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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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geben. Die fünfzig Lords des Planeten würden eine Versammlung einberufen, Fragen stellen und den Kampf diskutieren. Dann würde Holt erklären: »Er provozierte mich. Ich brauche Ihnen wohl nicht mehr zu wiederholen, wie sehr er mich damals herausforderte, als er mir seine Festung vor die Nase setzte und so mein Nachbar wurde. Ich habe es ertragen, lange und geduldig. Aber diesmal war es zuviel. Alles hat seine Grenzen, auch die Geduld des Menschen.«
    Die Lords würden nicken. Sie würden ihn verstehen, denn jeder von ihnen legte Wert darauf, bis zum Horizont über eigenes, freies Land zu blicken. Sie würden ihn von jeder Schuld freisprechen und ihm McDermotts Grundbesitz als Entschädigung übereignen. Niemand würde dort mehr bauen und Holt beleidigen können. Die Gefahr wäre für alle Zeiten gebannt.
    Michael Holt lächelte.
    Der Traum machte ihn glücklich. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Aufpassen, dachte er, daß es nicht zu schnell schlägt. Die Vorstellung, seinen Todfeind vernichtet zu haben, konnte sich auch schädlich auf seine Gesundheit auswirken. Die Erregung, der Blutdruck … er war schließlich ein alter, kränklicher Mann, dem selbst ein schöner Traum gefährlich werden konnte. So schwer es ihm auch fiel, diese bittere Wahrheit sich selbst gegenüber einzugestehen, so klug war er aber auch, die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis zu ziehen. Selten nur noch erlaubte er sich den Luxus aufregend schöner Wachträume, aber sie waren das einzige, was ihn noch erfreuen konnte.
    Mit einem letzten Blick auf die Kontrollpulte kehrte er zum Fenster zurück.
    Draußen war alles unverändert. Die schneefreie Zone, die den Bereich des Energieschirms abgrenzte, war noch vorhanden, genauso wie die weiße Ebene bis zum Horizont, gegen die sich der Turm und die Kuppeln von McDermotts Festung abhoben. Über allem lag der rosige Schein der untergehenden Sonne.
    Holt schauderte. Der Traum hatte die Wirklichkeit nur noch unerträglicher gestaltet. Kein Schuß war abgegeben worden. McDermotts Besitz stand drohend in der sonst so leeren Landschaft.
    Langsam drehte Holt sich um und begann, auf den Eingang des Lifts zuzugehen, der ihn fünf Stockwerke tief zu den Räumen seiner Familie bringen würde.
     
    2
     
    Das Summen des Visiphons hielt ihn auf. Verwundert starrte er auf den Bildschirm des Nachrichtengerätes.
    »Was ist?«
    »Ein Außengespräch für Sie, Lord Holt«, sagte die ausdruckslose Stimme seines Robot-Sekretärs. »Lord McDermott.«
    »Lord McDermotts Sekretär – das meinst du doch?«
    »Nein, Eure Lordschaft. Lord McDermott persönlich möchte mit Ihnen sprechen, Sir.«
    Holt blinzelte ungläubig.
    »Mach keine Witze! Er hat das letztemal vor fünfzig Jahren mit mir sprechen wollen. Ich werde mir wohl überlegen müssen, ob ich dich nicht für einige Zeit kurzschließe.«
    »Ich bin nicht in der Lage, Witze zu machen, Eure Lordschaft. Soll ich Lord McDermott mitteilen, daß Sie auf ein Gespräch verzichten?«
    »Was sonst?« rief Holt in seinem Übereifer. Dann aber besann er sich. »Halt! Warte noch! Versuche erst herauszufinden, was er will. Dann kannst du ihm sagen, er solle sich zum Teufel scheren.«
    Vor dem Bildschirm des Visiphons stand ein Sessel. Erschöpft sank Holt hinein und streckte die Glieder. Mit dem Ellenbogen drückte er auf einen Knopf in der Lehne. Kleine, mechanische Finger begannen seinen Rücken zu massieren. Der Schreck über das unerwartete Ereignis hatte ihn halb gelähmt.
    McDermott wollte ihn sprechen. Warum?
    Eine Beschwerde, was sonst? Vielleicht war einer der Arbeitsroboter über die Grenze gegangen. Oder gleich eine ganze Gruppe, weil McDermott sich selbst bemühte.
    Holt spürte, wie sein Blut schneller durch die Adern floß. Sollte der alte Affe sich ruhig beschweren. Vielleicht ließ er sich sogar zu einer Drohung hinreißen, oder gar zu einer Beleidigung. Vielleicht gab er nun endlich den langersehnten Anlaß zur Eröffnung der Feindseligkeiten. Holt fieberte förmlich danach, einen Grund zur Kriegserklärung zu finden. Seit Jahrzehnten hatte er nichts anderes getan, als seine Bewaffnung aufzubauen und zu vervollkommnen. Er wußte, daß er damit in der Lage war, seinen Gegner zu vernichten. Es gab im ganzen Universum keine Schutzschirme, die seinem Energiebombardement widerstehen konnten. Sollte es also jemals zwischen ihm und McDermott zu einer bewaffneten Auseinandersetzung kommen, so konnte es über deren Ausgang keinen Zweifel geben.
    Wenn er doch

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