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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Der Friedhof war noch mehr als tausend Meter entfernt. Er wartete, bis das Taxi verschwunden war, packte die Tasche mit der Blitzlichtkamera und der zusammenlegbaren Schaufel fester unter den Arm und machte sich auf den Weg. Er schauderte zusammen, als er an das dachte, was er plante. Der Krieg hatte ihm gezeigt, daß er kein Held war und nie einer sein würde. In ihm steckte noch zuviel von der alten Furcht vor Dunkelheit und Friedhöfen und Gräbern. Aber diesmal half nichts. Er mußte wissen, was in dem Sarg war – wenn noch etwas drin war.
    Was ihm noch fehlte, war der schlüssige Beweis. Was geschah mit den Fremden während des Regenerierungsprozesses? Nahmen sie während dieser Zeit ihre wahre Form an? Waren sie bei Bewußtsein, oder verfielen sie dabei in einen tiefen Schlaf? Dane hatte oft darüber nachgedacht, aber niemals eine Antwort auf seine Fragen gefunden.
    Auch war es ihm schleierhaft, wie es ihnen gelang, ihr Grab zu verlassen. Vielleicht war es wirklich möglich, einen Sarg zu öffnen und sich durch die noch lockere Erde nach oben zu arbeiten. Eine Kreatur, die nicht viel Luft zum Atmen benötigte, würde es vielleicht schaffen, besonders dann, wenn es um ihre Existenz ging. Die meisten Särge sahen stabiler aus, als sie waren. Allerdings gab es auch Särge, die nur von außen geöffnet werden konnten.
    Es gab Geschichten darüber, daß man Leichen nach längerer Zeit wieder ausgegraben hatte. Haare und Fingernägel, so wurde erzählt, seien weitergewachsen. War das die Wahrheit, oder nur ein Märchen? Und wenn es stimmte, waren die Toten dann Menschen gewesen, oder vielleicht nicht doch Fremde, die nicht aus den Gräbern gekommen waren? Sie hatten noch gelebt, aber dann war ihnen die Luft ausgegangen. Sie waren endgültig gestorben. Vielleicht nach Wochen oder Monaten. Haare brauchen lange, um einige Zentimeter zu wachsen.
    Es gab aber auch noch andere Geschichten. Man hatte hier und da feststellen können, daß die Leichen in ihren Särgen getobt hatten. Wie mußte einem Fremden zumute sein, wenn er plötzlich feststellte, daß der richtige Tod näherrückte und es kein Entrinnen mehr gab. Wie lange hatte er noch gelebt, Und wie schnell wird man in solchen Augenblicken letzter Erkenntnisse verrückt?
    Dane schauderte abermals zusammen, aber er verlangsamte seine Schritte nicht. Er sah schon die Friedhofsmauer vor sich. Er kannte Blandings Sarg – er war aus Metall und unmöglich von innen aufzubrechen. Das fremde Wesen mußte noch in ihm sein, wenn es keine Verbündeten besaß. Aber selbst dann, wenn der Sarg leer war, genügte das als Beweis für seine Theorie.
    Dane vermied es, durch den Haupteingang den Friedhof zu betreten. Er wußte nicht, ob ein Wärter vorhanden war. Hundert Meter neben dem Tor stand ein großer Baum dicht neben der Mauer. Er warf seine Tasche hinüber und stieg auf den Baum. Es war nicht gerade einfach, aber als er sich schließlich fallen ließ, landete er auf weichem Gras. Der Himmel war bewölkt, aber ab und zu kam der Mond durch und tauchte alles in silbernes, geisterhaftes Licht. Er fand seine Tasche und machte sich auf die Suche nach dem Grab.
    Er bewegte sich vorsichtig von Schatten zu Schatten, und er spürte, wie seine Haut zu prickeln begann. Besonders im Nacken, wo sich die kurzen Haare aufrichteten. Das Grab zu finden war in der Dunkelheit schwerer, als er es sich vorgestellt hatte. Mit der kleinen Taschenlampe las er die Inschriften auf den Steinen, wenn er unsicher wurde. Aber auf Blandings Grab war noch kein Stein. Der würde erst später nachfolgen.
    Endlich hatte er es gefunden.
    Trotz der kühlen Nacht begann er zu schwitzen, als er mit der Arbeit begann. Im Krieg hatte er es gelernt, Gräber und Schützenlöcher anzulegen, außerdem war der Boden noch weich und locker. Einmal, als der Mond für längere Zeit durch die Wolken kam, pausierte er. Über ihm in den dunklen Bäumen war ein Geräusch. Er hatte es schon früher gehört. Vielleicht war es nur ein Tier. Was auch sonst?
    Mit den bloßen Händen fegte er die restliche Erde vom Sargdeckel, als er ihn endlich freigelegt hatte. Er spürte die anschwellenden Blasen. Sie schmerzten. Aber dann fluchte er.
    Die Deckelverschlüsse waren fast am Boden angebracht, und er mußte weitergraben. Schließlich war auch das geschafft.
    Der Deckel war so schwer, als bestünde er aus Blei. Er ließ sich kaum anheben. Dane zögerte. Was würde ein fremdes Wesen tun, wenn es sich entdeckt sah? Oder lag Harding im

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