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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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ihr Ziel erreicht und auch wieder umkehrt?«
    »Unsinn! Natürlich nicht!« Jordans Stimme verriet Ungeduld. »Zwei Zufälle waren nötig, das Ding zu finden. Wir könnten Glück haben, mit der Kursberechnung. Aber die Rakete kann genauso gut hundert Jahre unterwegs sein. Was ich meine, das ist das Schiff. In drei Monaten kann es fertig sein. Wir wissen nun, daß der Überlichtantrieb funktioniert. Das Schiff kann in zwei Wochen Prokyon erreichen. Die weißen Ratten haben den Flug nach Sirius auch überlebt.«
    Giles schüttelte den Kopf.
    »Ratten sind nicht intelligent. Es wäre unverantwortlich, einen menschlichen Piloten in das Schiff zu setzen, solange der Antrieb sich noch im Experimentierstadium befindet. Selbst wenn der Kurs vom Anflugziel her korrigiert werden könnte, und wir stärkere Signalsender einbauten …«
    »Ja, vielleicht schaffen wir es in zweihundert Jahren«, warf Jordan wütend ein. »Und dann können wir noch immer nicht sicher sein, ob ein Mensch die Reise durchsteht. Wir brauchen das große Schiff, Mr. Giles, und zwar so schnell wie möglich. Und dann brauchen wir nur noch einen Freiwilligen.«
    Es wurde Giles in diesem Augenblick klar, daß Jordan von der Idee besessen war und daß Argumente nichts fruchteten. Er lehnte sich zurück und faltete die Hände.
    »Also gut, Bill. Bringen Sie mir den Freiwilligen. Was ist mit Ihnen? Wären Sie wirklich bereit, Ihr unsterbliches Leben aufs Spiel zu setzen, obwohl Sie doch Jahrhunderte warten könnten, bis wir sicher sein können? Wenn ja, dann werde ich sofort den Befehl geben, das Schiff zu vollenden.«
    Jordan öffnete den Mund, um zu antworten. Für eine Sekunde glaubte Giles, das Spiel verloren zu haben, aber dann sah er, wie Jordans Mund sich wieder schloß. Er nahm das Angebot nicht an.
    Er hätte verrückt sein müssen, wenn er es getan hätte.
    Kein normaler Mensch würde die Ewigkeit gegen zweihundert Jahre Warten setzen. Heldentum hatte es nur in jenen Tagen gegeben, in denen der Tod mit Sicherheit nach einer gewissen Zeitspanne eintrat. Damals verlor ein Mensch höchstens fünfzig Jahre. Heute würde er die Ewigkeit verlieren.
    »Vergiß es, Bill«, riet Giles. »Vielleicht dauert es so länger, aber einmal werden wir die Lösung finden. Wir haben Zeit, also werden wir es schaffen.«
    Der Ingenieur nickte in bitterer Zustimmung, dann erlosch der Bildschirm. Giles nahm den Blick vom Visiphon und sah zum Fenster hinaus. Er stützte den Kopf in die Hände und zupfte an seinen Haaren.
    Ewigkeit! Sie planten und bauten dafür. Der Plan konnte nicht geopfert werden, weil jemand glaubte, keine Zeit zu haben. Der Blick nach draußen auf die Mauern der wuchtigen Gebäude, die Jahrhunderte überdauerten, bestätigte das.
    Aber auch das half heute nicht. Giles fühlte sich wie in einem Gefängnis. Ihm war, als müsse er ersticken. Die Stadt, auf die er hinabsah, verschwamm vor seinen Augen. Er schwang den Sessel so hastig herum, daß er sich ein paar Haare herausriß.
    Ungläubig starrte er auf die Haare. Sie waren schwarz, wie sie es immer gewesen waren. Aber unter den schwarzen Haaren befand sich auch ein weißes.
    Automatisch griff er in eine der Schubladen und holte einen Spiegel hervor. In seiner Brust war ein stechender Schmerz. Er bekam kaum noch Luft. Er fand den Spiegel und hielt ihn vor das Gesicht. Seine schreckliche Vermutung bestätigte sich. Da waren noch mehr weiße Haare zwischen den schwarzen auf seinem Kopf.
    Der Spiegel zerbrach auf dem Boden. Mit schweren Schritten verließ er sein Büro. Bis zu seinem Klub war es nicht weit, nur zwei Häuserblocks, aber er mußte zweimal stehenbleiben, um Atem zu schöpfen. Der Schmerz in der Brust war stärker geworden. Als er endlich in der holzgetäfelten Vorhalle stand, konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Dubbins war sofort an seiner Seite und stützte ihn. Er geleitete ihn in das Klubzimmer.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?« fragte Dubbins mit einer Stimme, die Giles seit jenen Tagen nicht mehr gehört hatte, da Dubbins sein Kammerdiener gewesen war. Heute war Dubbins Manager des Klubs und gleichberechtigtes Mitglied. Jetzt allerdings schien er in die ehemalige Rolle des Kammerdieners zurückgefallen zu sein.
    Als Giles wieder zu sich kam, lag er auf der Couch in seinem Klubappartement. Jemand hatte ihn halb ausgezogen und Kissen unter seinen Kopf geschoben. In seiner Hand war ein Glas. Er trank. Der Alkohol tat seine Wirkung. Warum machte er sich eigentlich solche Gedanken

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