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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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sein. Außerdem hatten sie alles aufgefressen, und es bestand keine Veranlassung mehr für sie, im Schiff zu bleiben.
    Parson nahm sein Messer und ging auf das Viech zu, das heute früh tot umgefallen war.
    »Bindet euch die Lätzchen um«, riet er sarkastisch.
    Er schnitt ein paar riesige Steaks aus dem Körper des Tieres, warf sie auf den Tisch und schaltete seinen Herd ein. Ich zog mich verbittert in mein Zelt zurück, als er das Fleisch zu grillen begann, denn in meinem ganzen Leben habe ich keinen köstlicheren Duft in der Nase gehabt als den gebratener Viechsteaks.
    Ich mixte mir meinen Diätbrei, löffelte ihn lustlos und fühlte mich verraten und verkauft. Nach einer Weile kam auch Kemper ins Zelt. Er sah satt und zufrieden aus, ähnlich wie die Punkins. Er setzte sich auf sein Bett.
    »Willst du hören, wie es war?« fragte er vorsichtig.
    »Rede schon«, lud ich ihn ein.
    »Es war ausgezeichnet! Wir haben schon lange nicht mehr so etwas Gutes gegessen. Drei verschiedene Sorten von Fleisch, ein Stück Fisch und etwas Hummer – wenigstens schmeckte es so. Hinterher gab es Obst – ich sage dir, ein Obst…«
    »Ja, und morgen fällst du einfach tot um!« versicherte ich.
    »Das glaube ich nicht, Bob. Unsere Versuchstiere haben tagelang vom Fleisch und den Früchten der Viecher gelebt und sind wohlauf.«
    Vielleicht hatte Kemper recht. Ganz bestimmt sogar hatte er recht.
    Wir brauchten täglich ein Viech, denn unsere Versuchstiere wollten ja auch leben. Aber das war unsere geringste Sorge.
    Jeden Morgen kam ein Viech heranspaziert, sah uns unschuldig an und starb.
    Die Art, mit der meine Kameraden aßen, war schon nicht mehr schön zu nennen. Zwischen ihnen und unseren Tieren bestand kein großer Unterschied mehr, was die Menge der verzehrten Portionen anging. Parson briet den ganzen Tag Steaks. Er stellte Schüsseln mit Obst und Gemüse auf den Tisch, und wenn er sich Minuten später wieder umdrehte, waren sie leer. Die Männer saßen herum, klopften sich auf die dicken Bäuche und lösten ihre Gürtel. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß sie fest davon überzeugt waren, im Schlaraffenland zu leben.
    Ich wartete stündlich darauf, daß sie plötzlich wie die Irren in die Grassteppe hinausrasten, grün in den Gesichtern wurden oder einfach tot umfielen. Aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil. Sie fühlten sich alle sehr wohl, gediehen prächtig, wie die Tiere, und zeigten kein Verlangen danach, diese Welt jemals wieder zu verlassen.
    Aber dann, eines Morgens, wurde Fullerton krank. Die Symptome erinnerten an das Centaurifieber, aber dagegen waren wir ja geimpft worden. Um genau zu sein: man hatte uns eigentlich gegen jede bekannte Infektionskrankheit geimpft. Das geschah vor jeder Expedition. Man pumpte uns regelrecht voll.
    Ich machte mir keine Gedanken. Ganz tief in meinem Innern war ich davon überzeugt, daß Fullerton sich einfach überfressen hatte.
    Oliver, der einiges von Medizin verstand, gab ihm eine Injektion. Das Mittel war neu, und man sagte ihm nach, daß es praktisch für alles gut war. Dann kehrten wir an unsere Arbeit zurück und waren fest überzeugt, daß Fullerton in ein oder zwei Tagen wieder gesund sein würde.
    Aber leider war er das nicht.
    Sein Zustand verschlechterte sich.
    Oliver studierte seine Bücher, aber er fand keinen Hinweis auf die Natur der Krankheit. Da kam Kemper auf die Idee, Fullertons Blut zu untersuchen. Oliver entnahm eine Probe, und Kemper legte sie unter das Mikroskop. Etwas später verlangte er eine zweite Probe, um sicherzugehen. Als er auch damit fertig war, teilte er uns mit, daß Fullertons Blut voller Bakterien war. Dieselbe Sorte, die es überall auf dieser Welt gab.
    Wir standen um den Tisch herum, an dem Kemper saß und die Untersuchung vornahm. Ich bin sicher, daß wir in dieser Sekunde alle denselben Gedanken hatten. Oliver sprach es aus:
    »Wer wird der nächste sein?«
    Parson trat ohne ein Wort vor und hielt ihm den Arm hin. Oliver entnahm die Blutprobe und übergab sie Kemper. Schweigend warteten wir.
    »Sie haben sie auch«, sagte Kemper endlich. »Allerdings nicht in solcher Menge wie Fullerton.«
    Wir hatten sie alle. Ich allerdings am wenigsten.
    »Es muß das Fleisch der Viecher sein«, vermutete Parson. »Bob ist der einzige, der nichts davon gegessen hat.«
    »Aber«, begann Oliver vorwurfsvoll, »beim Kochen werden doch die Bakterien abgetötet und …«
    »Bist du sicher?« unterbrach ihn Kemper. »Diese bestimmte Sorte

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