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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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ihrem Volk ununterbrochen helfen muß. Dann spricht sie immer von der ultimativen Zeremonie, wenn ich das Wort richtig übersetzt habe. Es muß etwas mit einer Feier zu tun haben.
    Aber ich habe mich geweigert. Ein Jahr werde ich ausruhen. Das habe ich mir verdient.
    Nach der Hochzeit soll noch eine zweite Feier stattfinden. Sie nennen sie ›ultima ratio‹ oder so ähnlich. Sie hat etwas mit mir zu tun. Vielleicht will man mich damit ehren und mir für meine Arbeit danken. Jedenfalls wurde ich gefragt, ob ich annehme. Natürlich habe ich zugesagt. Das Fest verspricht sehr interessant zu werden.«
    Angeführt von dem alten Priester marschierte das ganze Dorf hinauf zum Gipfel, wo schon seit undenkbaren Zeiten die Hochzeiten zwischen den Igathiern stattfanden. Männer und Frauen hatten sich festlich geschmückt. Vier kräftige Männer, die in der Mitte der Prozession gingen, trugen einen seltsam anzusehenden Kasten. Hadwell achtete nicht besonders darauf. Er wußte nur, daß man den Kasten vorher im Tempel aufbewahrt hatte.
    Einer nach dem anderen passierten sie die schwankende Weinbrücke. Kataga machte den Abschluß. Heimlich überprüfte er die Schnittstelle im Hauptseil und grinste zufrieden vor sich hin.
    Der Gipfel war ein schmales Plateau aus schwarzem Fels, das über den See hinausragte. Hadwell und Mele standen am äußersten Ende, der Menge und dem Priester zugewandt.
    Lag hob beide Arme.
    »Oh, großer Thangookari, segne Hadwell, deinen Botschafter, der aus dem Himmel in einer glänzenden Kugel zu uns kam und der uns so viel Gutes getan hat, wie nie ein Mensch zuvor. Segne auch deine Tochter Mele und sorge dafür, daß sie ihren Gatten stets in guter Erinnerung behält und niemals die Sitten ihres Volkes vergißt.« Der Priester sah Mele an, als er das sagte, und das Mädchen gab den Blick fest zurück. »Damit erkläre ich euch beide für Mann und Frau«, schloß Lag.
    Hadwell nahm Mele in seine Arme und küßte sie. Das Volk jubelte. Kataga grinste noch immer.
    »Und nun«, fuhr der Priester fort, »habe ich eine gute Nachricht für dich, Hadwell. Eine große Nachricht, Hadwell.«
    »Oh …«, machte Hadwell überrascht und ließ seine junge Frau los.
    »Wir haben beraten und entschieden, Hadwell. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, daß du die ultima ratio verdient hast.«
    »Vielen Dank«, sagte Hadwell.
    Der Priester machte ein Zeichen. Die vier Männer brachten die Kiste herbei und setzten sie nieder. Jetzt erst betrachtete Hadwell sie genauer. Es war eine flache Kiste, und sie sah mehr wie ein Bett aus. Sie war aus schwarzem Holz gefertigt. Am Innenrand des Rahmens waren scharfe Spitzen, Dornen, gezackte Muscheln und messerartige Instrumente angebracht. Darunter Gefäße, die noch leer waren.
    Hadwell begriff nicht, was das Ganze bedeuten sollte.
    »Es ist heute das erstemal seit sechs Jahrhunderten«, erklärte Lag, der Priester, »daß wir das Instrument aus dem Schrein holen. Das letztemal taten wir es für V'ktat, den Halbgott, der unsere Rasse rettete. Heute tun wir es für dich, Hadwell.«
    »Ich fürchte, ich bin der Ehre nicht würdig«, sagte Hadwell erschrocken und wurde ganz rot im Gesicht.
    Über soviel Bescheidenheit gerührt, schwieg die Menge ergriffen.
    »Glaube mir«, sagte Lag, »du bist würdig! Nimmst du an?«
    Hadwell sah Mele an. Es gelang ihm nicht, den Ausdruck ihres hübschen Gesichts zu definieren. Auch der Priester verriet nichts. Die Gesichter der Zuschauer zeigten lediglich Erwartung. Niemand sprach. Hadwell betrachtete noch einmal das, was sie Instrument nannten. Es sah nicht verlockend aus. Ihm kam ein ungeheurer Verdacht.
    Hatte er sich etwa in den Igathiern getäuscht? So ein Gestell konnte doch nur der Marter dienen. Die Spitzen und Messer und die anderen Instrumente, deren Sinn er nicht einmal erraten konnte! Hadwell schauderte plötzlich und fror, trotz der Sonnenhitze.
    Die Menge vor ihm bildete eine undurchdringliche Mauer. Hinter ihm, dreihundert Meter unter dem Plateau lag der See. Neben ihm stand Mele. Ihr Gesichtsausdruck zeigte nun Bewunderung und hingabebereite Liebe. Auch in den Gesichtern der Dorfbewohner spiegelten sich Freude, Dankbarkeit und Freundschaft wider. Was machte er sich nur für Gedanken? Sie alle hatten ihm so viel zu verdanken, daß sie ihn niemals verletzen würden. Das Instrument hatte sicherlich nur symbolische Bedeutung.
    »Ich nehme die ultima ratio an«, sagte er schließlich zu Lag.
    Der Jubel war unbeschreiblich. Männer liefen

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