Heyne Galaxy 07
trank.
Wie die alten Griechen, dachte er. Beherrschung in jeder Lebenslage.
Templin saß ihm auf der anderen Seite des großen Kreises gegenüber. Er sah ganz so aus, als mache ihm die Sache Spaß, aber unter seinem Rock war das Energiepäckchen versteckt; die Ausbeulung im Stoff verriet es nur zu deutlich. Dabei mußte jeder Narr wissen, daß auf einem Fest wie diesem nichts passieren konnte. Die einzige Gefahr war Templin selbst. Wenn er die Nerven verlor und einen Fehler beging, konnte es brenzlig werden. Im Augenblick sah es allerdings nicht danach aus.
Er wird eine schöne Wut haben, dachte Eckert, wenn er herausfindet, daß ich sein Energiepäckchen sabotiert habe.
»Sie sehen so nachdenklich aus, Menshar Eckert.«
Eckert nahm einen Schluck von dem Wein und wandte sich an den Eingeborenen, der neben ihm auf der Erde saß. Er war ein hochgewachsener, muskulöser Mann mit scharfen Augen und einem Benehmen, das Autorität verriet.
»Ich habe midi nur gefragt, ob mein Landsmann Pendleton euch irgendwann einmal beleidigt hat, Nayova.«
Vielleicht konnte er jetzt etwas erfahren. Die Gelegenheit dazu war günstig.
»Menshar Pendleton hat niemand beleidigt, soviel ich weiß. Ich weiß zwar nicht, welche Aufgaben und Pflichten er hier bei uns zu erfüllen hatte, aber er war ein freundlicher und großzügiger Mensch.«
»Ich bin sicher, daß er das war.« Eckert knabberte an einem Knochen. »Ich bin auch sicher, daß Sie alle zu ihm genauso freundlich waren, wie Sie es jetzt zu uns sind. Meine Regierung ist Ihnen allen dafür sehr dankbar.«
»Wir haben alles versucht, ihm den Aufenthalt auf unserer Welt so angenehm wie möglich zu machen. Er wohnte im selben Haus, in dem Sie nun wohnen, und wir brachten ihm Essen und Trinken.«
Eckert verspürte ein klammes Gefühl, das aber schnell wieder verging. Es würde besser sein, wenn Templin niemals erfuhr, was Nayova soeben gesagt hatte. Er wischte sich den Mund mit einem breiten Blatt ab und nahm erneut einen Schluck von dem Wein.
»Wir waren sehr schockiert, als wir erfahren mußten, daß Menshar Pendleton sich selbst tötete. Wir kannten ihn gut, und wir konnten uns nicht vorstellen, daß er so etwas getan haben sollte.«
Nayovas Blick ging in eine andere Richtung.
»Vielleicht war es der Wille der Großen«, sagte er vage. Er schien nicht gern über das Thema zu sprechen.
Eckert betrachtete seinen Becher mit Wein und versuchte, sich aus dem bisher Erfahrenen ein Bild zu machen. Es sah ganz so aus, als sei der Selbstmord eine Art Tabu, über das man einfach nicht redete. Das gestaltete die Nachforschungen natürlich schwieriger, da man keine Fragen stellen durfte.
Später versammelte man sich in einem großen Saal. Musik ertönte, und dann betraten mehrere junge Männer und Mädchen den Raum. Sie knieten vor Nayova nieder, dann stellten sie sich mitten im Kreis der Zuschauer auf und begannen zu tanzen.
Zuerst langsam, dann immer schneller. Eine Trommel gab den Rhythmus an. Die Tänzer waren fast nackt, und ihre Glieder schimmerten, als habe man sie eingefettet. Eckert konnte nicht verhindern, daß sein Blick zu wandern begann, und was er sah, war nicht unerfreulich. Gegenüber saß Templin mit rotem Gesicht.
Plötzlich war eine leise Stimme an seinem Ohr. Sie sagte:
»Wir können uns nicht vorstellen, daß irgend jemand das tun würde, was Menshar Pendleton getan hat. Es wäre …« Die Stimme flüsterte ein Wort in der Eingeborenensprache, das Eckert ungefähr mit »gemein« übersetzte.
Die Tänzer erhielten Kränze, die sie sich umhängten, dann verließen sie unter Verbeugungen den Saal. Andere Vorstellungen folgten, ein paar Akrobaten und ein Sänger. Ausgezeichnet, dachte Eckert bei sich. Sie sind alle ganz ausgezeichnet.
Die Schale mit den Nüssen machte abermals die Runde. Während Eckert sich bediente, sagte Nayova zu ihm:
»Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, so lassen Sie mich es wissen. Sie müssen nur fragen.«
Wahrscheinlich wäre es falsch, sich eine Liste mit Pendletons Freunden geben zu lassen, aber man konnte den Wunsch ja umschreiben.
»Ich würde gern einige Leute treffen, die mit Pendleton zu tun hatten, geschäftlich oder privat.«
»Das kann geschehen. Ich werde sie bitten, in der kommenden Woche zu Ihnen zu gehen.«
Auf dem Heimweg regnete es ein wenig. Die Straßen waren voller Pfützen. Eckert spürte, wie seine Kleider am Leib klebten, aber es machte ihm nichts aus. Der Regen war warm, und die Bäume und das
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