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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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töten!« sagte Doane, aber sein Tonfall ließ ahnen, daß er es nicht tun würde. Vielleicht verriet sein Gesicht auch Hilflosigkeit und Mißbilligung über das, was von ihm verlangt wurde. Aber wie auch immer, er begriff nicht die Bedeutung der winkenden Tentakel in der schwankenden Masse unter ihm im Park. War es Zustimmung oder Protest?
    Neben ihm trat Admiral Rosenman vor, um einige Worte an die Versammelten zu richten. Er war nicht schnell genug. Doane sagte zu dem zum Tode Verurteilten:
    »Fnihi Bei, in meiner Eigenschaft als Gouverneur setze ich hiermit die Urteilsvollstreckung aus, bis ich Gelegenheit finde, Ihren Fall genauer zu untersuchen. Sie werden heute nacht nicht sterben.«
    Admiral Rosenman fluchte vor sich hin. Als er Ruth-Ann ansah, drückte sein Gesicht Ratlosigkeit aus.
    »Wenn der verdammte Idiot wenigstens vorher mit mir darüber gesprochen hätte! Aber nein, kein Wort! Er hat seit zehn Jahren eine festgefahrene Meinung über die Marsianer, und nichts kann sie ändern, nicht einmal Tatsachen.«
    »Welche Tatsachen?« fragte Ruth-Ann hitzig. »Sie haben ihm überhaupt nichts erzählt.«
    »Die Akten sind voll davon.«
    »Hatte er vielleicht Zeit, sie durchzulesen? Ehrlich, Admiral, Sie sind ungerecht.« Sie sah aus dem Fenster hinaus. Draußen würde es bald Tag sein. Über dem Horizont lag bereits die Dämmerung. »Glauben Sie, daß es ihm gut geht?«
    Der Admiral knurrte etwas Unverständliches und schaltete den Interkom ein.
    »Was Neues?« fragte er.
    Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht eines Mannes in Uniform.
    »Noch nicht, Sir. Er wurde zuletzt bei den Lehmhütten gesehen, vor einer Stunde etwa. Ich habe einen Suchtrupp ausgeschickt, Sir, aber bisher erhielt ich keine Meldung.«
    »In Ordnung.«
    Der Admiral schaltete das Gerät aus.
    »Lehmhütten?« fragte Ruth-Ann. »Wo ist das?«
    »Ein verlassener Stadtteil. Die Marsianer leben schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr dort. Kein erfreulicher Ort, aber Doane hat es ja nicht anders verdient.«
    »Seien Sie vorsichtig mit Ihren Bemerkungen«, warnte sie. »Er ist immer noch Ihr Chef.«
    Der Admiral starrte sie düster an. Schließlich meinte er:
    »Es hat keinen Zweck, wenn wir die ganze Nacht aufbleiben. Wir kommen doch zu keinem Ergebnis …« Der Interkom summte. Er schaltete ein. »Ja, was gibt's?«
    »Gouverneur Doane wurde gefunden, Sir. Ihre Befehle?«
    »Festhalten! Ich erwarte einen Wagen vor meiner Tür, in dreißig Sekunden. Ich werde selbst hinfahren.«
    »Wir werden hinfahren«, korrigierte ihn Ruth-Ann, als er abschaltete. »Wenn dieser dickköpfige Esel glaubt, den halben Mars verrückt machen zu können, hat er sich geirrt.«
    »Ach nein!« wunderte sich Rosenman. »Noch eben haben Sie mir verboten, ihn zu beschimpfen, und nun …«
    »Das ist etwas ganz anderes«, klärte sie ihn auf. »Ich darf das. Nun los, worauf warten Sie denn noch?«
    Sie fanden Gouverneur Jaffa Doane vor einem verlassenen Haus. Er saß auf einem Mauerrest und starrte gedankenverloren in den heller werdenden Himmel. Admiral Roseman half ihm in den Wagen, der eine drucksichere Kabine hatte. Er mußte Doane daran erinnern, die Sauerstoffpatronen aus der Nase zu nehmen.
    »Danke«, sagte Doane verwirrt. Nach einer Pause setzte er hinzu: »Ich habe alles falsch gemacht, nicht wahr?«
    »Allerdings«, stimmte der Admiral zu. »Achtundvierzig Marsianer mußten ins Hospital eingeliefert werden.« Doane sah ihn verständnislos an. »Körperverletzungen«, fuhr Rosenman fort. »Normalerweise kommen Marsianer deswegen nicht ins Krankenhaus. Ein paar Stunden ›Gutes Denken‹, wie sie es nennen, und der Fall ist ausgestanden. Aber damit scheint es im Augenblick nicht so recht zu klappen. In den meisten Fällen handelt es sich übrigens um Verkehrsunfälle. Die Marsianer rannten einfach in fahrende Autos hinein.«
    Jaffa Doane schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe das einfach nicht. Alles, was ich getan habe, ist doch nur der Versuch gewesen, das Leben eines Mannes zu retten. Vielleicht war das nicht richtig – ich weiß es nicht. Ich begreife nur nicht, warum das solche katastrophalen Folgen haben konnte. Sie müssen förmlich den Verstand verloren haben – einfach losrennen und sich überfahren lassen! Wenn sie primitiv wären, könnte ich es vielleicht noch verstehen, aber sie sind doch intelligent und zivilisiert. Wie können sie nur so abergläubisch sein und an diesen verrückten Gebräuchen festhalten?«
    Jetzt verlor der Admiral die

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