Heyne Galaxy 08
selbst Sorgen, nur wegen der Dinge, um die es dir hier geht. Du bist verdammt gierig, Lennie, verdammt gierig.«
Seine Stimme klang ruhig. »Wenn ich dich nicht irgendwie aufhalte, wirst du dem ganzen Universum das antun, was du dem armen Captain angetan hast. Es wäre falsch von mir, wenn ich das geschehen ließe. Du wirst einsehen, daß ich dich aus diesem Grunde umbringen muß. Es tut mir leid, Lennie, denn ich mag dich irgendwie, doch ich weiß, daß du mich verstehen wirst.«
Und er sprang auf Mattern los, und die vier monströsen Arme, die er im Hyperraum besaß, streckten sich vor, und das Auge auf seiner Stirn leuchtete böse.
Mattern wich zurück. Er lachte immer noch. Wenn Balas plötzlich vernünftig geworden ist, dachte er, bin ich dann vielleicht verrückt geworden? Ich bin mir all der Dinge bewußt, die um mich herum vorgehen. Ich weiß um die Gefahr, in der ich schwebe, ich weiß, was ich tue. Tatsächlich habe ich – abgesehen von meinem Lachen – meinen ganzen Körper in der Gewalt. Ich weiß, wo wir uns befinden – Balas und ich sind allein, eingeschlossen in diesem Schiff –, und nur einer von uns kommt hier lebend wieder heraus.
Zweifellos hätten die Xhindi die Außenhülle des Schiffes durchdringen oder die Luftschleusen öffnen können, wenn sie gewollt hätten. Doch sie schienen es nicht einmal versuchen zu wollen, sondern blieben einfach draußen und beobachteten. Die beiden Menschen standen sich in jenem fremden Universum gegenüber. Mattern vermochte nicht zu entscheiden, ob die Xhindi ihren Spaß an der Auseinandersetzung hatten, wie es bei einer Gruppe Menschen unter den gleichen Bedingungen der Fall gewesen wäre; doch es schien eine gewisse Spannung um den Ausgang zu herrschen – nicht nur um den Ausgang des Kampfes, sondern einer anderen, inneren Auseinandersetzung. He, ich fange ja an, ihre Gedanken zu lesen, erkannte er plötzlich, als seine Angst und Hysterie am größten waren. Ich komme ihnen jeden Augenblick näher.
Doch auch Balas näherte sich. Mattern hatte natürlich eine Energiepistole, fürchtete sich jedoch, die Waffe anzuwenden. Ein plötzliches Aufflammen fremder Energie mochte die verheerendsten Folgen für beide Universen haben. Und doch war er mit bloßen Händen kein Gegner für den größeren und stärkeren Mann. Glücklicherweise hatte er sich nie als Held aufgespielt, nicht einmal sich selbst gegenüber. Also war er durchaus in der Lage, sich umzuwenden und davonzulaufen. Balas verfolgte ihn durch die verlassenen Gänge der Valkyrie, und Matterns Lachen schrillte wild durch die leeren Gänge.
Seine einzige Hoffnung bestand darin, eine Handwaffe zu finden – oder etwas, das als Waffe zu gebrauchen war. Dann, als er eine Ecke umrundete, sah er die Feueraxt neben dem Bullauge. Das Relikt aus der Frühzeit der Raumfahrt kam ihm jetzt zugute.
Instinktiv riß Mattern die Axt aus ihren Halterungen. Instinktiv wußte er, wie er damit umgehen mußte. Er wandte sich um und begegnete Balas' Ansturm, und sein Gelächter klang in seinen Ohren.
Der Ansturm des Wahnsinnigen erfolgte mit unglaublicher Geschwindigkeit, doch Mattern war um mindestens zehn Jahre jünger. Er redete sich ein, daß er Balas ja nur betäuben wollte, doch er war sich im selben Augenblick bewußt, daß das Problem in einem solchen Fall nur aufgeschoben war. Er hob die Axt und ließ sie niedersausen. Und dann war Mattern allein, als einziges menschliches Wesen in einem fremden Zeitkontinuum und Weltall, in seinem Schiff eingeschlossen, allein mit dem herumstiebenden weißen Staub, der einst sein Freund gewesen war, und mit dem blutenden Körper, der einmal sein Freund gewesen war, und der ihn kaum zwei Minuten nach seinem Tod bereits zu verfolgen begonnen hatte. Erst jetzt erinnerte sich Mattern an den anderen Mann, den er auf ähnliche Weise getötet hatte.
Karl Brodek hatte ihn nie verfolgt, doch das lag daran, daß Len von der Rechtmäßigkeit seines Todes überzeugt war – es war Rache gewesen, kein Mord. Denn Len hatte gesehen, wie Brodek seine Mutter umgebracht hatte, nicht mit einem Schlag, sondern nach und nach. Es war ihr Gesicht, das stets bei ihm war, ihre blauen Augen und ihre süße Stimme. Sie war der einzige Mensch gewesen, der ihm je etwas bedeutet hatte – der Bruder war für ihn niemals mehr gewesen als ein heulender Haufen Protoplasma. Und dann natürlich Schiemann, in gewisser Hinsicht. Jetzt war er allein, einsamer als je zuvor in seinem einsamen Leben.
Er wußte,
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