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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Schlacht verloren, ohne das Leben eines einzigen Soldaten einzubüßen.
    Peter und Mary hockten in ihrem Versteck und betrachteten das Gebäude.
    »Sagtest du nicht, es stamme von den Sternen?« fragte Mary. »Aber wenn es wirklich so ist, warum kommen sie zu uns? Was wollen sie von uns? Warum kümmern sie sich überhaupt um uns?«
    »Die Fremden?« Peter überlegte. »Vielleicht wollen sie uns retten. Vor uns selbst retten, meine ich. Oder sie wollen uns versklaven und unseren Planeten ausbeuten. Vielleicht wollen sie die Erde auch als militärischen Stützpunkt benutzen. Es gibt hundert verschiedene Gründe. Es kann sogar ein Grund sein, den wir nicht verstünden, selbst wenn sie ihn uns zu erklären versuchten.«
    »Aber innerlich glaubst du nicht daran, daß sie uns erobern wollen, nicht war? Sonst gingen wir nicht zu dem Gebäude.«
    »Du hast recht, ich glaube nicht daran, daß sie uns versklaven wollen. Ich hatte Krebs und war dem Tode geweiht, jetzt bin ich gesund. Am selben Tag, an dem sie kamen, verschwand die Seuche. Bis jetzt haben sie nur Gutes getan, so wie auch die Missionare nur Gutes taten, wenn sie in die Wildnis gingen. Ich hoffe …«
    Er sprach nicht weiter, sondern starrte in Richtung des Gebäudes, des verlassenen Panzers und der schimmernden Straßen.
    »Ich hoffe nur«, fuhr er endlich fort, »daß sie manches nicht tun werden, was einige unserer Missionare taten. Ich hoffe, sie zerstören nicht unsere Selbstachtung und nehmen uns unsere Tradition. Ich hoffe nicht, daß sie uns ein Mittel gegen die Flechte geben und dafür verlangen, daß wir Minderwertigkeitskomplexe bekommen. Ich hoffe nicht…«
    Aber sie kennen uns ja gut genug, dachte er weiter. Sie haben uns lange studiert … wie lange eigentlich? Briefmarkenautomaten! Zigarettenautomaten! Wie lange? Waren sie schon immer dagewesen? Und dann haben sie Briefe geschrieben, an die Regierungschefs der Erde. Briefe, die niemand entziffern konnte. Aber wenn es gelang, war man ein Stück weiter. Vielleicht enthielten die Briefe Forderungen. Oder auch nur die Bitte, eine Kirche oder Schule errichten zu dürfen.
    Sie kennen uns, dachte Peter. Durch und durch. Sie wissen, daß wir gern Geschenke annehmen. Besonders dann, wenn sie mit keinen Bedingungen verknüpft sind. Aber … sind sie das wirklich nicht?
    Den ganzen Nachmittag lagen Peter und Mary in ihrem Gebüsch und beobachteten die Straßen. Immer wieder kamen Gruppen von Soldaten, waffenlos und ohne Ausrüstung. Sie verließen das unblutige Schlachtfeld und kehrten in ihre Kasernen zurück. Seit einer Stunde aber war niemand mehr gekommen.
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit verließen die beiden ihr Versteck, überquerten die Weide und betraten die Straße. Keine unsichtbare Wand hinderte sie daran. Sie gingen nach Westen, auf das Gebäude zu, dessen oberen Stockwerke noch im Schein der untergegangenen Sonne golden schimmerten.
    Sie wanderten die ganze Nacht, ohne sich einmal verstecken zu müssen. Die Straßen waren leer, und nur einmal begegneten sie einem einsamen Soldaten.
    Als sie ihn erblickten, waren sie schon so nahe an das Gebäude herangekommen, daß es das halbe Blickfeld ausfüllte. In dem Licht der Sterne schimmerte es weißlich und geheimnisvoll.
    Der Soldat saß mitten auf der Straße und hatte die Schuhe ausgezogen. Sie standen fein säuberlich neben ihm, wie bei einem Appell.
    »Meine Füße tun mir weh«, sagte er als eine Art Begrüßung.
    Sie setzten sich neben ihn. Peter reichte ihm die Wasserflasche und zog Brot und Käse aus der Tasche. Das Einwickelpapier breitete er auf der Straße aus, als sei es ein Tischtuch. Schweigend aßen sie, und als sie fertig waren, sagte der Soldat:
    »Ich denke, damit wäre wohl alles zu Ende.« Als sie ihn nur anblickten und schwiegen, fuhr er nach einer Weile fort: »Das Ende des Soldatenlebens, meine ich. Das Ende aller Kriege.« Er deutete in Richtung der anderen Straßen, die einzelne Gebiete voneinander abtrennten. In dem einen standen die verlassenen Geschütze, im anderen lagerte die Munition. Wieder in einem anderen parkten die führerlosen Fahrzeuge. »Wie sollte man einen Krieg führen können, wenn der Gegner es versteht, das Schlachtfeld wie ein Schachbrett aufzuteilen und jedes Quadrat vom anderen völlig zu isolieren? Was nützt ein Panzer, wenn er nur zehn Morgen hat, auf denen er herumfahren kann? Was hilft eine Kanone, die nur einen Kilometer weit schießt und deren Granaten an einer unsichtbaren Sperre wirkungslos

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