Heyne Galaxy 05
Absicht, die Verhältnisse zu ändern. Die Terraner sollten freundlicher und menschlicher zu ihren marsianischen Kollegen werden, die Ihrer Meinung nach unterdrückt und ausgebeutet werden. Kein Wort, Doane! Es war so, geben Sie es doch zu! Aber Sie haben sich geirrt. Die Marsianer sind keine Sklaven, und sie werden auch nicht unterdrückt. In mancher Beziehung sind sie klüger, kultivierter und sensibler als Sie oder ich. Manchmal erinnern sie mich sogar an meinen Großvater.«
»An wen?« fragte Doane völlig verblüfft.
»An meinen Großvater. Er war ein sehr religiöser Mann, mein Großvater. Ich weiß nicht, welcher Religionsgemeinschaft Sie angehören, Doane, aber das spielt jetzt auch keine Rolle. Jedenfalls war es uns damals nicht erlaubt, am Sabbat zu arbeiten. Am Abend jedoch mußten die Kerzen entzündet werden. Es war Arbeit. Und so kam es, daß mein Großvater einen jungen Iren aus der Nachbarschaft bat, die Kerzen anzuzünden. Marty Madden, so hieß der Junge, war nicht besser oder schlechter als wir, aber er war eben anders. Er durfte am Sabbat etwas tun, was wir nicht tun durften. So wie Sie und ich etwas für die Marsianer tun, was ihnen selbst nicht erlaubt ist.« Der Admiral startete den Motor, um in die Stadt zurückzufahren. »Ich kannte Marty recht gut«, fuhr er fort. »Wir gingen in dieselbe Schule. Auf der einen Seite tat er mir leid, weil wir einen Feiertag mehr hatten als er, aber auf der anderen Seite beneidete ich ihn, denn er konnte am Wochenende tun und lassen, wozu er Lust hatte. Ich aber nicht. Immerhin hätte ich mir damals nicht träumen lassen, daß ich eines Tages, hundert Millionen Kilometer von Mosholu Parkway entfernt, seine Aufgabe übernehmen würde.«
Doane gab keine Antwort. Schweigend fuhren sie zum Administrationsgebäude zurück. Die Straßen waren ohne Verkehr. Jaffa Doane hatte Zeit und Gelegenheit, über alles nachzudenken, was Admiral Rosenman gesagt hatte. Es fiel ihm nicht leicht, die Konsequenzen zu ziehen, aber der Unterschied zwischen Theorie und Praxis war nicht mehr länger zu ignorieren.
Als der Wagen vor dem Gebäude hielt, sagte er:
»Also gut, Admiral. Fangen wir von vorn an. Vergessen Sie, daß ich schon gestern auf dem Mars gelandet bin. Tun wir ab sofort so, als sei das Schiff erst heute, jetzt eben, angekommen. Was habe ich zu tun?«
Rosenman lächelte, beugte sich vor und klopfte ihm auf die Schulter.
»Sie werden es schaffen, Gouverneur. Ihre erste Aufgabe wird sein, dem Hospital einen Besuch abzustatten. Fünfzig erkrankte Marsianer warten darauf, mit Ihrem starken Geist Kontakt zu erhalten, damit sie schnell gesunden. Die körperliche Berührung und der Glaube schaffen das. Sie werden allerdings hinterher etwas Kopfschmerzen haben, aber das sollten Sie in Kauf nehmen können.«
»Gern«, bestätigte Doane. »Wenn ich nur helfen kann. Außerdem muß ich mich bei Ihnen beiden entschuldigen, besonders bei Ihnen, Ruth-Ann. Ich habe mich furchtbar benommen und so getan, als sei ich der klügste und gescheiteste Mann der Welt…«
»Genug der Selbstanklagen«, unterbrach sie ihn lachend. »Natürlich haben Sie sich und den anderen etwas vorgemacht, aber ich kenne schlimmere Fälle. Ihr Kern ist schon in Ordnung. Sie wären kein richtiger Mann, Jaffa, wenn Sie nicht mal Ihre eigene Meinung hätten – auch wenn sich später herausstellt, daß sie falsch war. Außerdem gehört ein bißchen Starrsinn zu einem guten Charakter, meinen Sie nicht auch? Sie sehen, ich habe eine Menge über Sie nachgedacht.«
Rosenman grinste, als er Doanes verblüfften Gesichtsausdruck bemerkte.
»Sie hat recht«, sagte er. »Sie werden schon begreifen. In zwei Jahren haben Sie sich akklimatisiert. Noch etwas: ich bescheinige Ihnen gern, daß Ihre Reformpläne sogar einige Berechtigung haben, denn die Marsianer müssen lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Es liegt an Ihnen, dabei zu helfen und die richtige Methode zu finden. Das wird Ihnen guttun. Wenn die zwei Jahre vorbei sind, werden Sie zur Erde zurückkehren, um einige Erfahrungen reicher und mit dem Wissen, was Gleichberechtigung und Anpassung wirklich sind oder sein sollten. Dann können Sie einem ordentlichen Beruf nachgehen, sich mit Ihrer Frau und Ihren Kindern irgendwo niederlassen und …«
Doane unterbrach ihn erschrocken:
»Jetzt ist es aber genug. Ich habe keine Frau und schon gar keine Kinder.«
Ruth-Ann half ihm beim Aussteigen und hielt seinen Arm fest.
»Sie sind auch noch nicht wieder auf der
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