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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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auf Hadwell zu, umarmten ihn begeistert und drückten ihm dankbar die Hände. Alle lachten und waren unsagbar fröhlich.
    »Die Zeremonie findet noch heute statt«, sagte der Priester. »Unten im Dorf, vor dem Bildnis Thangookaris.«
    Die Prozession bewegte sich zurück ins Dorf. Lag führte, Hadwell und Mele gingen in der Mitte. Das Mädchen hatte bisher noch kein Wort gesprochen.
    Schweigend überquerten sie auch die Brücke über den reißenden Fluß, einer nach dem anderen. Dann wartete man auf die Nachzügler. Hadwell bemerkte, daß sich alle um ihn drängten, und wenn er nicht gewußt hätte, daß sie seine besten Freunde waren, so wäre ihm sicherlich angst und bange geworden.
    Plötzlich zerriß ein Schrei die Stille. Alle rannten zum Felsenufer und sahen sofort, was geschehen war. Kataga, der als letzter über die Brücke gegangen war, befand sich in Lebensgefahr. Die Brücke war aus unerklärlichen Gründen gerissen. Zwar hielt sich der alte Mann an einem pendelnden Seil fest, aber seine Kräfte reichten nicht mehr aus. Er ließ los und stürzte in die tobende Gischt.
    Hadwell sah alles mit unglaublicher Klarheit, wie in einem Traum. Er sah Kataga fallen, ein Lächeln voller Genugtuung auf den Lippen, er sah die Felsen, das reißende Wasser, die Klippen …
    Kataga fiel in den sicheren Tod.
    »Kann dein Vater schwimmen, Mele?«
    »Nein. Er wollte es nie lernen. Oh, Vater, warum hast du das getan?«
    Die weiße Gischt erschreckte Hadwell mehr, als es jemals etwas anderes getan hatte. Selbst die Leere des Weltraums schien ihm nicht so fürchterlich zu sein. Aber es war der Vater seiner Frau, der dort unten starb, und niemand schien bereit zu sein, ihm zu helfen.
    Ohne Überlegung hechtete er in die Tiefe.
    Kataga war schon besinnungslos, als Hadwell ihn erreichte. Er konnte ihn bei den Haaren fassen und sich von der Strömung treiben lassen. Mit den Beinen versuchte er, dem Ufer entgegenzuschwimmen. Aber er schaffte es nicht. Die Strömung war so stark, daß er immer wieder unterging, und nur mit Mühe entging er den ersten Klippen.
    Am Ufer rannten die Igathier mit. Sie schrien und brüllten, aber Hadwell verstand kein Wort.
    Er spürte, wie seine Kräfte nachließen. Verzweifelt versuchte er, dem Ufer näherzukommen. Ein Felsen unter der Wasseroberfläche streifte sein Bein. Der Schmerz ließ ihn fast die Besinnung verlieren, aber er hielt Kataga immer noch an den Haaren. Als Meles Vater aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte, begann er um sich zu schlagen.
    »Nur nicht aufgeben, Kataga«, ermahnte ihn Hadwell. »Wir haben es bald geschafft.«
    Mit letzter Kraft gelang es Hadwell, sich an einem weit überhängenden Ast festzuhalten. Er wartete, bis die Dorfbewohner – allen voran der Priester – herbeigeeilt waren und ihn aus dem Wasser zogen.
    Sie trugen die beiden Männer ins Dorf. Als Hadwell endlich wieder richtig atmen konnte, drehte er sich um und lächelte Kataga zu.
    »Das war verdammt knapp, Schwiegervater«, sagte er.
    »Was mischst du dich ein«, antwortete Kataga wütend, spuckte ihn an und wankte davon.
    Hadwell sah ihm mit offenem Mund nach.
    »Hoffentlich hat er nicht den Verstand verloren.« Er richtete sich auf. »Was ist nun mit der Feier? Fangen wir an?«
    Die Männer drängten sich um ihn. Ihre Gesichter waren aber nicht mehr freundlich.
    »Ha, die Feier! Ultima ratio!«
    »So ein Kerl!«
    »Erst zieht er Kataga aus dem Fluß, und dann will er … unglaublich!«
    »Frechheit!«
    »Sein eigener Schwiegervater – und er rettet ihm das Leben!«
    »Er verdient die Ehrung nicht!«
    »So ein Mann«, faßte Vassi zusammen, »verdient überhaupt nicht, jemals zu sterben!«
    Hadwell begann sich zu fragen, ob sie alle den Verstand verloren hatten. Er ging, immer noch ein wenig unsicher auf den Beinen, zu seinem Freund, dem alten Priester.
    »Was soll das alles bedeuten?« fragte er. Aber Lag sah ihn nur traurig und vorwurfsvoll an. »Was ist denn mit der Feier? Warum habe ich sie nun nicht mehr verdient?«
    »Du hättest sie verdient, wirklich, du hättest die ultima ratio verdient, als eine Art abstrakte Bestrafung. Aber es geht hier um mehr als nur um bloße Gerechtigkeit. Das Prinzip der Gnade Thangookaris darf niemals angetastet werden. Indem du den armen Kataga aus den Fluten zogst, hast du gegen alle diese Prinzipien verstoßen, Hadwell. Ich fürchte, das war unverzeihlich.«
    Hadwell wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Vielleicht gab es ein Gesetz, das den Leuten verbot, jemand aus dem

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