Heyne Galaxy 06
hinzu: »Ich meine, drei Wochen – ohne etwas zu essen.«
»Wir könnten es ja mit den Viechern versuchen«, schlug Parson vor.
Weber schüttelte entschlossen den Kopf.
»Dazu ist es noch zu früh. Vielleicht wissen wir in drei Wochen mehr, aber bevor die Experimente und Untersuchungen abgeschlossen sind, würde ich nicht dazu raten. Immerhin ist es durchaus möglich, daß wir die Notrationen überhaupt nicht brauchen. Wenn das Fleisch der Viecher wirklich genießbar ist, können wir bald soviel essen, wie wir nur wollen.«
Ich versuchte, in den Gesichtern der anderen zu lesen. Da wußte ich, daß die Entscheidung einstimmig gefällt wurde.
»Also gut«, sagte ich. »Versuchen wir es also.«
»Sie haben gut reden«, mischte sich Fullerton da plötzlich ein. »Sie haben ja schließlich Ihre Diätverpflegung.«
Parson griff ihn sich mit seinen großen Händen und schüttelte ihn kräftig hin und her.
»So ein dummes Gerede mögen wir gar nicht, verstanden«, brüllte er den erschrockenen Mann an und ließ ihn los. Fullerton setzte sich hart auf die Erde.
Für den Rest der Nacht stellten wir doppelte Posten auf. Die Stampede hatte unsere Alarmvorrichtung zerstört. Trotzdem schliefen wir alle nicht besonders gut. Der Zwischenfall hatte uns viel zu sehr aufgeregt.
Ich persönlich fragte mich in erster Linie, warum die Viecher so in Panik geraten waren. Auf dieser Welt gab es nichts, wovor sie Angst haben konnten. Da waren keine anderen Tiere, kein Gewitter, keine Feinde. Es sah hinsichtlich des Wetters sogar so aus, als gäbe es niemals Regen, obwohl das nur sehr schwer vorstellbar war. Es würde also schon sehr interessant und aufschlußreich sein zu wissen, was die Stampede ausgelöst hatte.
Es mußte einen Grund geben, sagte ich mir. Und es mußte auch einen Grund dafür geben, daß sie zu uns ins Lager kamen, um zu sterben. Und zwar für uns zu sterben. Steckte eine Absicht dahinter, eine intelligente Absicht, oder war es reiner Instinkt…?
Das war es, worüber ich nachdachte, und ich machte in dieser Nacht kein Auge zu. Erst als der Morgen graute, döste ich ein bißchen, wurde aber gleich wieder wach, als draußen Aufregung entstand. Ich verließ das Zelt und konnte gerade noch sehen, wie ein Viech ins Lager spazierte, umfiel und tot war.
Wir verzichteten auf unser Frühstück. Da niemand von Mittagessen sprach, gab es auch das nicht. Erst am Abend stieg ich die Leiter zum Schiff empor, um etwas von der Notverpflegung herabzuholen.
Es war nichts mehr da.
Statt dessen erblickte ich die fünf fettesten Punkins, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Sie hatten die Kisten und Kartons mit ihren Nagezähnen durchlöchert, um an die Pakete zu gelangen. Alle Säcke waren leer. Sogar die Kaffeedosen waren geöffnet worden. Nicht eine einzige Bohne war vorhanden.
Zufrieden hockten die fünf Bösewichter in einer Ecke und sahen mir neugierig entgegen. Sicherlich waren sie gespannt, was ich nun unternehmen würde. Sonst machten Punkins immer einen Heidenlärm; diese hier verhielten sich sehr ruhig. Vielleicht ahnten sie, daß sie unrecht gehandelt hatten, aber es schien wahrscheinlicher, daß sie einfach nicht mehr konnten. Zum erstenmal in ihrem Leben hatten sie soviel fressen können, wie sie wollten.
Ich stand da und starrte sie düster an. Ich wußte, wie sie ins Schiff gelangt waren, und mir war gar nicht wohl bei dem Gedanken. Es war meine Schuld, nicht ihre. Wenn ich das Tau nicht vergessen hätte, besäßen wir noch unsere Notverpflegung. Rechtzeitig aber erinnerte ich mich noch daran, was mich vor dem Zertrampeln durch die Viecher gerettet hatte; mich und Weber. Sollte ich mich nun wegen der Punkins schuldig fühlen oder nicht?
Ich ging hin und nahm sie auf. Drei verstaute ich in meinen geräumigen Taschen, die restlichen zwei trug ich auf dem Arm. Vorsichtig kletterte ich die Leiter hinab, ging ins Lager und setzte die fünf vollgefressenen Tiere auf den Tisch. Da hockten sie und sahen sich zufrieden nach allen Seiten um. Ihre Bäuche waren prall, und ihr Fell glänzte fettig.
»Da also wären sie«, sagte ich. »Ich fand sie im Schiff. Darum suchten wir hier unten vergeblich. Sie kletterten an dem Tau hoch, das ich einzurollen vergaß.«
Weber sah mich forschend an, dann fragte er:
»Sie sehen so wohlgenährt aus. Haben sie etwas übriggelassen?«
»Keinen Krümel.«
Die Punkins saßen dabei und schienen mit ihren Knopfaugen zu blinzeln. Sie waren glücklich, der Freiheit entronnen zu
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