Heyne Galaxy 03
Grundmauern hineinfraßen. Stahl und Zement wurden buchstäblich von einem Augenblick zum anderen pulverisiert; der nackte Boden, nun freigelegt, lag braun und kahl vor ihm, versengt von der atomaren Hitze, die dieser Apparat erzeugte. Milt Biskle überlegte, daß diese Konstruktion nicht allzuviele Unterscheidungsmerkmale zu derjenigen besaß, mit der er auf dem Mars gearbeitet hatte. Der Apparat hatte die Aufgabe, die nutzlosen Überreste beiseite zu schaffen. Er wußte von seiner eigenen Arbeit auf dem Mars, daß – wahrscheinlich innerhalb der nächsten Minuten – ein zweiter Roboter auftauchen würde, der ebenso unermüdlich die Grundmauern für die Gebäude zu errichten hatte, die hier erstehen sollten.
Während er an der Straßenseite stand und die ersten Vorarbeiten in der Wiederherstellung beobachtete, konnte er auf der sonst unbelebten Straße zwei graue, schlanke Gestalten erkennen. Zwei hakennasige Prox mit ihrem grauen, echten Haar, das in großen Locken angeordnet war, und mit ihren durch schwere Gewichte verlängerten Ohrläppchen.
Die Sieger, sagte er zu sich. Sie erlebten dieses Schauspiel, während die letzten Zeugen der besiegten Rasse allmählich von der Erdoberfläche verschwanden. Eines Tages wird hier eine echte Proxstadt entstehen. Die Prox-Architektur mit den seltsam breiten Formen, mit den zerbrechlich wirkenden Gebäuden, mit den knapp über der Straße liegenden Dächern und den unzähligen Stockwerken unter der Erde. Und Bürger – so wie diese beiden – werden die hohen Rampen entlangspazieren und auf den Bändern in rasender Geschwindigkeit dahinhuschen, ohne sich zu fragen, was vor Jahren einmal an derselben Stelle gewesen war. Und, so dachte er, was geschieht mit den irdischen Hunden und Katzen, die jetzt in diesen Ruinen hausen? Werden sogar sie verschwinden? Vielleicht nicht vollkommen. Es wird noch Platz für sie geben. Vielleicht in einem Museum oder Zoo – als Raritäten, die man begaffen kann. Überlebende einer Welt, die nicht mehr existierte. Und die auch keine Bedeutung mehr hatte.
Und doch – Mary hatte recht. Die Prox waren dieselbe Rasse. Selbst wenn sie sich nicht mit den Menschen vermischten, so blieb das Geschlecht dennoch erhalten. Und sie würden sich vermischen, dachte er. Seine Verbindung mit Mary war nur das erste Anzeichen. Als Individuen waren sie sich nicht au fremd. Die Resultate konnten sogar zu einem echten Erfolg werden.
Die Resultate, überlegte er, als er zum Museum zurückging, werden eine neue Rasse sein, eine Rasse, nicht ganz Prox und nicht ganz Mensch; etwas völlig Neues kann aus dieser Verbindung entstehen. Zumindest darf man es hoffen.
Die Erde würde wieder neu aufgebaut werden. Er hatte vorsichtig tastende, aber doch ernsthafte Arbeit gesehen. Mit seinen eigenen Augen. Vielleicht fehlte den Prox die eine oder andere Fähigkeit, die er und seine Kameraden besaßen … und der Mars war bereit. Sie konnten jetzt hier beginnen. Es war nicht völlig hoffnungslos. Nicht ganz.
Als er Mary entgegenschritt, sagte er heiser: »Besorge mir bitte eine Katze, die ich mit zum Mars nehmen kann. Ich habe Katzen immer gern gemocht. Besonders die orangefarbigen mit den lustigen Zeichnungen.«
Einer der Wächter tauschte einen kurzen Blick mit seinem Kameraden und sagte: »Wir können das arrangieren, Mr. Biskle. Wir werden ein Katten besorgen. Ist das das richtige Wort?«
»Ich glaube, es heißt Kätzchen«, korrigierte Mary.
Auf der Rückreise hielt Milt Biskle die Schachtel mit dem Kätzchen auf seinem Schoß. Er überlegte. In fünfzehn Minuten würde das Schiff auf dem Mars landen, und Dr. DeWinter – oder das Ding, das Dr. DeWinter darstellte – würde auf seine Ankunft warten. Und es würde zu spät sein.
Von seinem Platz aus konnte er den Notausstieg mit dem roten Warnlicht erkennen. Seine ganzen Pläne hatten sich auf die Luke konzentriert.
Aus der Schachtel hieb das Kätzchen mit einer Pfote gegen seine Hand und zog die scharfen Krallen über die Haut. Er fühlte den Schmerz und löste unbewußt die kleinen Krallen aus seinem Fleisch, während er seine Hand zur Sicherheit aus der Reichweite des Tieres brachte. Dir hätte es auf dem Mars sowieso nicht gefallen, dachte er, und stand auf.
Die Schachtel unter den Arm geklemmt, ging er mit raschen Schritten auf den Notausstieg zu. Ehe die Stewardeß ihn erreichen konnte, hatte er die Schleuse geöffnet. Er trat zwischen die beiden Metallplatten und versperrte den inneren Teil. Einen kurzen
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