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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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schnitzte und bog. Dabei beobachtete er sie sehr genau, denn es war wichtig, daß er schon jetzt seinen Nachfolger wählte. Es mußte ein Mann sein, der die Kunst des Bogenbauens begriff und verbreitete. Er fand ihn.
    Als alle Pfeil und Bogen hatten, veranstaltete Carmody ein regelrechtes Wettschießen. Das Ergebnis war zufriedenstellend. Die Eingeborenen dieses Dorfes hatten eine neue Waffe.
    Am anderen Tag brachten die Jäger mehr erlegtes Wild nach Hause als jemals zuvor. Carmody war mit dem sichtbaren Ergebnis seiner Bemühungen zufrieden. Die Bevölkerung würde nun mehr Zeit dafür haben, die Felder zu bestellen. Aus dem Dorf würde eine Stadt werden, die mächtigste Stadt des Kontinents vielleicht.
    Doch nun kam der schwierigste Teil der Aufgabe. Carmody mußte sich einen Abgang verschaffen, der einen solchen Eindruck auf die Eingeborenen machte, daß sie ihn niemals vergessen würden. Für ewig sollte sich die Geschichte des zweiarmigen Gottes in dieser Welt festsetzen – jenes Gottes, der Pfeil und Bogen vom Himmel gebracht hatte. Im Lauf der Jahrhunderte würde sich die Geschichte etwas ändern, Dichtung würde sich mit Wahrheit vermischen, aber die eigentliche Substanz würde erhalten bleiben. Später jedenfalls, wenn die Menschen kamen, würde man sie als freundliche Halbgötter empfangen, nicht als Feinde oder Dämonen.
    Der Abgang? Er richtete sich nach den Gepflogenheiten der Eingeborenen. Sie verbrannten ihre Toten.
    Für einen Real-Menschen war es nicht schwer, scheinbar zu sterben, sich scheinbar verbrennen zu lassen und später wieder zu leben.
    Carmody schlenderte auf den Versammlungsplatz, wo die Jäger hockten. Sie grinsten ihm entgegen. Derek war der beste Häuptling, den der Stamm jemals hatte. Die neue Waffe war einfach grandios. Es hatte noch nie so viel Fleisch gegeben wie jetzt. Und später …
    Carmody las in ihren Gesichtern. Er lächelte innerlich. Der Begriff der »Ultimaten Waffe«, dachte er amüsiert, ist wahrhaftig relativ.
    Als ihn alle ansahen, nahm er den Federschmuck vom Kopf und übergab ihn feierlich dem Mann, den er gestern ausgewählt hatte.
    »K'dan«, sagte er. »Ya ta K'dan.« Er deutete hinauf in den Himmel und fügte hinzu: »Derek.«
    Ganz ruhig legte er sich auf den Boden. Sein Gehirn leitete seinen Befehl weiter, und der Körper verfiel in einen Trancezustand, der dem Exitus ähnelte. Es war eine Technik, die schon lange vor der Einführung des Institutes auf der Erde bekannt war, besonders in Indien und Tibet.
    Sein Herzschlag verlangsamte sich. Es würde nur noch einmal in der Stunde schlagen. Das Blut stand praktisch still in seinen Adern. Carmody verfiel in einen tiefen Schlaf. Für jeden, der ihn nicht mit empfindlichen Spezialinstrumenten untersuchte, war er tot.
    Die Eingeborenen waren verwirrt. Der neue Häuptling beugte sich schließlich herab und legte sein Ohr auf Carmodys Brust. Als er sich aufrichtete, war sein Gesicht ernst und fassunglos.
    »Derek v'rolo«, sagte er.
    In dieser Nacht hielten die Eingeborenen Wache bei ihrem großen Toten. Als die Sonne aufging, errichteten sie den gewaltigsten Scheiterhaufen, den der Stamm je gesehen hatte. Obenauf legten sie Carmody, nachdem sie sich noch einmal davon überzeugt hatten, daß er wirklich »tot« war.
    Der Holzstoß begann zu brennen, und die lodernden Flammen näherten sich Carmody. Die Hitze löste den vorher befohlenen Reflex aus. Das Gehirn befahl das Erwachen des Körpers. Er richtete sich auf und sprang durch das Feuer zu Boden.
    Die Eingeborenen wichen zurück und starrten ihn an.
    Er lächelte, breitete die Arme aus und schritt dann langsam quer über die Lichtung zum Waldrand.
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand er zwischen den Bäumen.
    Eines Tages würden Menschen wie er zurückkehren – und wie Götter empfangen werden.
    So wie es auf fast allen bewohnten Welten früher oder später geschah.

Heiler für den Mars
    (THE CANDLE LIGHTER)
     
    Frederic Pohl
     
     
    Der Direktor der Treuhandverwaltung zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und bot Jaffa Doane eine an.
    »Ich habe Ihre Rede gestern abend gehört«, sagte er. »Zigarette?«
    »Danke, ich rauche nicht.«
    »Eine ausgezeichnete Rede.« Der Direktor zündete sich seine Zigarette an und warf das Streichholz achtlos auf den Boden. Geduldig wartete Doane, daß er weitersprechen würde, und Geduld war sicherlich nicht Doanes ausgeprägteste Charaktereigenschaft. Aber er hatte heute genug Gelegenheit gehabt, sie zu üben

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