Heyne Galaxy 07
zu uns. Sie kümmern sich um unsere Ernährung und lesen uns alle Wünsche von den Augen ab.«
»Früher gab es auf der Erde Kannibalen. Sie fütterten ihre Gefangenen, bis sie fett genug zum Abschlachten waren.«
Eckert seufzte und beobachtete einen großen Käfer, der quer über den Holzboden lief. Es war schon schwer genug, aus einer fremden Rasse schlau zu werden, aber er mußte seine Anstrengungen praktisch verdoppeln. Erst einmal mußte er herausfinden, warum Pendleton gestorben war, und dann mußte er noch auf Templin aufpassen. Der Mann wollte seinen Freund rächen.
»Du bist also fest davon überzeugt, daß Pendleton ermordet wurde?«
»Ja, das bin ich.«
»Und warum?«
»Die Leute hier wissen, warum wir gekommen sind. Wir haben ihnen genügend entsprechende Hinweise gegeben. Aber bisher hat niemand Pendleton auch nur erwähnt. Keiner erklärte sich bisher bereit, uns zu helfen. Sieht so aus, als hätte ihn niemand gekannt, obwohl er länger als zwei Jahre hier wohnte. Wir erwähnten, daß wir gern Pendletons Freunde kennengelernt hätten. Hatte er denn keine? Das ist doch wohl kaum anzunehmen. Vielmehr glaube ich, daß man seine Freunde stumm gemacht oder gefangengesetzt hat. Wir sollen nichts über Pendletons Leben hier erfahren, und schon gar nichts über seinen Tod.«
»Und aus welchen Gründen, meinst du?«
Templin zuckte die Achseln.
Eckert öffnete die Fensterläden und sah hinaus. Etwa hundert Meter von ihnen entfernt ging eine Frau die Straße entlang. Sie führte zwei größere Tiere an der Leine, die sie wahrscheinlich auf den Markt brachte.
»Ihre Frauen sehen nicht schlecht aus.«
»Gut gewachsen«, gab Templin zu, »wie die Männer auch. Fast kann man Minderwertigkeitskomplexe bekommen, wenn man das alles sieht. Jeder hier ist so verflucht perfekt, niemand ist krank, niemand zu dick oder zu dünn, jeder fühlt sich glücklich. Der einzige Unterschied besteht darin, daß sie nicht alle gleich aussehen. Perfektion wird aber auf die Dauer langweilig.«
»Wirklich? Ist mir nicht aufgefallen.« Eckert wandte dem offenen Fenster seinen Rücken zu. Seine Stimme war gereizt. »Ich kannte Don Pendleton sehr gut. Das ist für mich noch lange kein Grund, mit Vorurteilen an die Aufklärung seines Todes heranzugehen. Wir wollen herausfinden, was wirklich geschehen ist, ohne uns von Gefühlen leiten zu lassen. Was wir herausbekommen, kann für die künftige Entwicklung wichtig sein, zumindest für jeden, der hier Dienst tun muß. Es gefällt mir nicht, daß du schon eine vorgefaßte Meinung von den Dingen hast!«
»Du kanntest Pendleton?« Templin grinste. »Glaubst du vielleicht, er hätte Selbstmord verübt?«
»Ich glaube auf keinen Fall daran, daß es so etwas wie einen Selbstmordtyp oder das Gegenteil gibt. Die Möglichkeit eines Mordes schließe ich ebenfalls nicht aus. Ich versuche nur, objektiv zu bleiben.«
»Was haben wir denn bisher herausgefunden?«
»Wir haben sechs Monate Zeit. Sechs Monate, um unter den Menschen zu leben und Bekanntschaften zu schließen. Wenn wir zu viele Fragen stellen, wird man mißtrauisch. Und vergiß nicht, Ray, wir sind die einzigen Terraner auf einem ganzen Planeten. Wenn Pendleton wirklich ermordet wurde, was wird man erst mit uns anstellen, wenn man erfährt, daß wir es wissen?«
Templins Augen blitzten kurz auf, aber dann drehte er sich um und ging zum anderen Fenster. Er sah hinaus.
»Du wirst recht haben«, murmelte er. »Wir können ein paar schöne Monate hier verbringen, Ted. Mag sein, daß ich Vorurteile habe, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, daß es Don hier nicht gefallen haben sollte.«
In fremder Umgebung ist es immer besonders schwer, den richtigen Augenblick zur Freude, zur Arbeit oder zum Nachdenken zu finden.
»Pelache, menshar?«
»Sharra.«
Eckert nahm die flache Schale mit den Pelachenüssen und gab sie dann an seinen Nachbar weiter. Jetzt war die Zeit zur Freude, nicht zur Arbeit oder zum Nachdenken. Er hatte erst vor wenigen Tagen von dem bevorstehenden Halera gehört und durch hingeworfene Bemerkungen erreicht, daß man ihn und Templin einlud. So ein Fest war die beste Gelegenheit, die Eingeborenen zu beobachten und ihre Sitten und Gebräuche kennenzulernen.
Es gab außer den Nüssen noch geröstete Ulami und gekochte Halunch. Außerdem verschiedene Sorten Gemüse und Früchte. Zwischendurch machte der Becher mit heißem, gewürztem Wein die Runde. Er schmeckte gut, aber Eckert bemerkte, daß niemand zuviel davon
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