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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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sie nicht fand. Ich selbst allerdings begann allmählich zu begreifen.
    Geister und Gespenster? Ich fragte ihn, und er gab mir zur Antwort, daß zwischen ihnen und extraterrestrischen Lebewesen kein Unterschied bestand, was das Wahrnehmungsvermögen der Menschen anging. Alle lebten auf verschiedenen Existenzebenen, und ein Kontakt war nur in Ausnahmefällen möglich. Er war, wie ich nun am eigenen Leibe erfuhr, mit gewissen Risiken verbunden.
    Nun war ich ein Teil des Spiels geworden, daß die Außerirdischen spielten. Der eine wollte mich vernichten, der andere fand sein ganzes Vergnügen darin, mich zu beschützen – beileibe nicht aus Freundschaft, sondern eben nur zu seiner eigenen Befriedigung. Ich war ein Teil ihres Spiels, das war alles.
    Dabei war ich selbst an meiner Lage schuld. Ich besaß das ganze Wissen eines normalen Menschen und begriff, warum die Volksseele die Hexen und Zauberer so haßte und fürchtete. Aberglaube? Hexen und Geister? Man hatte Angst vor ihnen, aber man hatte auch Angst vor jenen Intelligenzen, die auf fremden Planeten hausten und die man noch nie gesehen hatte. Rassenwahn …? Hatte er hier seine tiefe Ursache?
    Das, was ich erlebte, haben vor mir Tausende von Menschen bereits erlebt. Niemand glaubte ihnen. Sie berichteten über die Welt der Geister und Unsichtbaren, erzählten von geheimnisvollen Kräften und behaupteten, der Mensch sei in der Hand übernatürlicher Gewalten.
    Sie zogen die Aufmerksamkeit auf sich, und nicht nur die der Menschen.
    Auch die der Gamper.
    Der Derg und ich waren aufeinander angewiesen. Bis gestern.
    Jetzt bin ich allein.
    Ein paar Wochen lang war alles gut gegangen. Die Feegs waren leicht abzuschrecken gewesen; es hatte genügt, die Türen geschlossen zu halten. Die Leeper waren gefährlicher, aber bald hatte ich herausgefunden, daß ein ganz gewöhnliches Krötenauge sie verjagte. Was die Melgerizer anging, so mußte man sich vor ihnen nur in den Vollmondnächten in acht nehmen.
    »Sie sind in großer Gefahr«, sagte der Derg gestern.
    »Schon wieder?«
    »Ein Thrang ist hinter uns her.«
    Ich fragte nicht, was ein Thrang war. Wozu auch? Der Derg konnte es mir ja doch nicht erklären. Vielleicht wußte er es selbst nicht.
    »Hinter uns her?«
    »Ja, hinter uns. In erster Linie hinter mir, denn wenn er mich vernichtet, wird er hinterher um so leichter mit Ihnen fertig.«
    »Ist dieser Thrang gefährlich?«
    »Sogar sehr.«
    »Und was unternehmen wir gegen ihn? Eine Schlangenhaut vor der Türschwelle? Vielleicht ein Fünfeck?«
    »Nichts dergleichen«, erklärte mir der Derg. »Ein Thrang muß mit Negativmitteln bekämpft werden – mit anderen Worten, man muß gewisse Dinge einfach nicht tun, dann ist er hilflos und kann uns nicht angreifen.«
    Ich lebte unter einer solchen Unmenge von Vorschriften, daß es mir auf ein paar mehr oder weniger nun auch nicht mehr ankam.
    »Was also darf ich nicht tun?«
    »Sie dürfen nicht lesnerizen.«
    »Lesnerizen? Was ist denn das?« fragte ich.
    »Oh, Sie kennen es genau. Es ist eine ganz einfache, alltägliche Handlung.«
    »Wahrscheinlich kenne ich sie nur unter einem anderen Namen. Erklären Sie also, was lesnerizen ist.«
    »Das ist ganz einfach. Lesnerizen ist…«
    Er verstummte.
    »Was ist denn?«
    »Er ist hier. Der Thrang.«
    Ich ging ein Stück zurück, bis ich mit dem Rücken die Wand berührte. Zu sehen war nichts, aber mir war, als flimmere die Luft ein wenig. Das war alles.
    »Derg!« rief ich. »Wo stecken Sie denn? Helfen Sie mir!«
    Ich hörte einen fürchterlichen Aufschrei, dann das unmißverständliche Zuklappen eines gewaltigen Kiefers.
    »Er hat mich erwischt!« brüllte der Derg, aber er brüllte es lautlos, wenn Sie wissen, was ich damit meine.
    »Was soll ich tun?« fragte ich verzweifelt.
    »Auf keinen Fall lesnerizen!«
    Dann war nur noch Schweigen.
    Und nun sitze ich hier in meinem Zimmer, in der abgeschlossenen Wohnung.
    Nächste Woche ist in Burma ein großes Flugzeugunglück, aber das wird mich hier in New York kaum berühren. Die Feegs können mir auch nichts anhaben, denn alle Türen sind verschlossen und werden vorerst nicht geöffnet. Meine Speisekammer ist voll. Eine Zeitlang halte ich es schon aus.
    Das Problem ist nur: ich darf nicht lesnerizen!
    Wenn ich das schaffe, ist alles in Ordnung. Der Thrang wird weiterjagen und mich vergessen, um mich niemals mehr wiederzufinden, denn es gibt keinen Derg mehr. Wenn ich nicht lesnerize, bin ich gerettet.
    Das Dumme ist nur, daß ich

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