Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
Drachen mit den Deltaflügeln. Seit einem Tag nutzte er die warmen Aufwinde aus und wartete darauf, daß die Wölfe ihre Beute angriffen. Dann tauchte ein Schwarm fliegender Skorpione auf und vertrieb ihn. Es dauerte jedoch nicht lange, und er kehrte zurück.
    Die Spuren von Goldstein waren nun unverkennbar. Es war der fünfzehnte Tag nach Verlassen des Wagens. Den Anzeichen nach zu urteilen, mußte Morrison puren Goldstein unter den Füßen liegen haben, aber bisher hatte er noch keinen gefunden.
    Morrison setzte sich auf einen Stein und schüttelte den Kanister. Er war leer. Er öffnete den Verschluß und hielt den Behälter über den Mund. Zwei oder drei Tropfen fielen auf seine Zunge. Seine Kehle war wie ausgetrocknet.
    Vor vier Tagen hatte er mit dem Gemeinschaftsdienst gesprochen. Seit gestern hatte er nichts mehr zu trinken.
    Er verschloß den Kanister wieder und blickte sich um. Die Hitze flimmerte über den Felsen. Dann nahm er das Visiphon und wählte Krandalls Nummer in Venusborg.
    Das rundliche Gesicht des Juweliers erschien auf dem Bildschirm. Es verriet die Sorgen seines Besitzers.
    »He, Tommy, du siehst aber schlecht aus.«
    »Mir geht es gut. Nur ein wenig durstig. Ich glaube, ich bin in unmittelbarer Nähe einer reichen Fundstelle.«
    »Goldstein? Bist du sicher?«
    »Sieh es dir selbst an«, riet Morrison und schwenkte das Visiphon. »Die Gesteinsformation! Die roten Streifen, siehst du? Die Purpurflecke dort drüben …«
    »Tatsächlich, unverkennbare Anzeichen«, gab Krandall zu.
    »Da muß eine Menge liegen, Max. Hör zu, ich weiß, daß du jetzt knapp bei Kasse bist, aber du mußt mir einen Gefallen tun. Schick’ mir ein paar Liter Wasser. Ich muß noch ein oder zwei Tage aushalten. Ein paar Liter Wasser, und wir können beide reich werden.«
    »Tut mir leid, aber ich kann nicht.«
    »Du kannst nicht?«
    »Ja, Tom. Ich würde dir auch dann Wasser schicken, wenn kein Goldstein in der Nähe wäre, nur Felsen und Sand. Glaubst du, ich ließe dich einfach verdursten? Nie täte ich das, wenn ich dir helfen könnte. Aber ich kann dir nicht helfen. Guck dir das hier doch an …«
     
    Krandall ließ sein Gerät wandern. Morrison sah, daß der Laden leer war. Keine Tische und Stühle mehr, keine Glasschränke, keine Juwelen. Nur noch das Visiphon.
    »Ich verstehe selbst nicht, warum sie mir das Visiphon gelassen haben«, sagte Krandall brüchig. »Dabei schulde ich ihnen seit zwei Monaten die Gebühren.«
    »Ich auch«, sagte Morrison.
    »Ich bin fertig«, erklärte Krandall. »Ich besitze keinen Cent mehr. Um mich mache ich mir keine Sorgen, glaube mir. Ich kann mich immer noch in der Gemeinschaftsküche sattessen. Aber ich kann dir kein Wasser schicken. Weder dir noch Remstaater.«
    »Jim Remstaater?«
    »Ja. Er folgte einer Spur in nördlicher Richtung, durch den vergessenen Fluß. Letzte Woche brach die Vorderachse seines Sandwagens. Aber er wollte nicht aufgeben. Seit vorgestern hat er kein Wasser mehr.«
    »Ich würde ihm helfen, wenn ich könnte«, sagte Morrison.
    »Und er würde dir helfen, wenn er könnte. Aber er kann nicht. Du kannst nicht. Ich kann auch nicht. Es gibt nur eine Möglichkeit, Tom.«
    »Welche?«
    »Du mußt Goldstein finden! Keine bloßen Spuren, sondern puren Goldstein! Dann rufe mich an. Wenn du Goldstein findest, nehme ich Verbindung mit Wilkes von der Drei-Planeten-Ausbeutungsgesellschaft auf. Die geben uns Kredit, wenn wir sie zu fünfzig Prozent am Gewinn beteiligen.«
    »Fünfzig Prozent? Das ist Wucher!«
    »Nein, das sind die hier üblichen Zinsen für einen Kredit.
    Keine Sorge, es bleibt genug für uns übrig, wenn du wirklich eine fette Mine entdeckst.«
    »In Ordnung. Es muß ganz in der Nähe sein. Welches Datum haben wir heute, Max?«
    »Der einunddreißigste Juli. Warum?«
    »Och – nur so. Ich rufe dich wieder an, wenn ich die Ader gefunden habe.«
    Er packte das Visiphon weg und blieb auf dem Felsen sitzen. Nachdenklich starrte er in den Sand zu seinen Füßen. Morgen hatte er Geburtstag. Seine Familie würde sicher an ihn denken. Tante Bess in Pasadena, die Zwillinge in Laos, Onkel Ted in Durango. Und natürlich Janie, die in Tampa auf ihn wartete.
    Morrison wurde plötzlich klar, daß morgen sein letzter Geburtstag sein würde, wenn er keinen Goldstein fand.
    Er stand auf, schulterte das Visiphon und den leeren Wasserkanister und marschierte nach Süden.
     
    Er war nicht allein.
    Über ihm kreisten lautlos die schwarzen Drachen und ließen ihn nicht

Weitere Kostenlose Bücher