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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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haben sich zwei Gruppen von Wissenschaftlern in die Sperrzone begeben. Obwohl keine offizielle Stellungnahme erfolgte, darf angenommen werden, daß ihre Untersuchungen bisher ergebnislos verliefen. Niemand kann sagen, wer das Gebäude konstruierte – wenn man das selbständige Heranwachsen so nennen kann. Die widersprechendsten Spekulationen machen die Runde, aber keine Erklärung wurde gefunden.
    Alle politischen Probleme traten in den Hintergrund. In der ganzen Welt wird nur das Gebäude diskutiert, natürlich ohne greifbares Ergebnis. Es gibt wenig andere Neuigkeiten. Die bei uns grassierende Seuche hat ihre Schrecken verloren. Die Quote der Verbrechen ist stark gesunken, wobei jeder Zusammenhang mit dem Gebäude unbewiesen ist. In den Hauptstädten der Erde erlahmte die politische Tätigkeit. Es ist, als hielten alle den Atem an.
    Das unerklärliche Ereignis ist nicht nur eine Angelegenheit Amerikas, so wird allgemein kommentiert, sondern geht die ganze Welt an. Darum verurteilen auch wir den Abwurf der Bombe. Es wird höchste Zeit, daß die Verantwortung aus den Händen der Militärs genommen wird. In einer weltweiten Angelegenheit sollte auch die Welt mitentscheiden, was zu geschehen hat.
    Und es steht wohl außer Zweifel, daß etwas geschehen muß.«
    Peter stand auf und spazierte langsam weiter. Vor drei Tagen also war das auf der Farm geschehen. Kein Wunder, daß er fast verhungert war. Und in drei Tagen war das Gebäude um tausend Stockwerke gewachsen und bedeckte eine Fläche von hundert Morgen.
    Er beeilte sich nicht besonders, denn noch hatte er kein festes Ziel. Seine Füße schmerzten immer mehr, und in seinem Magen rumorte der Hunger.
    Doch, er hatte ein Ziel. Er mußte zu dem Gebäude. Irgendwie mußte es ihm gelingen, dorthin zu gelangen. Er fühlte den inneren Drang, die Sperrzone zu durchbrechen, aber er hätte nicht zu sagen vermocht, was die Ursache dieses plötzlichen Dranges war. Ihm war, als hätte er in der Farm etwas vergessen, das er nun holen mußte – auch wenn die Farm nun nicht mehr vorhanden war und das Gebäude an ihrer Stelle stand.
    Etwas, das ich vergaß? dachte er. Was kann ich vergessen haben? Richtig, die Schmerzen habe ich vergessen, die habe ich zurückgelassen. Aber nicht nur die Schmerzen, sondern auch die Gewißheit, in zwei Monaten sterben zu müssen.
    Wenn die Schmerzen unerträglich wurden, mußte er die Kapsel nehmen, die er immer in der Rocktasche bei sich trug. Er suchte in der Tasche. Die Kapsel war nicht mehr da. Mit den anderen Sachen war sie verschwunden; mit seiner Brieftasche, seinem Messer und der Uhr. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Er würde die Kapsel nicht mehr brauchen.
    Hinter sich hörte er Schritte. Sie kamen auf ihn zu, und er wußte, daß sie ihm galten. Blitzschnell drehte er sich um, bereit zur Flucht.
    Es war Mary.
    »Peter!« rief sie und rannte auf ihn zu. »Mein Gott, Peter! Ich habe dich gleich erkannt. Wie gut, daß ich dich einholte.« Er starrte sie an, als stamme sie aus einer anderen Welt und könne nicht glauben, daß sie sich hier begegneten. »Wo warst du denn die ganze Zeit?«
    »Im Krankenhaus. Ich bin fortgelaufen. Und du …?«
    »Man hat uns evakuiert, Peter. Wir mußten einfach die Farm verlassen. Einige von uns sind in einem Lager auf der anderen Seite des Parks untergebracht. Vater ist ganz krank, und ich kann ihn verstehen. Er hatte alles liegen und stehen lassen müssen, gerade zur Erntezeit. Das Gras ist gemäht, und das Korn ist reif. Es hätte geschnitten werden müssen.« Sie sah ihn an. »Du siehst nicht gut aus. Fangen die Schmerzen wieder an, Peter?«
    »Schmerzen?«
    Er gab den Blick zurück und begriff plötzlich, daß seine Krankheit kein Geheimnis mehr war. Vielleicht hatten sie alle gewußt, daß er nicht mehr lange zu leben hatte. Auf dem Land gab es keine Geheimnisse.
    »Oh, es tut mir leid, Peter. Ich hätte nicht davon anfangen sollen.«
    »Schon gut«, sagte er. »Ich habe keine Schmerzen mehr. Ich bin überhaupt nicht mehr krank. Ich weiß auch nicht, was passiert ist, aber ich bin wieder gesund. Verstehst du das? Ich bin gesund!«
    »Das Krankenhaus?«
    »Nein, das Krankenhaus hat nichts damit zu tun. Sie stehen selbst vor einem Rätsel und haben keine Ahnung.«
    »Vielleicht haben sich die Ärzte damals geirrt.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mary, ganz bestimmt hatten sie sich nicht geirrt.«
    Trotzdem – was war wirklich geschehen? Konnte die Medizin wirklich ganz sicher sein, daß Krebs

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