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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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noch vorsichtiger und überlegten sich jeden Schritt. Aber dann begann es im Osten zu dämmern, und sie waren froh, neben einer Wiese ein dichtes Gebüsch zu finden, in dem sie Unterschlupf suchten.
    »Ich bin schrecklich müde«, seufzte Mary. »In der Nacht war ich überhaupt nicht müde, wenigstens habe ich es nicht gemerkt. Aber nun, wo ich sitze, könnte ich auf der Stelle einschlafen.«
    »Das werden wir auch tun. Ich bin sogar zum Essen zu müde.«
    Peter kroch bis an den Rand des Dickichts. Bevor er schlief, wollte er sehen, wo sie waren.
    Es war heller geworden. Das Gebäude erhob sich am Horizont, ein blauweiß schimmernder Koloß, der wie ein riesiger Zeigefinger in den Himmel stieß.
    »Mary«, flüsterte Peter erregt. »Da ist es. Ich kann es sehen.«
    Er hörte, wie sie durch das Gebüsch kroch.
    »Es ist noch weit.«
    »Ja, aber wir sind auf dem richtigen Weg dorthin.«
    Ganz eng lagen sie zusammen und starrten in Richtung des Gebäudes.
    »Ich kann nichts von der Bombe sehen, die darüber schweben soll.«
    »Zu weit entfernt, Mary.«
    Sie legte den Kopf auf die Arme.
    »Warum kommen wir hierher zurück? Warum ausgerechnet wir? Niemand sonst ist gekommen, nur wir.«
    »Ich weiß es nicht«, gab Peter zu, der sich die gleiche Frage immer und immer wieder selbst schon gestellt hatte. »Ich weiß es wirklich nicht. Wir haben eigentlich gar keinen Grund. Ich suche nach einer Erklärung, aber ich kann keine finden. Vielleicht ist es deshalb, weil ich hier sterben wollte. Denke nur an die Elefanten. Auch sie verkriechen sich in ein Versteck, wenn sie den Tod herannahen fühlen.«
    »Aber du bist nicht mehr krank, Peter. Du wirst nicht sterben.«
    »Das spielt keine Rolle – so glaube ich wenigstens. Hier auf der Farm fand ich Ruhe und Frieden.«
    »Die Zeichen, Peter, was sollen sie bedeuten? Ich meine das Symbol auf der Flasche, auf deinem Stein. Es war nicht auf allen Geschenken.«
    »Kriechen wir zurück. Man darf uns nicht entdecken.«
    »Das Symbol war nur auf unseren Geschenken«, sagte Mary und blieb liegen. »Ich habe die anderen alle gefragt. Kein Symbol, kein Zeichen. Das hat doch etwas zu bedeuten, Peter!«
    »Wir haben jetzt keine Zeit, uns darüber den Kopf zu zerbrechen. Komm endlich.«
    Sie krochen in das Gebüsch zurück, wo sie niemand sehen konnte.
    Die Sonne war höher gestiegen. Ihre Strahlen fielen in das Versteck der beiden Menschen und brachten Wärme mit. Es war so still wie in einer Kirche.
    »Peter«, sagte Mary ganz plötzlich. »Ich kann nicht mehr länger wach bleiben. Willst du mich küssen, bevor ich einschlafe?«
    Er küßte sie. Jeder spürte die Wärme des anderen, als sie eng zusammenlagen, müde und erschöpft von der Anstrengung des langen Marsches. Ihre Augen waren geschlossen.
    »Ich höre Glocken läuten«, wisperte sie. »Kannst du sie auch hören?«
    Peter schüttelte stumm den Kopf.
    »Sie sind wie Schulglocken«, sagte sie. »Damals, als ich zum erstenmal in die Schule ging, läuteten sie auch. Ich kann es nie vergessen.«
    »Du bist übermüdet.«
    »Ich habe sie schon vorher gehört, Peter.«
    Er küßte sie noch einmal.
    »Du mußt nun schlafen, Mary.«
    Eine Minute später wurden ihre Atemzüge regelmäßiger. In seinen Armen war sie eingeschlafen. Er lag ganz ruhig, um sie nicht aufzuwecken. Aus reiner Gewohnheit versuchte er festzustellen, ob nicht irgendwo in seinem Körper wieder der Schmerz war, aber er spürte nichts. Er würde nie mehr Schmerzen haben, wußte er plötzlich.
    Er würde nicht sterben. Die Seuche, die das ganze Land in Angst und Schrecken versetzte, war auch verschwunden.
    Es war verrückt, es zu glauben, aber er tat es trotzdem:
    Missionare!
    Als früher die christlichen Missionare zu den primitiven Völkern in die Wildnis gingen, was taten sie dort zuerst? Natürlich predigten sie und verkündeten den Glauben, aber sie waren nicht nur deshalb gekommen. Sie bekämpften die Krankheiten, brachten Medikamente mit, errichteten Krankenhäuser und Schulen, sprachen vom Fortschritt und lehrten die Wilden, wie man besser und länger lebte. Sie erwarben das Vertrauen ihrer Schützlinge und hatten es so leichter, ihnen das Christentum zu bringen.
    Und wenn nun Missionare aus dem Weltraum zur Erde kamen, was würden sie tun? Würden nicht auch sie alles daransetzen, das Vertrauen der Menschen zu erwerben? Würden nicht auch sie zuerst die Krankheiten bekämpfen und den allgemeinen Wohlstand heben? Sicher, sie konnten nicht verlangen, daß man ihnen

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