffinde, ist es meine Pflicht, ihre persönlichen Habseligkeiten an die Angehörigen auf der Erde zu schicken.«
    »Das weiß ich alles«, sagte Morrison. »Aber einige schaffen es doch, oder nicht?«
    »Natürlich schaffen es einige. Ich habe Männer gekannt, die es zwei- oder auch

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