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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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kennengelernt. Die meisten allerdings nur oberflächlich. Etwa hundert hatten in näherer Beziehung zu Pendleton gestanden, aber von ihnen hatte kein einziger zugegeben, mit ihm befreundet gewesen zu sein. Sie hatten nur bestätigt, daß gut mit ihm auszukommen gewesen war und daß sich niemand über ihn beschweren konnte. Weiter sagten sie übereinstimmend aus, daß er in einer Nacht sein Gewehr genommen und sich erschossen hatte.
    »Wie Richard Cory«, sagte Eckert.
    »Wer?«
    »Richard Cory. Eine Romanfigur. Stammt von einem gewissen Edwin Arlington Robinson im zwanzigsten Jahrhundert. Obwohl dieser Cory alles im Leben erreicht hatte, ging er eines Tages nach Hause und jagte sich eine Kugel in den Kopf.«
    »Muß ich mal lesen, wenn ich dazu komme«, versprach Templin. Er deutete auf die Karteikarten. »Papierverschwendung, nicht wahr?«
    »Sieht so aus. Um ehrlich zu sein, ich hatte mehr erwartet. Ich verstehe nicht, warum wir niemand finden, der mit ihm befreundet gewesen ist.«
    »Wie willst du wissen, ob sie uns nicht belügen? Vielleicht haben wir auch den richtigen Mann noch nicht gefunden. Oder die richtige Frau.«
    Eckerts Finger trommelten nervös auf der Tischplatte.
    Ich beschäftige mich seit fünfundzwanzig Jahren mit nichts anderem als mit fremden Kulturen. Ich weiß, wann mich jemand belügt und wann nicht. Oder nicht? Und wenn sie wirklich lügen, was soll ich dagegen tun?
    Abermals klopfte es an der Tür.
    »Wir haben also noch einen Besucher«, sagte Templin sarkastisch. »Vielleicht wieder jemand, der Pendleton vor vier Jahren mal gesehen hat und es uns mitteilen möchte.«
    Der Eingeborene kam Eckert bekannt vor. Er mußte ihn schon irgendwo gesehen haben …
    »Wir trafen uns an dem Tag, an dem Sie hier landeten.«
    Eckert entsann sich. Es war Jathong, der ihnen ihr Haus gezeigt hatte.
    »Sie kannten Pendleton?«
    Jathong nickte.
    »Ein Freund von mir und ich übernahmen sein Büro, als er … als er uns verließ.«
    »Und warum haben Sie uns das nicht früher erzählt?«
    »Wie sollte ich wissen, ob Sie das überhaupt interessierte?«
    Stimmt, dachte Eckert. Wir haben ihn nicht danach gefragt. Warum sollte er freiwillig darüber reden?
    »Wie lange kannten Sie ihn?«
    »Seit seiner Ankunft. Ich war sein persönlicher Begleiter.«
    »Was soll das heißen – Begleiter?«
    »Ich lehrte ihn unsere Sprache, er brachte mir die seine bei.«
    Eckert spürte Erregung. Wenn das so war, mußte Jathong Pendleton sehr gut gekannt haben.
    »Hatte er Feinde?«
    »Feinde?« Jathong schien den Begriff nicht zu kennen, und Eckert mußte ihm erklären, was ein Feind war. »Nein, er hatte keine Feinde. Wie sollte er auf Tunpesh Feinde haben?«
    Templin lehnte sich vor.
    »Wenn er keine Feinde hatte, warum hatte er dann keine Freunde? Sie kennen ihn zum Beispiel besser und länger als alle anderen, warum wurden Sie nicht sein Freund?«
    Jathong sah nicht gerade glücklich aus. Man schien eine Information von ihm zu verlangen, die er nicht gerne gab.
    »Pendleton war kava – ich kann das unmöglich erklären. Es gibt kein anderes Wort dafür. Sie würden es nicht verstehen.«
    Eckert begriff, daß er nicht zuviel Fragen stellen durfte, um Jathong nicht kopfscheu zu machen. Aber wenn er keine Fragen stellte, fand er auch nichts heraus. Ihm blieb keine andere Wahl.
    »Kannte Pendleton vielleicht eine von Ihren Frauen näher?«
    »Er kannte einige Frauen, so wie er die Männer kannte.«
    Damit konnte Eckert nicht viel anfangen. Er mußte präziser werden.
    »Liebte er vielleicht eine der Frauen?«
    Jathong sah so verblüfft aus, als hätte man ihn gefragt, ob Pendleton zwei Köpfe besaß.
    »Das wäre völlig unmöglich gewesen. Keine Frau unseres Stammes hätte sich in Pendleton verlieben können.«
    Wieder eine Frage und eine Antwort vergebens. Aber das spielt keine Rolle. Pendleton war ohnehin nicht der Mann, der sich einer unglücklichen Liebe wegen umgebracht hätte.
    »Warum nicht?« wollte Templin wissen. »Er sah doch gut aus und wäre sicherlich ein vorbildlicher Ehemann gewesen.«
    Jathong sah Templin an, als er erwiderte:
    »Ich sagte Ihnen schon einmal, daß Pendleton kava war. Somit war es auch unmöglich, daß ihn jemand liebte.«
    Das war eine Erklärung, obwohl es keine war. Wenn Jathong den Begriff kava nicht näher erläutern konnte oder wollte, waren weitere Fragen in dieser Richtung zwecklos. Eckert erkundigte sich nach anderen belanglosen Dingen, ehe er Jathong entließ. Sie wußten nicht mehr,

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