Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
nickte. »Unsere Ingenieure waren verständlicherweise ein wenig neugierig. Man lud sie allerhöflichst ein, das fremde Schiff zu besichtigen. Als sie wieder ans Tageslicht kamen, stand ihnen buchstäblich der Mund offen.«
    Ich begann mich ungemütlich zu fühlen und knipste mir ein kleines Stück Fingernagel ab. »Nun, Professor, wenn diese Wesen derart fremd, derart anders sind …«
    »Nicht nur das. Überlegen sind sie uns. Das sollten Sie sich von Anfang an klarmachen, weil es für Ihre Arbeit hier sehr wichtig ist. Die besten Techniker, die wir in der Eile zusammentrommeln konnten, sind im Vergleich zu diesen Fremden nur eine Gruppe von Südsee-Insulanern, die mit einem Gewehr und einem Kompaß zurückzukommen versuchen, wo sie bisher nur von Speeren und Südsee-Unwettern eine Ahnung hatten. Diese Wesen gehören einer über die ganze Galaxis verstreuten Zivilisation von Rassen an, die mindestens auf ihrer Entwicklungsstufe stehen; wir sind nichts als ein Haufen zurückgebliebener Tölpel in einem abgelegenen Teil der Galaxis, der erst noch erforscht werden soll. Vielleicht will man uns auch ausbeuten, wenn wir uns dumm anstellen. Wir müssen also einen sehr guten Eindruck machen, und wir müssen schnell lernen.«
    Ein würdig aussehender Regierungsbeamter mit einer Aktentasche löste sich aus der nickenden und lächelnden Gruppe um die Fremden und kam auf uns zu.
    »Phüüüh«, bemerkte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Dann dachte ich einen Augenblick nach und fragte: »Aber warum haben Sie gerade mich hinzugezogen? Ich werde doch wohl kaum in der Lage sein, Konstruktionspläne zu entziffern, die von einem Planeten … äh …«
    »Beteigeuze. Neunter Planet des Sternes Beteigeuze. Nein, Dick, Doktor Warbury ist bereits hier gewesen. Als er zwei Stunden mit ihnen zusammengewesen war, konnten sie perfekt Englisch, während er in drei Tagen nicht ein einziges Wort ihrer Sprache zu identifizieren vermochte. Und Leute wie Lopez und Mainzer werden langsam verrückt auf der Suche nach der Energiequelle der Fremden. Nein, für die wissenschaftlichen Aufgaben haben wir bereits die besten Köpfe dieses Landes zusammengerufen. Ihre Arbeit liegt auf anderem Gebiet, auf einem Gebiet, das Ihnen vertraut ist.«
    Er hielt einen Augenblick inne. »Wir haben Sie im Hinblick auf Ihren Ruf als Werbefachmann berufen, Dick, als Verantwortlichen für die Public-Relations-Seite. Sie sind die Abteilung für den ›guten Eindruck‹ in unserem Programm.«
    Der Beamte mit der Aktentasche zupfte mich am Ärmel, und ich wandte mich unwillig ab. »Ist das nicht die Aufgabe von entsprechend geschulten Regierungssprechern?« fragte ich Trowson.
    »Nein. Erinnern Sie sich an Ihre Worte, als Sie die Fremden zum erstenmal sahen? Schlangen! Wie, glauben Sie, wird dieses Land die Vorstellung aufnehmen, daß Schlangen – gigantische Schlangen – naserümpfend auf unsere Wolkenkratzerstädte, unsere Atombomben, unsere fortschrittliche Mathematik herabsehen? Wir sind eine Rasse ausgesprochen eingebildeter Affen. Auch fürchten wir uns vor dem Dunkel. Das alles muß überwunden werden.«
    Ich verspürte ein sanftes Klopfen auf der Schulter und sagte ungeduldig: »Bitte!« Ich sah, wie die leichte Sommerbrise mit der zerknitterten Kleidung von Professor Trowson spielte und bemerkte gleichzeitig die winzigen roten Äderchen in seinen müden Augen. Er schien eine schlaflose Nacht hinter sich zu haben.
    »›Entsetzliche Ungeheuer aus dem Weltall!‹ Schlagzeilen wie diese, nicht wahr, Professor?«
    »›Schlangen mit Überheblichkeitskomplex!‹ Noch wahrscheinlicher ›Dreckige Schlangen!‹ Wir haben Glück, daß die Fremden in unserem Land niedergegangen sind, und dazu noch in der Nähe unserer Hauptstadt. In einigen Tagen werden wir die Regierungen anderer Nationen verständigen müssen. Dann wird es nicht mehr lange dauern, bis die Nachricht auf breitester Basis hinausgeht. Es darf uns nicht daran liegen, daß unsere Besucher von Menschenmassen angegriffen werden, die sich der Hysterie, dem Aberglauben oder einfach der Vorstellung einer ›Splendid Isolation‹ der Erde ergeben. Wir wollen vermeiden, daß sie nach ihrer Rückkehr erzählen müssen, von überspannten Fanatikern angefallen worden zu sein, die ihnen die Worte zubrüllten: ›Geht dahin zurück, woher ihr gekommen seid, ihr Schleimviecher!‹ Wir wollen ihnen den Eindruck vermitteln, daß wir eine relativ verträgliche, relativ intelligente Rasse sind, mit der man

Weitere Kostenlose Bücher