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Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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und ich glaube kaum, daß jemals etwas derart auf volkstümlichen Appeal zugeschnitten worden war wie das Fernsehgespann ›Andy und Dandy‹.
    Diese beiden fiktiven Schlangen schlichen sich in das Herz Amerikas wie eine Virusinfektion; buchstäblich über Nacht sprach jeder von ihren anthropomorphen Spaßen, wiederholte ihre Gags und erinnerte Freunde und Bekannte daran, ja nicht die nächste Sendung zu versäumen.
    Ich sorgte natürlich weiterhin für die entsprechende Tiefenwirkung durch Nebenprodukte. Andy-und-Dandy-Puppen für Mädchen, schlangenförmige Roller für Jungen. Von den entsprechenden Bildern auf Cocktailgläsern bis zu nett anzuschauenden Küchenschürzen wurde an alles gedacht. Natürlich konnte ein Teil dieser gezielten Produkte erst nach der großen Ankündigung auf den Markt kommen.
    Als wir den Zeitungen das Startzeichen gaben, stellten wir eine Reihe von Schlagzeilen zur Wahl, an die sich die Redaktionen allerdings halten mußten. Sogar die New York Times mußte sich zu dem Aufschrei bequemen: ›ANDY UND DANDY ERWACHEN ZUM LEBEN!‹ Darunter erschien ein vierspaltiges Foto der blonden Baby Ann Joyce mit den Schlangen, das als Aufhänger gedacht war.
    Man hatte Baby Ann extra dieses Fotos wegen aus Hollywood herangeflogen. Der Schnappschuß zeigte sie zwischen den beiden Fremden, wie sie je einen Augententakel der beiden in ihren vertrauenden, niedlichen Händen hielt.
    Die Spitznamen hielten sich, und die beiden schleimigen Intellektuellen von einem anderen Stern erlangten sogar eine größere Publicity als der bekannte Evangelist, der wegen Bigamie vor Gericht gestellt worden war.
    Andy und Dandy wurden in New York mit einer Konfettiparade empfangen. In Chicago legten sie den Grundstein für die neue Universitätsbibliothek. Sie posierten willig für Fernsehen und Wochenschauen – vor den Orangen Floridas, neben den Kartoffeln Idahos, mit dem Bier Milwaukees. Sie waren wunderbar hilfsbereit.
    Gelegentlich fragte ich mich, was sie wohl von uns halten mochten. Aus ihrem Gesichtsausdruck war leider nichts zu schließen, weil sie gar kein Gesicht hatten. Ihre langen Augenstiele schwangen interessiert von einer Seite auf die andere, als sie im offenen Wagen des Bürgermeisters den tobenden Broadway entlangfuhren; ihre gelatineartige Fußfläche hob sich in periodischen Abständen, und der darunter verborgene Mund stieß schmatzende Geräusche aus, doch als die Fotografen sie baten, sich um einige kaum bekleidete Schönheiten zu arrangieren, während sie bei einer Malibu-Strand-Show mitwirkten, gehorchten sie ohne ein weiteres Wort. Das ist mehr, als ich über die kaum bekleideten Schönheiten sagen kann.
    Und als die siegreiche Mannschaft sie mit einem autogrammgeschmückten Baseball der diesjährigen Meisterschaft beehrte, verbeugten sie sich würdevoll, wobei ihre rosafarbenen Gehäuse in der Sonne blitzten, und sagten heiser in die Batterie der Mikrophone: »Wir sind die glücklichsten Fans der Welt.«
    Das Land schloß sie in sein Herz.
    »Wir können sie nicht für uns behalten«, sagte Trowson. »Haben Sie den Bericht über die gestrige UN-Generalversammlung gelesen? In der Debatte wurden wir angeklagt, gegen die Interessen unserer Spezies eine geheime Allianz mit nichtmenschlichen Aggressoren einzugehen.«
    Ich zuckte die Achseln. »Dann schicken wir sie eben über Land. Ich glaube nicht, daß irgend jemand mehr aus ihnen herausholen kann als wir.«
    Professor Trowson hievte seinen kurzen Körper auf eine Ecke seines Schreibtisches. Er nahm einen Schnellhefter mit Schreibmaschinennotizen zur Hand und schnitt eine Grimasse, als hätte er etwas Unzumutbares gegessen.
    »Vier Monate sorgfältigen Studiums«, murmelte er. »Vier Monate eingehender Befragung durch geschulte Soziologen, wobei wir jede freie Minute der Fremden ausnutzten – was natürlich nicht allzu viel war, wie ich zugeben muß. Vier Monate gezielter Untersuchung, sorgfältiger Datenauswertung.« Er ließ die Mappe verächtlich auf die Tischplatte fallen, wobei einige Blätter herausrutschten. »Und wir wissen noch immer mehr über die soziale Struktur von Atlantis als über Beteigeuze IX!«
    Wir befanden uns in einem Flügel des Pentagon, der für die Arbeit mit den Fremden reserviert worden war. Die Militärs hatten – treffend wie sie manchmal sind – dem Projekt den Namen ›Projekt Enzyklopädie‹ gegeben. Ich wanderte durch den großen sonnigen Raum und warf einen Blick auf die neueste Organisations-Wandkarte. Ich

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