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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nichts als wuchernde Zellen war? Oder handelte es sich vielleicht doch um einen unwillkommenen Besucher, der im menschlichen Körper eine vorübergehende Unterkunft gefunden hatte?
    »Du sagtest eben, du wärest fortgelaufen?« erinnerte sie ihn.
    »Ja, sie werden mich suchen – der Oberst und der Major. Sie nehmen an, ich hätte etwas mit der Maschine zu tun, die wir auf der Weide fanden. Vielleicht glauben sie sogar, ich hätte sie gebaut. Sie brachten mich ins Krankenhaus und ließen mich untersuchen. Sie wollten feststellen, ob ich ein Mensch bin oder nicht.«
    »Das ist ja verrückt!«
    »Vielleicht. Aber nun muß ich zurück zur Farm. Ich muß einfach, ob ich will oder nicht.«
    »Du kannst aber nicht. Überall sind Soldaten.«
    »Dann krieche ich eben auf dem Bauch durch die Gräben. Irgendwie komme ich schon durch die Linien. Wenn sie mich aufhalten wollen, wehre ich mich. Ich habe keine andere Wahl. Ich muß zur Farm.«
    Sie betrachtete ihn aufmerksamer.
    »Du siehst schlecht aus, Peter. Du bist krank.«
    »Nicht krank.« Er grinste. »Ich habe nur Hunger.«
    »Komm mit.«
    Sie nahm seinen Arm. Er blieb stehen.
    »Nicht ins Lager. Jemand könnte mich erkennen. Es wird nicht mehr lange dauern, und sie werden mich suchen. Sie werden mich jagen wie ein wertvolles Wild.«
    »Gehen wir in ein Restaurant.«
    »Ich habe kein Geld. Sie haben mir alles abgenommen, Mary.«
    »Ich habe noch das Einkaufsgeld.«
    »Nein«, lehnte er ab. »Ich komme schon allein zurecht. Mich wird niemand entdecken oder aufhalten.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich denke schon.«
    Er wußte selbst nicht, warum er so zuversichtlich war, aber er fühlte sich plötzlich stark und unbesiegbar. Der innere Drang war stärker als alle Bedenken.
    »Du willst zurück?«
    »Ich muß, Mary.«
    »Und du nimmst an, daß du gegen die Übermacht eine Chance hast?«
    Er nickte.
    »Peter…«, begann sie und zögerte. Als sie seinen fragenden Blick bemerkte, fuhr sie tapfer fort: »Peter, würde ich dir eine Last sein?«
    »Eine Last? Wie meinst du das?«
    »Ich meine, wenn ich dich begleite … wenn ich mit dir gehe.«
    »Aber warum denn? Du hast doch keinen Grund …«
    »Doch, Peter, ich habe einen Grund. Genau wie du. Mir ist, als würde ich gerufen – so wie mich in meiner Kindheit die Glocke der Schule rief. Verstehst du das?«
    »Mary«, sagte er langsam, »du bekamst doch eine Parfümflasche von der Maschine. War nicht ein Zeichen im Glas?«
    »Ein Symbol«, bestätigte sie. »Das gleiche Symbol wie auf deinem Stein.«
    Und das gleiche Symbol, dachte er, wie auf dem Brief, der an die Staatsoberhäupter gerichtet war.
    »Gehen wir«, sagte er einfach. »Du bist mir keine Last.«
    »Zuerst werden wir etwas essen«, entschied sie.
    Wie ein Liebespaar spazierten sie durch den Park. Hand in Hand und eng aneinandergeschmiegt. Niemand achtete auf sie.
    »Wir haben eine Menge Zeit«, sagte er. »Vor dem Dunkelwerden können wir nicht aus der Stadt 'raus.«
    In einer Nebenstraße fanden sie ein kleines Restaurant. Später kauften sie einige Lebensmittel ein, Brot, Wurst und Käse.
    Mary gab ihr ganzes Geld aus. Der Händler schenkte ihnen noch eine leere Flasche, die sie als Wasserbehälter benutzen wollten.
    Sie näherten sich dem Stadtrand mit den Villen und erreichten endlich das freie Land. Am Ufer eines kleinen Flusses setzten sie sich ins Gras und warteten. Es mußte noch dunkler werden. Mary zog die Schuhe aus und hing die Füße in das kühle, klare Wasser. Beide fühlten sie sich unbeschwert und glücklich.
    Dann kam die Nacht. Sie war mondlos, aber am wolkenlosen Himmel standen Tausende von Sternen. Obwohl sie einige Umwege machen mußten, um vereinzelten Häusern auszuweichen, verloren sie nicht ihre Richtung. Sie wanderten über Weiden und Felder, vermieden menschliche Ansiedlungen und bellende Hunde und hielten sich stets abseits der Straßen und Wege.
    Kurz nach Mitternacht erblickten sie das erste Lagerfeuer. Sie erkletterten seitlich davon einen Hügel und hatten vom Gipfel aus eine gute Übersicht. Zelte und mit Planen bedeckte Fahrzeuge standen in der Nähe des Feuers. Vorsichtig marschierten sie weiter, und kurze Zeit später wären sie fast mitten in eine Artilleriestellung gelaufen. Zum Glück begegneten sie keinen Wachen und konnten rechtzeitig ausweichen.
    Jetzt stand es fest, daß sie sich in der evakuierten Zone aufhielten. Die erste Sperrkette hatten sie glücklich hinter sich, aber es würden noch andere kommen. Von nun an waren sie

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