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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Washington. Ich habe den Auftrag, dich möglichst ununterbrochen zu beschäftigen, damit du nicht zu brüten beginnst.«
    »Aber ich brüte bereits«, sagte Milt und beobachtete sie, als sie sich umzog. Es war nichts dagegen zu tun, nichts konnte ihn daran hindern, sagte er zu sich selbst. Und sobald einer der Rekonstruktionsingenieure auf dem Mars seine Tätigkeit beendet hatte, so wird dasselbe wieder geschehen. Ich bin nur der erste in einer langen Reihe.
    Zumindest bin ich nicht allein, stellte er fest und fühlte sich ein wenig erleichtert.
    »Wie sehe ich aus?« fragte Mary und trug den Lippenstift vor dem Spiegel des Schlafzimmers sorgfältig auf.
    »Gut«, sagte er ohne Interesse und fragte sich, ob Mary jeden ankommenden Ingenieur betreuen, die Geliebte eines jeden werden würde. Sie ist nicht nur etwas anderes, als sie zu sein vorgibt, ich darf sie nicht einmal behalten, sagte er zu sich.
    Er stellte fest, daß er begann, sie gern zu haben. Mary lebte! Soviel war sichere Realität. Mensch oder nicht. Zumindest haben wir den Krieg nicht gegen irgendwelche Schatten verloren, sie waren echten, lebenden Organismen unterlegen. Er fühlte sich etwas besser.
    »Bist du bereit für das Museum?« fragte Mary kurz und lächelte.
    Später, in der Smith-Sammlung, nachdem er den »Spirit of St. Louis« und das unvorstellbar altmodische Flugzeug der Gebrüder Wright betrachtet hatte, erhaschte er einen kurzen Blick auf eine Ausstellung, die er zu sehen gehofft hatte.
    Er sagte nichts zu Mary – sie war in die Betrachtung einiger Halbedelsteine versunken –, huschte beiseite und fand sich einen Augenblick später vor einem Glaskasten, auf dem eingraviert zu lesen stand:
    PROX-KRIEGER AUS DEM JAHRE 2014
    Drei Prox-Soldaten standen unbeweglich, die schwarzen Waffenmündungen drohend bereit, mit aufgepflanzten Bajonetten, in den verbrannten Überresten einer zerstörten Unterkunft. Eine blutige Proxfahne hing bewegungslos an einem Mast. Das war das Bild der feindlichen Niederlage.
    Mit offenen Mündern stand eine Gruppe irdischer Besucher vor dem Ausstellungsstück. Milt Biskle sprach den am nächsten stehenden Mann an:
    »Überzeugend, nicht?«
    »Sicher«, sagte der Mann in mittleren Jahren mit grauen Haaren und randloser Brille. »Waren Sie im Krieg?« fragte er Milt und blickte ihn interessiert an.
    »Ich bin in der Rekonstruktion«, antwortete Milt, »Ingenieur Sektion ›Gelb‹.«
    »Oh«, nickte der Mann beeindruckt. »Zum Teufel, diese Prox sehen furchterregend aus. Man erwartet fast, daß sie aus dem Glaskasten steigen und uns bis auf das Messer bekämpfen.« Er grinste. »Sie haben uns einen guten Kampf geliefert, bis sie sich endlich ergaben, diese Prox. Das muß ihnen der Neid lassen.«
    Die grauhaarige, hagere Frau neben ihm sagte:
    »Diese Gewehre jagen mir einen Schauer über den Rücken. Ich finde, daß dies zu realistisch wirkt.« Kopfschüttelnd ging sie weiter.
    »Sie haben recht«, stimmte Milt Biskle zu. »Sie wirken erschreckend realistisch – denn sie sind es ja auch.« Es hätte ja auch keinen Sinn gehabt, hier eine Illusion erwecken zu wollen, wo doch die Dings eine deutliche Sprache redeten. Milt tauchte unter dem Absperrungsseil durch, erreichte das Glas des Ausstellungskastens und zerschmetterte es mit einem Fußtritt; es zerbarst und regnete in tausend schimmernden Bruchstücken zu Boden.
    Mary kam gelaufen. Milt erhaschte eines der Gewehre der starren Prox und richtete es auf sie.
    Sie blieb stehen, atmete schwer, blickte ihn unverwandt an, sagte aber nichts.
    »Ich bin bereit, für euch zu arbeiten«, sagte Milt, die Waffe im Anschlag haltend. »Schließlich kann ich für meine Rasse, die gar nicht mehr existiert, schwerlich noch Rekonstruktionsarbeit vollbringen; das sehe sogar ich ein. Aber ich will die Wahrheit kennen. Zeige sie mir, und ich werde mit meiner Arbeit beginnen.«
    Mary sagte:
    »Nein, Milt, wenn du die Wahrheit wüßtest, könntest du nicht mehr existieren. Du würdest Hand an dich legen?« Ihre Stimme klang ruhig, fast ohne Anteilnahme, aber ihre Augen waren hell und schienen außergewöhnlich groß zu sein – wachsam!
    »Dann bringe ich dich um«, sagte er. »Und – danach – mich selbst.«
    »Warte«, stieß sie hervor. »Milt – es ist so schwer. Du weißt absolut noch nichts und bist doch schon am Rande des Wahnsinns. Wie wird es erst in dir aussehen, wenn du deinen Heimatplaneten so siehst, wie er wirklich ist? Es ist fast schon zuviel für mich, und ich bin

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