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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Erde«, sagte sie.
     

Die Ewigkeit hat ihre Grenzen
    (THE DWINDLING YEARS)
     
    LESTER DEL REY
     
     
    Seit zweihundert Jahren hatte sich die Routine nicht geändert. Wie jeden Morgen ging der Chef der Auswanderungsbehörde durch die langen Korridore seines Amtsgebäudes und begegnete hier und da einem Mitarbeiter. Giles machte die üblichen Bemerkungen und redete alle Beamten, die er begrüßte, mit Namen an. Aber das alles geschah so automatisch, daß es ihm überhaupt nicht mehr recht zu Bewußtsein kam. Immerhin, dachte er bei sich, es fällt mir nicht mehr so leicht wie früher. Ich muß manchmal schon nachdenken, wie dieser oder jener heißt.
    In seinem privaten Büro angelangt, ließ er sich in den Sessel fallen. Sein Gesicht verlor die Maske konventioneller Freundlichkeit. Er atmete schwer, und sein Herz klopfte heftig in der Brust. Er war ein Narr, heute ins Büro zu kommen. Aber gestern war das Schiff vom Prokyon zurückgekehrt. Da wußte niemand, welche Arbeit heute anfiel. Außerdem hatte der Arzt behauptet, die Injektion würde jeden Asthmaanfall verhüten.
    Giles hörte seine Sekretärin ins Zimmer kommen, aber erst als er den Duft des frischen Kaffees roch, sah er auf. Sie stellte ihm die Tasse auf seinen Platz und die Kanne dicht daneben. Lächelnd sah sie zu, wie er trank.
    »Ist es so schlimm, Arthur?« fragte sie.
    »Nur etwas müde«, meinte er und goß sich nach. Der Kaffee war stärker als sonst und belebte ihn ungemein. »Wahrscheinlich beginne ich alt zu werden, Amanda.«
    Sie lächelte über den von der Zeit längst überholten Witz, aber er wußte, daß sie sich nicht täuschen ließ. Seit sie bei ihm arbeitete, war sie bereits viermal alt geworden, und sie kannte ihn besser als jeder andere hier. Vielleicht kannte sie ihn sogar besser als er sich selbst. Wäre kein Wunder, dachte er bei sich. Als er sich heute früh rasierte, hatte ihm das Gesicht eines Fremden aus dem Spiegel entgegengeblickt. Er war schon immer hager gewesen, aber nun standen die Backenknochen weit vor, und die Wangen waren eingefallen, Schatten lagen unter seinen Augen. Sein Haar schien dünner geworden zu sein, aber das war natürlich unmöglich.
    »Etwas Wichtiges bezüglich des Schiffes vom Prokyon?« fragte er, denn er konnte ihren besorgten Blick nicht mehr länger ertragen.
    Schuldbewußt sah sie in eine andere Richtung.
    »Ein neues Serum für Experimentalzwecke. Ein persönlicher Brief für Sie, Absender unbekannt. Ein Bericht von einer der überlichtschnellen Raketen. Sie fanden sie treibend, ein halbes Lichtjahr von der Erde entfernt. Sie wurde eingefangen. Jordan hat den Bericht gemacht und ist halb verrückt vor Aufregung. Aber wenn Sie sich nicht wohlfühlen …«
    »Ich fühle mich wohl!« eröffnete er ihr scharf. Sofort lächelte er wieder. »Vielen Dank für den Kaffee, Amanda.«
    Sie nahm nur ungern zur Kenntnis, daß er sie aus dem Zimmer schickte. Als sie gegangen war, nahm sich Giles den Bericht von Jordan vor.
    Seit achtzig Jahren startete man nun die Spezialraketen, die mit Instrumenten aller Art ausgerüstet waren. Eine Automatik sorgte dafür, daß sie Kurs auf die Erde nahmen, sobald sie an ihrem Zielort die notwendigen Untersuchungen angestellt hatten. Diese Raketen verschwanden aus dem Blickfeld der Menschen, sobald sie die Lichtgeschwindigkeit überschritten, und bis heute war noch keine von ihnen je zurückgekehrt. Und nun war es doch geschehen. Man konnte hoffen, daß die oft Jahrzehnte dauernden Flüge mit den langsamen Raumschiffen endlich der Vergangenheit angehörten. Die aufgefundene Rakete konnte den Schlüssel zu den Sternen liefern.
    Giles blätterte in dem Bericht. Die Rakete war durch einen Zufall gefunden worden, als sie beinahe mit einem Schiff zusammengestoßen wäre, das nach Sirius unterwegs war. Die Wissenschaftler hatten sie untersucht, neu eingestellt und zur Erde geschickt. Die beiden weißen Ratten an Bord der Rakete lebten noch.
    Giles legte den Bericht auf den Tisch zurück und griff nach dem privaten Brief. Während er die Streifen mit der Mikroschrift herauszog, goß er sich eine neue Tasse Kaffee ein. Insgesamt waren es drei Briefseiten. Auch ohne die Unterschrift zu sehen, wußte er, von wem er stammte.
    Nur sein jüngster Sohn konnte ihm Verse zum dreihundertsten Geburtstag senden. Leider kam der Brief um neunzig Jahre zu spät. Harry war geboren, bevor die absolute Geburtenkontrolle eingeführt worden war. Seine Mutter hatte ihn damals arg verzogen, und er

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