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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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ihm.
    Aber dann sah er das harte Lächeln des Managers, und er erinnerte sich. Ansons Gesicht war ganz rot – teilweise vor Scham, teilweise dank Sues Lippenstift – , als er ihr berichtete, was geschehen war.
    Sue lachte laut auf.
    »Wenn das alles ist, was dich bedrückt!« Sie wartete seine Antwort nicht erst ab, sondern wandte sich an den Manager.
    Mit einem geübten Griff zog sie einen Geldschein aus dem Brustausschnitt und gab ihn ihm. »Da haben Sie Ihr Geld. Und nun verschwinden Sie mit Ihren Räumern.«
    Der Manager nahm das Geld, lächelte säuerlich und ging dann zu seinen beiden Robotern. Er drückte auf einige Knöpfe, und die Metallkolosse beendeten ihre Arbeit gerade zwischen Reich und Stekel. Eine Sekunde später nahmen sie sie im umgekehrten Sinne wieder auf. Die Bücher wurden auf ihre alten Plätze zurückgestellt.
    Eine Minute später waren Anson und Sue allein.
    »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Aber, Liebling, ich wollte es doch. Was bedeuten schon die paar Kröten?«
    »Kröten? Im vergangenen Jahr hast du mir mindestens zweitausend Kredit geliehen. Wie soll ich die jemals zurückzahlen? So kann es doch nicht weitergehen.«
    »Natürlich nicht«, stimmte das Mädchen zu. »Das ist es ja, was ich dir immer klarzumachen versuche. Wir heiraten, und dann bekommst du von meinem Vater einen fetten Job. Und dann …«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, daß du einen Elektrakomplex hast? Du bist von deinem Vater abhängig, Sue. Das ist eine unnatürliche Abhängigkeit, und sehr gefährlich. Bitte, Sue, lege dich jetzt hier auf die Couch, damit ich …«
    »Gern«, lächelte sie.
    »Nein!« rief Anson verzweifelt. »Ich will dich doch nur untersuchen, dich analysieren, dich behandeln …«
    »Aber doch nicht jetzt, Liebling. Wir kommen zu spät zum Essen. Daddy erwartet dich heute.«
    »Das verdammte Essen! Und dein verdammter Vater dazu!«
    Trotzdem nahm er ihren Arm und verließ mit ihr zusammen das Büro. Um sich einen Ausgleich zu verschaffen, knallte er die Tür zu.
    »Willst du kein Schild an die Tür hängen?« erkundigte sich das Mädchen. »Bin in zwei Stunden zurück, oder so ähnlich?«
    »Nein! Ich bin in zwei Stunden nicht zurück. Vielleicht komme ich überhaupt nicht mehr zurück.«
    Sue betrachtete ihn verwundert von der Seite her, aber in ihren Augen war ein frohes Lächeln.
    Dr. Howard Anson hingegen lächelte nicht, als sie vom Dach aus starteten. Er hielt seine Augen fest geschlossen, damit er den Robotpilot des Lufttaxis nicht sah. Für heute hatte er genug von Robotern. Und wenn er auf die Stadt hinunter sah, würde er fast nur Roboter erblicken. Sie verrichteten die meiste Arbeit, und sie kassierten auch die Mieten oder räumten die Wohnungen aus. Die Menschen, die jetzt von ihren Büros nach Hause eilten, flogen ausschließlich mit Taxis. Unten in den Straßen herrschten die Roboter. Kein Mensch ging dort mehr zu Fuß. Alles war mechanisiert.
    »Was ist denn nun wieder mit dir los?« fragte Sue.
    »Die Sünden unserer Väter«, murmelte Anson verbittert und öffnete die Augen, um zuzusehen, wie Sue dem Robotpiloten ihre Anweisungen gab. »Eigentlich kann ich meinen Vater nicht verantwortlich machen, daß er mich Psychologie studieren ließ. Dieser Beruf ist seit hundertfünfzig Jahren Familientradition. Alle meine Vorfahren waren Psychiater, bis auf zwei Außenseiter. Ich widersprach ihm nicht, als er mich in diese Wissenschaft einführte. Er lehrte mich eine Menge, und auf der Medizinischen Universität war ich der letzte Student für Psychologie. Das mußt du dir vorstellen: der letzte!«
    Er seufzte.
    »Weiter«, flüsterte sie ganz dicht neben ihm.
    »Ich hätte damals schon wissen müssen, wie sinnlos das alles ist. Aber er überredete mich immer wieder und betonte, daß die Lage sich wieder ändern müsse. ›Keine Sorge‹, versicherte er stets. ›Das Pendel schwingt auch mal wieder in die andere Richtung. Die Menschen können nicht immer geistig gesund bleiben, das wäre ja unnormal. Es hat immer Verrückte gegeben. Wo kämen wir denn hin, wenn es plötzlich keine Verrückten mehr gäbe?‹ Er hatte unrecht, mein Vater. Als er starb, da wußte er ganz genau, daß ich den falschen Beruf erlernt hatte. Ich bin ein Anachronismus, so wie etwa ein Soldat, ein Bauer oder ein Bergarbeiter. Wir brauchen sie nicht mehr in unserer Gesellschaft. Dazu haben wir Roboter. Sie besorgen die Arbeit, und die sogenannten Herzspezialisten leben von ihren

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